Castle 1 - Castle, R: Castle 1
keinen Hehl aus ihrer Ungeduld. „Kommen Sie schon, Pochenko ist immer noch auf freiem Fuß. Sie sollten Geleitschutz haben.“
„Sie? Und wer beschützt Sie dann? Ich jedenfalls nicht.“
„Jetzt tun Sie nicht so tough.“
„Hören Sie, wenn Sie irgendwelche Zweifel daran hegen, dass ich auf mich selbst aufpassen kann, gebe ich Ihnen gerne eine kleine Demonstration. Haben Sie eine gute Krankenversicherung?“
„Schon gut. Was, wenn das nur meine armselige Ausrede ist, um mir Ihre Wohnung ansehen zu können? Was würden Sie dazu sagen?“
Nikki sah über die Straße und dann zurück zu ihm. Sie lächelte und sagte: „Ich bringe Ihnen morgen ein paar Bilder mit.“ Die Ampel sprang auf grün, sie überquerte die Straße und ließ ihn einfach an der Ecke stehen.
Eine halbe Stunde später stieg Nikki die Treppe der U-Bahn-Station hoch, betrat den Bürgersteig an der Dreiundzwanzigsten Straße East und sah, wie die Nachbarschaft in Dunkelheit versank. Manhattan hatte nun doch das Handtuch geworfen und war das Opfer eines stadtweiten Stromausfalls geworden. Zuerst entstand eine befremdliche Stille, als Hunderte von Klimaanlagen in den Fenstern der Wohnhäuser gleichzeitig zum Stillstand kamen. Die Scheinwerfer der Autos auf der Park Avenue spendeten ein schwaches Leuchten, aber die Straßenlampen und Ampeln waren ausgefallen. Schon bald erklangen wütende Hupgeräusche, und die New Yorker Autofahrer begannen, um jedes Stück Asphalt und das Vorrecht auf der Straße zu kämpfen.
Ihre Arme und Schultern schmerzten, als sie in Richtung ihres Blocks ging. Sie stellte den Sargent-Druck auf dem Bürgersteig ab und lehnte ihn vorsichtig gegen das schmiedeeiserne Tor eines Nachbarn. Dann öffnete sie ihre Umhängetasche. Je weiter sie sich von der Avenue entfernte, desto dunkler wurde es. Heat kramte ihre Mini-Maglite hervor und richtete den dünnen Lichtstrahl vor sich, damit sie nicht über etwas stolpern oder in einen Hundehaufen treten würde.
Die unheimliche Stille wich diversen Stimmen. Sie trieben über ihr in der Dunkelheit umher, während Wohnungsfenster geöffnet wurden, und sie vernahm immer wieder die gleichen Worte aus verschiedenen Gebäuden: „Stromausfall“ und „Taschenlampe“ und „Batterien“. Ein plötzliches Husten ganz in ihrer Nähe erschreckte sie, und sie richtete den Strahl ihrer Taschenlampe auf einen alten Mann, der seinen Mops spazieren führte.
„Sie blenden mich mit dem verdammten Ding“, schimpfte er, als er sie passierte, und sie richtete den Strahl schnell auf den Boden.
„Passen Sie auf sich auf“, sagte sie, erhielt jedoch keine Antwort. Nikki hob ihren Karton mit beiden Händen an und ging weiter in Richtung ihres Wohnhauses. Die Taschenlampe hatte sie zwischen ihre Hand und die Pappe geklemmt und beleuchtete so ihren Weg. Sie war nur noch zwei Häuser von ihrer Wohnung entfernt, als hinter ihr ein knirschendes Geräusch erklang – ein Schuh, der auf einen kleinen Stein getreten war. Sie blieb stehen. Lauschte. Lauschte sehr konzentriert. Aber sie hörte keine Schritte.
Irgendein Idiot grölte: „Awooooo!“ vom Dach eines Gebäudes auf der anderen Straßenseite und ließ einen brennenden Papierfetzen heruntersegeln, der in hellem Orange aufleuchtete, durch die Luft tanzte und schließlich auf halbem Weg zum Bürgersteig erlosch. Es erinnerte sie daran, dass sie möglichst schnell von der Straße verschwinden sollte.
An den Stufen zu ihrer Eingangstür stellte Nikki den Karton noch einmal ab und beugte sich vor, um nach ihrem Haustürschlüssel zu suchen. Hinter ihr erklangen schneller werdende Schritte, und dann spürte sie eine Hand auf ihrem Rücken. Sie wirbelte herum, vollführte eine halbe Drehung und landete einen Tritt, der Rook streifte. Als sie sein „Hey!“ hörte, war es bereits zu spät, um noch etwas zu unternehmen. Sie konnte lediglich ihr Gleichgewicht zurückerlangen und hoffen, dass er sich bei dem Sturz nicht den Kopf gestoßen hatte.
„Rook?“, fragte sie.
„Hier unten.“ Nikki leuchtete mit der Taschenlampe in die Richtung, aus der seine Stimme gekommen war, und entdeckte ihn vor einem Baum auf dem Bürgersteig. Er saß einigermaßen aufrecht, hatte den Rücken gegen den Stamm gelehnt und hielt sich den Unterkiefer.
Sie beugte sich zu ihm hinunter. „Sind Sie in Ordnung? Was zum Teufel sollte das?“
„Ich konnte Sie nicht sehen und bin in Sie hineingelaufen.“
„Aber warum sind Sie überhaupt hier?“
„Ich wollte nur
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