Castle 2: Naked Heat - In der Hitze der Nacht (German Edition)

doch glatt vergessen. Die Theorien.“
    „Eine junge ruchlose Prostituierte auf der einen Seite.“ Er formte seine Hand zu einer Schale und hielt sie hoch. „Ein alternder Politiker mit einer Sadomasoneigung auf der anderen Seite.“ Er hielt die andere Hand auf die gleiche Weise hoch. „Ich glaube, sie ist diejenige, die ihn verraten hat, und jetzt will er sich an ihr rächen.“
    „Deine Theorie ist interessant, aber sie hat eine Schwachstelle.“
    „Und zwar?“
    „Ich habe nicht zugehört.“ Sie stand auf und verstaute die Akte in ihrer Tasche. „Schauen wir uns diese Holly F-L-A-N-D-E-R-S mal aus der Nähe an.“
    „Was ist mit deinem Latte?“
    „Ach ja, richtig.“ Heat kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück, nahm den Latte und drückte ihn auf ihrem Weg nach draußen Detective Hinesburg in die Hand.
    Doch bevor Heat zum Parkplatz gehen konnte, musste sie noch einen Abstecher machen. Als Sie an Captain Montroses Büro vorbeikam, warf sie wie immer einen flüchtigen Blick durch das Fenster. Normalerweise war er am Telefon, am Computer oder gar nicht da, weil er seinen Officers und Detectives Überraschungsbesuche bei ihren Einsätzen abstattete. Dieses Mal beendete er das Telefonat, das er gerade führte, und signalisierte Detective Heat mit seinem Zeigefinger, dass sie zu ihm kommen sollte. Sie wusste, worum es bei dem Gespräch gehen würde.
    Rook wartete, bis sie auf die Columbus Avenue abgebogen waren, bevor er fragte, wie es gelaufen war. „Mit dem Captain gibt es nie Probleme“, sagte Nikki. „Er weiß, dass ich alles tue, um die Leiche zu finden und den Fall aufzuklären. Und den Planeten sicherer zu machen, damit alle eine bessere Zukunft haben. Was ich so an ihm mag, ist die Tatsache, dass er weiß, dass er mir kein Feuer unterm Hintern machen muss.“
    „Aber …?“
    „Aber.“ Wie aus dem Nichts überkam sie plötzlich ein Gefühl großer Dankbarkeit dafür, Rook neben sich sitzen zu haben. Sie war nicht daran gewöhnt, einen Zuhörer zu haben. Ganz zu schweigen von einem einfühlsamen Zuhörer. Die von ihr so geschätzte Unabhängigkeit funktionierte gut, aber sie lächelte nie zurück oder scherte sich darum, wie es ihr ging. Sie sah, wie er auf dem Beifahrersitz saß und sie beobachtete, und eine unerwartete Wärme erfüllte sie. Was war das?
    „Aber was?“
    „Er steht unter Druck. Seine Beurteilung für die Beförderung zum Deputy Inspector steht an, und das Timing ist nicht gerade ideal. Er war mit diversen Anrufen aus Downtown und von der Presse beschäftigt. Die Leute wollen Antworten, und er wollte von mir den aktuellen Stand der Ermittlungen erfahren.“
    Rook kicherte. „Oh, dann stehst
du
ja kein bisschen unter Druck.“
    „Stimmt, solche Besprechungen sind immer ein wenig unangenehm. Diesmal war es allerdings sehr viel offensichtlicher als sonst.“
    „Weißt du, Nikki, während ich auf dich gewartet habe, kam mir der Gedanke, wie viel Spaß Cassidy Towne an dieser ganzen Sache haben würde. Nicht das Todsein – das fände sie sicher ziemlich blöd –, sondern alles, was seitdem passiert ist.“
    „Dir ist schon klar, dass du mich gerade extrem gruselst, oder?“
    „Hey, ich teile nur meine Gedanken mit dir“, verteidigte er sich. „Eine Sache, die ich zweifellos über sie gelernt habe, ist, dass sie gerne einen bleibenden Eindruck hinterließ. Auf diese Weise habe ich festgestellt, welche Art von Person eine Kolumne wie ihre schreibt. Zuerst dachte ich, es gehe nur um die schlüpfrigen Details. Das Herumspionieren, das Ertappen auf frischer Tat und all das. Doch Cassidy ging es bei ihrer Kolumne und in ihrem Leben immer nur um Macht. Wer sonst würde gewalttätige Eltern und einen gewalttätigen Ehemann verlassen, um sich einen Job zu suchen, in dem es nicht viel freundlicher zugeht?“
    „Du meinst also, dass sie mit ihrer Kolumne Rache an der Welt nahm?“
    „Ich bin nicht sicher, dass es so einfach ist. Ich denke, die Kolumne war eher eine Art Werkzeug. Eine weitere Möglichkeit, um Macht auszuüben.“
    „Ist das nicht dasselbe?“
    „Etwas Ähnliches, zugegeben, aber worauf ich hinauswill – wonach ich für meinen Artikel über sie gesucht habe –, ist sie als Person. Für mich war ihre Geschichte die einer Person, die ein Leben voller Demütigungen überstanden hatte und nun fest entschlossen war, sämtliche Situationen zu kontrollieren. Aus diesem Grund ließ sie auf den Punkt gebratene Steaks zurückgehen, damit sie neu zubereitet wurden. Weil sie