Castle 2: Naked Heat - In der Hitze der Nacht (German Edition)
die ihr vor dem Tod zugefügt wurden.“
Heat unterdrückte einen unwillkürlichen Schauer, der sie bei dem Gedanken daran überkam. „Was für scharfe Gegenstände?“
„Diverse nadelähnliche Objekte. So etwas wie eine Zahnarztsonde vielleicht. Auf keinen Fall etwas Größeres. Es sind nur kleine Wunden, aber sie müssen höllisch wehgetan haben. Ich habe mit der Kamera an meinem Otoskop ein paar Fotos für dich gemacht. Ich schicke sie dir per E-Mail aufs Revier. Fest steht, dass jemand dieser Frau Schmerzen zufügen wollte, bevor sie starb.“
„Oder mit ihr über etwas reden wollte“, sagte Nikki. „Das sind zwei unterschiedliche Absichten – je nachdem, worum es dem Täter ging.“ Nikki verarbeitete schnell die Bedeutung dieser Folter im Zusammenhang mit den fehlenden Papieren aus dem Arbeitszimmer und kam zu dem Schluss, dass jemand Cassidy Towne zum Reden bringen wollte. Immer mehr deutete darauf hin, dass es um das ging, woran sie gearbeitet hatte.
„Weitere interessante Details.“ Lauren gab Nikki einen Laborbericht. „Dieser Blutfleck, den du auf der Tapete entdeckt hast, stammt nicht vom Opfer.“
Das überraschte Nikki. „Also hat sie ihren Angreifer vielleicht verletzt, bevor er sie fesseln konnte?“
„Vielleicht. An ihren Händen finden sich einige Abwehrverletzungen. Was mich zu der letzten Information führt, die ich für dich habe. Die Hände dieser Frau waren schmutzig. Ich meine nicht nur ein bisschen. Sie hat Erdreste in den Linien ihrer Handinnenflächen, und sieh dir mal die Fingernägel an.“ Sie hob vorsichtig eine von Cassidy Townes Händen an. „Ihr Nagellack hat es verborgen, aber das hier habe ich unter ihren Nägeln gefunden.“ An jedem Finger befand sich ein Halbmond aus Dreck unter dem Nagel.
„Ich weiß, woher das stammt“, sagte Rook. „Von der Gartenarbeit. Sie sagte, es sei ihre einzige Erholung von der Arbeit.“
„Tolle Erholung für eine Klatschkolumnistin“, meinte Lauren. „Noch mehr im Dreck rumwühlen.“
Rook war Heat auf dem Weg zurück zum Fahrstuhl ein paar Schritte voraus. „Warte mal“, sagte Nikki, doch er hatte bereits auf den Knopf gedrückt. Die Türen öffneten sich, als sie ihn erreichte. Sie legte eine Hand auf seinen Arm und teilte den Passagieren in der Kabine mit: „Wir nehmen den nächsten.“ Als sich die Türen vor ihren verärgerten Gesichtern schlossen, fügte sie noch ein „Entschuldigung“ hinzu.
„Angenommen“, sagte Rook. Und dann lachten sie beide ein wenig.
Verdammt, dachte sie, was hatte er nur an sich, dass er sie ständig entwaffnen konnte? Sie führte ihn von den Fahrstühlen zu den Südwestfenstern, wo sie die Oktobersonne, die langsam hinter den Horizont sank, in gleißendes Licht tauchte. „Ich war ein wenig hart zu dir. Dafür entschuldige ich mich.“
„Ich packe etwas Eis drauf, dann wird das schon wieder“, erwiderte er.
„Wie ich schon sagte, es ist nichts Persönliches. Es ist der Artikel.“
„Nikki, du bist von der Bildfläche verschwunden. Das fühlte sich sehr persönlich an. Ich bin da komisch. Wenn ich nicht das Glück gehabt hätte, einen Artikel über ein Mordopfer zu schreiben, hätten wir jetzt vielleicht keine Gelegenheit zum Streiten.“ Sie lachte, und er sagte: „So ist es, ich habe Cassidy Towne ermordet, nur um Nikki Heat nah sein zu können. Hey, das wäre ein toller Titel!“
Nikki lächelte erneut und hasste es, dass er so niedlich sein konnte. „Wie dem auch sei, nimmst du meine Entschuldigung an?“
„Nur wenn du meine Einladung zu einem Drink heute Abend annimmst. Verhalten wir uns wie Erwachsene und klären das Ganze, damit ich mich nicht komisch fühlen muss, wenn ich dir auf der Straße begegne.“
„Oder an einem Tatort“, fügte sie hinzu.
„Das ist gar nicht mal so unwahrscheinlich“, meinte Rook.
Nikki würde sich erst sehr viel später am Abend mit Don treffen, also willigte sie ein. Rook nahm ein Taxi zurück zu seinem Loft, um noch ein wenig zu schreiben, während sie mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage fuhr, um zum Revier zurückzukehren und offiziell Feierabend zu machen.
Als sich die Fahrstuhltüren auf dem Tiefgaragendeck öffneten, standen Raley und Ochoa vor ihr. „Haben wir die Autopsie verpasst?“, fragte Ochoa.
Nikki trat aus der Kabine, und die Türen schlossen sich hinter ihr. Sie hielt die Akte hoch. „Hier ist der Bericht.“
„Oh“, sagte Ochoa. „Dann ist ja gut.“ Heat wäre keine gute Polizistin gewesen, wenn sie seine
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