Castle 2: Naked Heat - In der Hitze der Nacht (German Edition)
etwas miteinander zu tun haben?“
Detective Heats Mundwinkel verzogen sich nach unten. „Es gibt bisher noch keinen Beweis dafür, dass sie nichts miteinander zu tun haben. Ich habe eine Frage an dich. Gab es zwischen Cassidy und unserem Rockstar irgendwelche Spannungen?“
„Nicht mehr als bei jedem anderen. Was bedeutet, dass es eine Menge Spannungen zwischen ihnen gab. Sie begann ihre Kolumnen gerne mit Soleils abgebrochenen Entziehungskuren. Das meiste davon ist jedoch längst Geschichte. Sachen, die ich in den Archiven gefunden habe, als ich meine Recherche betrieb. Damals hatte Soleil eine wildere Seite, und das gab immer ein gutes Thema für Cassidys Kolumne ab.“
Vor sechs Jahren, als Soleil Gray zweiundzwanzig war, hatte sie sich als grübelnde Emo-Ikone etabliert, da Emo damals der Renner war. Obwohl nicht mehr viel zum Grübeln bleibt, wenn die Rockband, für die man singt, ein paar goldene Schallplatten besitzt und man über mehrere Monate Konzerthallen in Nordamerika, Europa und Australien füllt – und man außerdem mit Privatjets an all diese Orte geflogen wird. Die früheren Lieder, die sie geschrieben und gesungen hatte, wie „Barbed Wire Heart“, „Mixed Massages“ und besonders „Virus in Your Soul“ vom zweiten Album der Band, brachten Millionen ein und wurden in Kritiken mit Lob überschüttet. Der
Rolling Stone
bezeichnete sie als weiblichen John Mayer vor dem Hype und ignorierte den Rest der Band weitestgehend. Alle konzentrierten sich einzig und allein auf die blasse Sängerin, die ständig mit grünen, von Mascara umrahmten Augen durch einen Vorhang aus schwarzem Haar starrte.
Gerüchte über Drogenmissbrauch nahmen zu, als Soleil immer häufiger zu spät zu Konzerten erschien und sie irgendwann sogar ganz verpasste. Ein Handyvideo bei YouTube, das sie auf der Bühne im Toad’s Place in New Haven zeigte, verbreitete sich rasend schnell im Internet. In diesem Video war sie sturzbetrunken und heiser und vergaß ständig ihre eigenen Texte, obwohl das Publikum sogar versuchte, ihr die entsprechenden Zeilen zuzurufen. Soleil verließ ihre Band Shades of Gray im Jahr 2008. Sie behauptete, sie wolle eine Solokarriere starten. Doch in Wahrheit trieb sie sich danach nur noch auf Partys herum. Die Liedermacherin produzierte anderthalb Jahre lang kein einziges neues Lied.
Doch obwohl Clubs und Drogen die Studios und Konzerte ersetzten, blieb Soleil im Rampenlicht, nachdem sie angefangen hatte, mit dem angesagten jungen Schauspieler Reed Wakefield auszugehen, der genau wie sie Gefallen am New Yorker Nachtleben und dem Einnehmen illegaler Substanzen fand. Der Unterschied bestand darin, dass Wakefield in der Lage war, seine Karriere weiterzuverfolgen. Das Paar zog in ihre Wohnung in East Village, nachdem er mit den Dreharbeiten für
Groß und klein
begonnen hatte, ein Kostümfilm, in dem er den unehelichen Sohn von Benjamin Franklin spielte. Die Dreharbeiten dauerten länger als ihre Affäre, die recht sprunghaft war und regelmäßig von nächtlichen Polizeieinsätzen unterbrochen wurde. Da sich Soleil bereits von ihrer Band getrennt hatte, trennte sie sich nun auch von Reed und verarbeitete ihren Schmerz mit langen Aufenthalten im Tonstudio, künstlerischen Differenzen und wenigen Ergebnissen.
Im vergangenen Mai, nur wenige Tage nach seiner Rückkehr aus Cannes, wo er eine Sonderauszeichnung für seine Rolle des unehelichen Sohnes des ersten französischen Botschafters in Frankreich erhielt, starb Reed Wakefield an einer versehentlichen Überdosis Drogen.
Dieser Vorfall hatte tiefgreifende Auswirkungen auf Soleil. Wieder brach sie ihre Arbeit ab, dieses Mal jedoch, um sich in eine Entzugsklinik zu begeben. Sie verließ die Klinik in Connecticut clean und mit neuen Lebenszielen. Bereits am Tag ihrer Entlassung erschien sie wieder im Tonstudio und präsentierte eine Ballade, die sie in der Klinik in Fairfield County zum Abschied für den Schauspieler geschrieben hatte, der ihre große Liebe gewesen war. „Reed and Weep“ erhielt geteilte Kritiken. Manche hielten das Lied für eine einfühlsame Hymne auf die Zerbrechlichkeit des Lebens und das Ertragen großen Leids. Andere bezeichneten es als schamlosen Abklatsch von James Taylors „Fire and Rain“ und REMs „Everybody Hurts“. Doch es landete sofort nach seiner Veröffentlichung in den Top Ten der Charts. Soleil Gray hatte offiziell ihre Solokarriere begonnen.
Sie hatte außerdem ihr komplettes Auftreten und ihren Look geändert.
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