Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)
gemacht.“ Er warf ihr einen misstrauischen Blick zu. „Na ja“, gab sie zu, „wenigstens zum Teil.“ Rook überlegte einen Moment und schnappte sich dann ihren Mantel vom Barhocker. „Wirfst du mich jetzt etwa raus?“
Doch er holte auch seinen eigenen Mantel. „Nein, wir gehen beide raus.“
„Wohin?“, wollte sie wissen.
„Wir werden den Teil klären, der kein Spaß war.“
Als sie mit dem Aufzug im Bürogebäude des
Ledgers
in Midtown nach oben fuhren, beharrte Heat darauf, dass dieser Ausflug nicht notwendig sei. „Sieh’s doch einfach als Witz an und lass es gut sein. Ich hab dir doch gesagt, dass ich dir vertraue.“
„Tut mir leid. Ich kann erkennen, dass du mir immer noch nicht hundertprozentig glaubst. Ich will beides. Vertrauen und Glauben. Zu hundert Prozent.“
Nikki schüttelte den Kopf. „Ein Pulitzerpreis, was? Fürs Schreiben?“
Der Aufzug ließ sie im sechsten Stock aussteigen, wo sich die Lokalabteilung befand. Dabei handelte es sich um eine hell erleuchtete, endlose Fläche voller Arbeitsnischen, in denen Männer und Frauen auf Computertastaturen herumtippten oder in Telefon-Headsets sprachen – oder beides. Abgesehen von der Tatsache, dass der Raum in etwa den Umfang eines halben Häuserblocks hatte, erinnerte Nikki der hektische Lärm an den Hauptraum des 20. Reviers.
Tam Svejda erschien am anderen Ende des Raums und schwenkte winkend beide Arme über dem Kopf, sobald sie die beiden entdeckte. Als sie sie an ihrer Eckarbeitsnische erreichten, zog sie sich das Headset vom Kopf, trällerte ein „Hi-ii“ und überfiel Rook mit einer gewaltigen Umarmung. Nikki bereitete es gleichzeitig Vergnügen und Unbehagen, als sie sah, wie die hüpfende Tschechin während der Umarmung ihr rechtes Bein nach hinten knickte, wie es manche Filmsternchen taten, wenn sie die Moderatoren nächtlicher Talkshows begrüßten. Heat war erleichtert, dass sie nur einen einfachen Händedruck bekam, auch wenn es recht störend war, zu sehen, wie Tam dabei Rook anstrahlte.
„Ich war so aufgeregt, als ich hörte, dass ihr beide hier heraufkommen würdet. Worum geht es? Bitte sagt mir, dass ihr noch mehr Insiderinformationen für mich habt.“
„Eigentlich sind wir wegen der anderen Insiderinformationen hier“, erwiderte Rook. „Nikki … Detective Heat sagt, du hättest ihr erzählt, dass du sie von mir bekommen hast.“
„Das stimmt“, bestätigte Tam.
Nikki sah Rook an, zog eine Augenbraue hoch und wandte sich dann ab, um den Blick durch den geschäftigen Redaktionsraum schweifen zu lassen, während Rook sich wand. „Tja, das ist recht schwer vorstellbar“, sagte er. „Da wir beide nie über irgendetwas davon geredet haben. Tatsächlich habe ich dir sogar ausdrücklich erklärt, dass ich dir damit nicht weiterhelfen kann, als du mich letztens deswegen angerufen hast, nicht wahr?“
„Das stimmt …“, gab die Reporterin zu. Das lenkte Heats Aufmerksamkeit wieder auf die Arbeitsnische.
„Wie konntest du dann behaupten, dass ich es war?“
„Das ist ganz einfach.“ Tam setzte sich auf ihren Stuhl und drehte sich zu ihrem Computer herum. Sie tippte kurz auf der Tastatur herum, und ihr Drucker fing an, Seiten auszuspucken. Sie reichte Rook die erste. „Siehst du? Das ist die E-Mail, die du mir geschickt hast.“
Heat trat näher an ihn heran, und sie lasen den Text gleichzeitig. Es handelte sich um eine E-Mail von Rooks an Tams Adresse. In der Betreffzeile stand: „Das 20. Revier, Insiderwissen.“ Was folgte war eine komplette Seite voller Notizen, die Fakten über die Schwierigkeiten im Graf-Fall sowie die umstrittenen Probleme bezüglich Captain Montrose enthielten. Die nächsten drei Seiten wurden ausgedruckt, und Tam gab diese ebenfalls an Rook weiter. Er überflog sie lediglich, doch die letzten Absätze handelten von dem Konflikt um Montroses Beerdigung. Rook ließ die Blätter sinken und spürte Nikkis Blick auf sich ruhen. „Das sieht viel schlimmer aus, als es ist“, sagte er.
„Willst du wetten?“, erwiderte Heat.
Magoo erwartete sie im Eingangsbereich des Lofts, als sie nach Tribeca zurückkamen. Rooks Computerguru schien noch im College-Alter zu sein oder zumindest sehr nah dran. Er war birnenförmig, etwa einen Meter sechzig groß und hatte eines dieser spärlichen Lockenbärtchen, bei dem kaum die ersten Ansätze eines Schnäuzers zu erkennen waren, sodass Nikki sich fragte, warum er sich überhaupt die Mühe machte, ihn wachsen zu lassen. Sein blasses,
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