Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)
begeben.
„Verraten Sie mir etwas“, sagte Heat. Ihre Kehle war rau, und als sie mit der Zunge über ihre Zähne fuhr, fühlte sie, dass ein Backenzahn an der Spitze abgesplittert war. „Sie haben Steljess erschossen, um ihn zum Schweigen zu bringen, nicht wahr?“
Van Meter spielte übertriebene Unschuld vor. „Unsinn. Das habe ich getan, um Ihr Leben zu retten, Heat.“
„Ja, klar. Nachdem Sie ihn geschickt hatten, um in meiner Wohnung eine Bombe zu platzieren. Woher hatten Sie das C4?“
Der Pitbull setzte zu einer Antwort an, doch Van Meter fiel ihm ins Wort. „Halt’s Maul, Harvey. Das reicht.“
„Militärisch eingestufter Sprengstoff ist schwer zu beschaffen, sogar für Polizisten“, fuhr sie fort. „Wer steckt dahinter? Jemand Großes, oder? Ist es jemand außerhalb der Polizei? Jemand Einflussreiches, der die Fäden zieht? Jemand im Rathaus? Jemand Nationales?“
„Sind Sie bald fertig?“, fragte Dutch. „Denn es wird langsam Zeit, zur Sache zu kommen. Wo ist das Video?“ Er drehte den roten Knopf, der die Form einer Träne hatte, um hundertachtzig Grad im Uhrzeigersinn, und in Nikkis Ohren summte es, als wären sämtliche Bienenstöcke der Welt um sie versammelt.
Hinter ihm wandte Harv ihnen den Rücken zu, da er offenbar nicht zusehen wollte. Aus diesem Winkel konnte Heat in seiner leeren Handschellentasche eine tiefe Fingernagelkerbe erkennen.
„Letzte Chance“, sagte Dutch. Er hielt inne. Dann rollte er mit dem Stuhl in Richtung ihrer Taille und verschwand aus ihrem Sichtfeld. Heat fühlte, wie ihre Bluse aufgeknöpft wurde.
Und dann ging das Licht aus, und das Summen verstummte.
„Scheiße. Harvey, du hast doch gesagt, hier gäbe es genug Saft für dieses Ding.“
„Was weiß ich denn. Hier sollte genug sein, aber es ist ein altes Gebäude, also kann so was schon mal vorkommen. Schätze, wir müssen den Sicherungskasten finden.“
Das Leuchten der Stadt vor dem wolkenverhangenen Himmel fiel gedämpft durch die Dachfenster und tauchte die Werkstatt in ein blasses mondfarbenes Licht. An der Tür blieb Van Meter kurz stehen und sagte: „Gehen Sie nicht weg.“ Dann verschwanden er und der Pitbull.
Nikki zerrte an den Handschellen, doch sie schnitten nur schmerzhaft in ihre Haut. Sie ruhte sich aus und versuchte, die Panik zu unterdrücken, als sich die Tür wieder öffnete. Sie hob ihren Kopf, so gut sie konnte, und entdeckte Detective Feller. Er trug ebenfalls keine Skimaske.
„Ihr Partner hat aufgegeben“, sagte sie.
Feller legte einen Finger auf seine Lippen und flüsterte: „Ich habe am Strom herumgespielt, um Sie hier rausholen zu können.“ Sie spürte, wie die Handschellen an ihren Fußgelenken geöffnet wurden. Als er neben sie trat, um auch ihre Hände zu befreien, sah sie die Waffe, die er an seiner Seite hielt. „Können Sie laufen?“, fragte er.
„Ich denke schon“, flüsterte sie und setzte sich auf. „Sie haben mir die Schuhe weggenommen.“
„Kommen Sie damit klar“, sagte Feller, der bereits auf dem Weg zur Tür war. Er warf einen vorsichtigen Blick nach draußen und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Er schlich vor ihr durch die Tür, und als sie in den gefrorenen Nieselregen hinaustrat, erkannte sie sofort, wo sie war. Das Gebäude, aus dem sie gekommen war, hatte in etwa die Größe und die Form eines Güterwaggons und war eine Arbeitsbaracke am hinteren Ende des Piers der Stadtreinigung auf dem Hudson River. Es war bereits nach Feierabend, und bis auf Harveys Streifenwagen und Van Meters Taxi waren sämtliche Parkplätze leer. Feller deutete mit der Hand zum anderen Ende des Piers und machte eine Lenkradbewegung, um anzudeuten, dass dort sein Wagen stand.
Sie bewegten sich, so schnell sie es wagten, ohne Lärm zu machen. Nikki, die barfuß über den eisigen Beton lief, war leiser. Nach fünfundvierzig Metern blieben sie plötzlich stehen. Direkt vor ihnen drangen zwei Stimmen aus einer der Baracken, die den Kai säumten. „Versuch es trotzdem noch mal.“ Es war Van Meter, der Harvey wütend anschnauzte. Die Tür öffnete sich.
Feller zog an ihrem Arm, und sie liefen über den Pier und duckten sich hinter einen Müllcontainer. Er schob sein Gesicht nah an ihr Ohr heran und flüsterte: „Das ist die Stromversorgung. Die werden sie niemals reparieren.“ Er reckte den Hals, um die Entfernung bis zu seinem Auto am anderen Ende des Kais einzuschätzen. „Ich habe über Funk Verstärkung angefordert, also stehen unsere Chancen wohl besser, wenn
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