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Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Titel: Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Thomas
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Failon. Das Feuer des Kamins war erloschen und das kleine Zimmer längst abgekühlt. Seine nasse Kutte klebte noch immer an ihm. Durch ein schmales offenes Fenster zog der Wind herein. Zitternd griff er nach einer Decke, die neben ihm auf einem kleinen Beistelltisch lag. Es roch nach kaltem Rauch. Vor dem Fenster waren aufgeregte Rufe von Wachmännern zu hören. Der Obscura stand auf, er fühlte sich etwas schwach. Der wenige Schlaf nahm ihn nach der ganzen Aufregung etwas mit. Leise schlich er zum Fenster, er wollte niemanden im Tempel wecken. Noch immer war es recht dunkel draußen. Er schloss das Fenster und wandte sich in Richtung Tür, als es plötzlich an die Scheibe klopfte. Dem Obscura stockte einen Moment lang der Atem. Als er jedoch das Gesicht des Hauptmanns hinter dem Fenster erkannte, atmete er erleichtert aus. Morris sah gestresst aus, es schien als wäre er in höchster Eile. Hektisch bedeutete er Failon, zu ihm nach draußen zu kommen. Dem Obscura war unwohl bei dem Gedanken, noch einmal hinaus in die Nacht zu gehen. Doch andererseits schien Morris ihm etwas wirklich Wichtiges mitteilen zu wollen. Failon rieb sich wärmend die Hände und schlich zur Eingangstür. Es war bitterkalt und ein stürmischer Wind wehte ihm um die Ohren, als er nach draußen trat. Morris kam um die Ecke gelaufen. Sein Gesicht war rot vor Kälte und er konnte kaum sprechen, weil er vollkommen außer Atem war. »Das müsst Ihr Euch unbedingt ansehen«, japste er und deutete in die Richtung aus der er gekommen war. Erst jetzt bemerkte er die nasse Kutte des Priesters und blickte ihn verwundert an.
    »Das erkläre ich Euch auf dem Weg«, entgegnete Failon.
    Im Eiltempo gingen der Hauptmann und der Priester durch die Straßen der Stadt in Richtung des Hauptgebäudes der Stadtwache. Der Obscura erzählte dem Hauptmann von seinem Besuch bei Gerus, von den Worten des Hexers und dass ihm jemand gefolgt war. Morris hörte still zu, konnte diese Gedanken bereits kaum mehr aufnehmen, zu viel ging ihm durch den Kopf. Während alldem fegte weiterhin der kalte Wind über die beiden hinweg und ließ sie frösteln. Die Fingerspitzen des Hauptmannes schmerzten vor Kälte. Ihm konnte es nicht schnell genug bis zu jener Gefängniszelle gehen, in der er etwas begegnet war, was er sich nicht einmal in seinen Träumen hätte ausmalen können. Er fühlte sich seit dieser Begegnung so erleichtert und frei wie nie zuvor und ängstigte sich nicht mehr, wenn er an die Zukunft dachte. Er wollte dieses Gefühl teilen und herausfinden, ob das wirklich mit dem zu tun hatte, was er in der Zelle vorgefunden hatte. Denn seitdem war er auf einmal der Überzeugung: Sollte es zu einem Krieg kommen, würde er in diesen ziehen, um seine Heimat zu verteidigen. So etwas hatte er noch nie zuvor empfunden. Was bedeutete das?

    Die Zellen der Wache lagen unter dem Hauptgebäude – ein unübersichtliches Geflecht aus unterirdischen Gängen. Der größte Teil dieses Kellers lag in totaler Finsternis und die Luft war kalt und feucht. Eine wahre Zumutung für Gefangene und ein Labyrinth für diejenigen, die sich hier nicht auskannten. Doch der Hauptmann wusste genau, wo er lang musste. In seinen Händen hielt er eine Öllampe, die ihm und dem Priester den Weg leuchtete. Immer wieder passierten sie Wachmänner, die in strammer Haltung vor den Zellen Wache hielten. Schließlich blieb der Hauptmann vor einer wuchtigen Holztür stehen. Vor der Zelle waren zwei große Fackeln angebracht worden. Schwere Schlösser verriegelten die Tür und es dauerte etwas, bis der Hauptmann sie öffnen konnte.
    »Sie reagiert empfindlich auf die Finsternis. So, wie es geschrieben stand in dem Buch«, flüsterte er und bat den Obscura voran zu gehen.
    Etwas zögernd trat Failon in den hellerleuchteten Raum. Überall brannten Kerzen und Fackeln, diese hatten die Männer in der gesamten Zelle verteilt. Dann sah er sie. Eine Frau, die ihm das Herz erweichen ließ. Ihre Augen waren so blau wie das Meer und ihr Haar so golden, dass er es unbedingt berühren wollte. Auf ihrem Rücken trug sie schneeweiße Flügel. Sie war wunderschön und löste in ihm ein Gefühl der Hoffnung aus. Der Obscura wusste, was vor ihm auf dem Bett saß und ihn lieblich anlächelte. Doch er trat zurück und zog den Hauptmann mit sich in den Gang. Er schüttelte den Kopf und schlug die knarrende Holztür zu.
    »Sie kann nicht hierbleiben, Ihr haltet des Nachts ein Kind Splendors gefangen.« Er blickte den Gang hinunter.

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