Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)
abverlangen, was er niemals zuvor gewagt hätte zu erfragen. Die Qualen, die er während der Reise durchlitten hatte, hatten ihn stark gemacht und ihm aufgezeigt, wie wichtig ihm all jene waren, mit denen er auf diesem Planeten lebte. Was auch kommen sollte, Failon würde ihnen beistehen. Bis aufs Blut.
Die vielen Stufen zum Schloss hinauf ließen sich trotz der müden Beine leicht laufen. Sie waren gestärkt durch das Gefühl, den Kummer der letzten Tage hinter sich zu haben. Nur noch wenige Meter trennten sie vom König dieses Landes. Er würde ihre Geschichte erhören und als einer der ersten verstehen, was am Himmelszelt passierte. König Zorthan, der Dritte würde seine Armeen aufstellen und dieses Land retten, bevor es von dunklen Kreaturen besetzt werden würde. Das war es, was sie erreichen wollten. Damit hätte ihre Reise einen Sinn gefunden.
Als sie von vier Draconern in die Empfangshalle des Königs geleitet wurden, waren sie dennoch furchtbar angespannt. Die Angst, mit ihrer Mission zu scheitern, lähmte ihre Gedanken. Die Schritte der Draconer hallten völlig synchron durch den Raum. Sie kamen dem Thron immer näher.
»Halt«, sagte einer der Wachmänner plötzlich.
Sofort blieben Failon und Xeroi erschrocken stehen. Einer der Draconer trat vor den Thron.
»Eure Hoheit.« Er kniete sich ehrwürdig nieder.
»Was wünscht Ihr?«, ertönte die Stimme König Zorthans. Sein Blick fiel fragend auf den Sandari und den Priester.
»Ich habe zwei Reisende zu Euch geführt. Sie sagen, dass sie etwas über die kommende Schlacht zu berichten haben.«
Der König zog eine Augenbraue hoch. »Hat das nicht Zeit bis morgen?«, fragte er in einem mürrischen Ton.
»Ich, äh … also, ich …« Der Draconer schien überrascht und begann zu stottern. »Ich … ich denke, dass es wichtig ist, Eure Hoheit.«
»Nun gut«, gab König Zorthan schließlich nach. »Meine Zeit ist knapp, also berichtet mir eilig von Eurem angeblichen Wissen.«
Der Sandai schluckte nervös. Wo sollte er anfangen? Bei ihrer Reise? Bei dem Untergang Zitelias? Bei der drohenden Sonnenfinsternis? Er blickte hilflos zu seinem Freund hinüber, doch auch Failon schien etwas unsicher. Der Obscura senkte langsam den Kopf, als würde er tiefe Trauer empfinden. Er sprach einige Worte in der alten Sprache. Dann wiederholte er diese für alle verständlich: »Der Krieg wird vom Licht selbst begonnen.« Er atmete tief ein, als müsste er Kraft sammeln.
»Was meint Ihr damit?«, fragte König Zorthan verwundert.
Failon hob die Hand, um den König um Ruhe zu bitten. »Splendor ist auf dem Weg. Sie wird die Sonne verdunkeln und das Gleichgewicht zerstören.«
Xeroi merkte, wie die Stimmung des Königs plötzlich in Verärgerung umschlug und trat vorsichtig einen Schritt zurück. Er versuchte, auch seinen Freund etwas zurückzuziehen, doch Failon bewegte sich nicht. Er blickte immer noch zu Boden.
»Splendor ist eine gütige Göttin! Wie könnt Ihr es wagen, so etwas zu behaupten? Das grenzt an Gotteslästerung! Gerade Ihr als Priester solltet wissen, dass nur ein Gott dazu fähig wäre!«
Failon sah plötzlich vom Boden auf. »Wen meint Ihr? Vortex?«
Der König nickte. »Natürlich. Er hat bisher jeden Krieg zu verantworten.«
Der Obscura schüttelte mit dem Kopf. »Ihr richtet über Vortex wie ein Henker. Er wird an dieser Schlacht aber keine Schuld tragen.«
Die Augen des Sandaris wurden immer größer. Er ertrug dieses Wortgefecht nur schwer. Er wollte etwas tun, doch er stand wie versteinert da.
»Ihr erlaubt Euch ein Urteil über mich?« Man sah dem König seinen Zorn an. Ihn mit einem Henker zu vergleichen erschien ihm nicht nur töricht, sondern beleidigend. König Zorthan, der Dritte empfand sich selbst als äußerst großherzig. Er war ein gläubiger Mensch. Ihm wurde schon als Kind beigebracht, wie wichtig die Gottheiten für Cataneo waren. Besonders Splendor, denn ihr hatte er das wohlhabende Leben zu verdanken, das er als Königssohn führte. Zum Beginn jeder Woche wurde in der Kapelle des Schlosses eine große Zeremonie veranstaltet. Der Raum war dann von Kerzen erhellt und die Klänge der Orgel hallten wohlklingend durch das Gotteshaus. Dies bereitete dem König immer große Freude. Splendor war für ihn großzügig und gütig. Zuhören zu müssen, wie der Obscura ihr die Schuld an einem Krieg in die Schuhe schob, erboste ihn.
Failon ergriff erneut das Wort: »Der Mond wird schon in wenigen Tagen die Sonne verdunkeln. Das Licht
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