Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)
sah wieder auf die Straße. Er hatte nun einige Stunden, um sich wieder zu besinnen und einen klaren Kopf zu bekommen. Er musste vergessen oder verdrängen, was passiert war. Er wollte erneut der starke Dämon sein, der er zuvor gewesen war. Ihm war jedoch auch klar, dass er dann aufhören musste, sie zu begehren. Aber würden dafür zwei Nächte ausreichen? Er befürchtete, dass er es vielleicht nie schaffen würde und hoffte daher, dass er ihr nicht so oft begegnen würde. Ihr Anblick würde ihn nur wieder weich werden lassen. Ihm schien es, als lebten zwei Wesen in ihm. Ein furchterregendes Monster, dem es stets nach Blut durstete und das es kaum erwarten konnte, in die Schlacht zu ziehen. Und etwas Tiefgründigeres, das verbotene Gefühle hegte und sich nicht unter Kontrolle hatte, wenn es um diejenige ging, die es liebte. Wer von beiden würde über ihn siegen? Welchem unersättlichen Durst würde er sich letztendlich hingeben? Verzweifelt blickte er zu Vortex hinauf. Zwei Nächte.
BOTEN
»Ich hatte also recht mit meinen Befürchtungen«, sprach König Carus.
Zorthan, der Dritte nickte. »Ich glaube dem Obscura und dem Sandari. Ihre Worte haben Hand und Fuß. Sie sind weise, Splendor entfernt sich immer mehr von den anderen Monden.«
»Wie viel Zeit bleibt uns?« Carus sah nervös in die Augen seines Freundes. Er schwitzte vor Angst, denn er befürchtete, dass die Zeit zu knapp war.
»Es wird nur noch wenige Wochen dauern. Was schlagt Ihr vor?« Zorthan sah ebenso besorgt aus. Er hatte gewusst, dass dieser Krieg eines Tages auf sie zukommen würde, doch er hatte gehofft, dass er in diesem Moment wüsste, was zu tun war.
Carus schien nachzudenken. »Wir sollten Königin Lordas schnellstmöglich informieren, dann sehen wir weiter. Wir können es nicht allein bewältigen.«
Zorthan nickte zustimmend. »In ihrem Königreich sind die Kinder Splendors sehr verbreitet. Sie hatte vor einiger Zeit einen Boten gesandt.«
Carus sah Zorthan überrascht an. »Sie hatte Euch darüber informiert, dass die Engel Splendors im Osten aufgetaucht sind?«
»Ja, sie wird uns sicherlich zur Seite stehen und mit ihrer Hilfe können wir auch die Kinder Splendors informieren. Sie müssen erfahren, dass wir den Pakt des Friedens nicht länger aufrecht halten können. Wir brauchen hier dringend Unterstützung. Vielleicht kann Lordas uns einige Truppen senden und auch einige Kinder Splendors. Sollten die Dämonen weiter vorrücken, wäre mein Land sicher das nächste Ziel.«
In diesem Moment ging die Tür schwungvoll auf und Annoth betrat das Kaminzimmer des Königs.
»Ihr habt mich gerufen, mein König«, sagte er, während er sich zu Boden kniete und ehrfürchtig den Kopf senkte. »Erhebt Euch, Annoth«, forderte Zorthan den Draconer auf. »Ich habe eine Aufgabe für Euch.«
Der Draconer stand rasch auf. »Was kann ich für Euch tun, Hoheit?«
»Ihr werdet ins Königreich Lordas reiten und der Königin einen Brief übergeben. Ich muss sicher sein können, dass er dort ankommt. Danach kommt sofort hierher zurück.«
Annoth nickte voller Tatendrang. »Ihr könnt Euch auf mich verlassen.«
»Euch bleiben nur wenige Tage«, führte Carus hinzu.
Der Draconer nickte. »Ich habe ein schnelles Pferd.«
Gerade als er sich vor beiden verneigen wollte, fuhr Zorthan fort: »Da wäre noch etwas, Annoth.«
Überrascht sah der Draconer auf. »Alles was Ihr verlangt, Hoheit.«
König Zorthan, der Dritte wusste, dass ihm die Nachricht nicht gefallen würde und stand deshalb auf und legte eine Hand auf Annoths Schulter. »Ihr werdet nicht allein reiten.«
Annoth schluckte. Man sah ihm die Enttäuschung an. Er verließ sich am liebsten auf sich selbst. Erst dann war er sich sicher, dass alles gut laufen würde. Ihm war es ein Gräuel gewesen, die Bürger Zitelias nach Neckmar zu führen. Nicht weil es eine Aufgabe war, die einem viel abverlangte, sondern weil er die Führung mit dem Hauptmann teilen musste. Morris hatte ihm Ärger gemacht und die Reise gefährdet. Er würde sicherlich die Beherrschung verlieren, würde ihm so jemand noch einmal unterkommen.
»Wer wird mich begleiten, mein König?«, fragte er zögerlich. »Ich hatte Hauptmann Morris eine Reise nach Zitelia zugesagt«, überlegte König Carus laut.
»Allerdings«, stimmte Zorthan ihm zu. »Morris wird Euch begleiten, Annoth«, bestimmte er.
»Hauptmann Morris?«, fragte der Draconer ungläubig nach. Er hoffte, dass er sich verhört hatte.
»Ja. Er ist einer der
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