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Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Titel: Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Thomas
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kräftige Kerl. »Es ist schon fast Morgen.«
    Überrascht sah Morris hinüber zu einem der Fenster. Es war ihm kaum vorstellbar, dass er so lange hier gesessen hatte. Etwas angetrunken und verwirrt begann der Hauptmann in seinen Hosentaschen zu kramen. Beinahe zittrig schob er dem Gastwirt einige Silberstücke zu.
    »Das ist viel zu viel«, sagte der Wirt in einem bescheidenen Ton, während er ihm einige der Münzen zurückschob.
    »Nein«, bestand der Hauptmann. »Ich bezahle auch die Übernachtung.«
    Lächelnd sah der Wirt in die Augen des angetrunkenen Mannes. »Ich danke euch.«
    Auch diese Worte winkte der Hauptmann wortlos ab. Leicht schwankend ging er zur Tür. Mit dem Öffnen der Tür drehte er sich noch einmal zum Wirt um. »Ich habe übrigens nicht geträumt. Ich habe mich erinnert.«
    Der grobschlächtige Kerl nahm den leeren Krug vom Tresen und tauchte ihn in eine Schüssel voller Wasser. »Ihr habt viel erlebt, mein Freund. Ich hoffe, Ihr findet, wonach Ihr in Euren Erinnerungen gesucht habt.«
    Morris hielt einen Moment inne. »Gesucht?«
    »Ja«, entgegnete ihm der Wirt. »Ihr hattet vorhin flüsternd von einer Frau gesprochen. Sie war dort, habt Ihr gesagt. Vielleicht ist sie das noch immer. Man sollte mit der Suche immer da beginnen, wo man jemanden verloren hat.«
    Blinzelnd blickte Morris durch den Spalt der Tür in den wolkenlosen Himmel. »Ich danke euch« sprach der Hauptmann leise.
    Der Wirt begann ohne ein weiteres Wort den Bierkrug zu trocknen. Einen Moment später fiel die Eingangstür ins Schloss.
    Morris hatte das Lokal verlassen und sah die Welt plötzlich erschreckend klar. Laut rufend stolperte er durch die Straßen. »Annoth!«, brüllte er immer wieder.
    Die Fensterläden öffneten sich nach und nach.
    »Annoth! Ich muss zurück!«
    Verwunderte Blicke fielen auf den Hauptmann, doch er bemerkte dies nicht. Erst einige Straßen weiter ergriffen ihn zwei Wachmänner. Sie knebelten ihn, da er sich lauthals gegen die Festnahme wehrte.

    Morris war am Nachmittag wieder nüchtern und wurde zu König Carus befohlen, um sich für sein Benehmen zu verantworten. Einen verhafteten Hauptmann hatte es zuvor noch nie gegeben. Seine Stellung wurde in Frage gestellt, und das ließ Morris bei der Befragung sofort einsichtig werden.
    »Ich bin den Befehlen gefolgt und habe einige zurück gelassen, mitunter einen schmächtigen Sandari«, begann Morris dem König zu erklären. »Es ist nicht zu entschuldigen, Hoheit. Ich ertrage das nicht. Nicht immer zumindest und …«
    »Ihr redet wirr«, unterbrach König Carus ihn barsch. »Es ist nicht nur mir aufgefallen, dass Ihr Euch verloren habt. Die dunklen Mächte sind stark und ich brauche einen guten Hauptmann, der in der ersten Reihe steht und meinen Kriegern sagen kann, wofür sie kämpfen. Ich kann niemanden brauchen, der seine Beine und seine Worte nicht unter Kontrolle hat. Was auch immer Ihr von Euch in jenem Augenblick zurückgelassen habt, ich hoffe, Ihr findet es, findet Euch wieder. Nur dann könnt Ihr der Hauptmann sein, den ich in diesem Krieg brauche.«
    Überrascht blickte der Hauptmann auf. König Carus wusste genau, was in ihm vorging.
    Carus blickte ihn ernst an. »Geht, aber kommt zurück, wenn Ihr soweit seid. Das verlange ich von Euch! Lasst uns in der schwersten Zeit nicht allein. Wenn ich in der Nacht zu den Monden hinaufsehe, überkommt mich ein ungutes Gefühl. Splendor flüchtet vor dem schwarzen Mond, auf eine mir unheimliche Art.«
    Morris ergriff die Hand seines Königs. »Für Euch und unser Land, Hoheit.« Dann küsste er das Wappen Zitelias, das den Ring des Königs zierte und verließ mit großen Schritten den Hauptsaal.

TIEFE WUNDEN
    Ihre Hände glitten vorsichtig über ihren Rücken. Sie spürte die Wunden. Es war ein brennender Schmerz, der nicht nachzulassen schien. Seit dem Vorfall, wie sie es selbst zu nennen versuchte, waren einige Tage und Nächte verstrichen. Jeden Schritt, den sie vor die Tür setzte, sah sie sich forschend um, um ein erneutes Zusammentreffen zu vermeiden. Indyrah hasste nicht ihn, sondern sich selbst.
    Sie wusste, sie war so eigenwillig wie keine andere Brut des Vortex. Sie kannte ihren Platz in der Gemeinschaft, doch sie konnte sich den brutalen Regeln nicht einfach unterwerfen. Für sie war der Umgang miteinander geradezu abstoßend. Manchmal kam es ihr vor, als würde sie einem Rudel hungriger Bestien zusehen, die sich für ein Stück rohes Fleisch beinahe gegenseitig zerrissen. Ihr war

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