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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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rot, stopften ihm ein Abführmittel in den Hals, als er noch einmal den Mund aufmachte, um sich zu beklagen, und schickten ihn dann fort.
    Dobbs war noch schlechter beieinander als Hungry Joe, der doch wenigstens fliegen konnte, wenn er nicht gerade Alpträume hatte. Dobbs war beinahe so schlimm wie Orr, der mit seinem irren, galvanischen Kichern und seinem wackelnden, verbogenen Pferdegebiß glücklich wirkte wie ein im Wachstum zurückgebliebener grinsender Scherzartikel, und der zur Erholung mit Milo und Yossarián auf den Eierkauf nach Kairo geschickt wurde, wo Milo statt dessen Baumwolle kaufte und im Morgengrauen mit einer Maschine nach Istanbul startete, die bis in die MG-Kanzel mit exotischen Spinnen und unreifen roten Bananen gefüllt war. Orr war eine der unansehnlichsten Mißgeburten, die Yossarián je über den Weg gelaufen waren, und auch eine der anziehendsten. Er hatte ein rohes, verbeultes Gesicht, aus den Augenhöhlen quollen nußbraune Augen wie gleichfarbige Murmeln, und auf seinem Kopf türmte sich lockiges, meliertes Haar zu einem Schopf, der aussah wie ein pomadisiertes Zweimannzelt. Fast bei jedem .Feindflug fiel Orr ins Wasser oder verlor einen Motor, und er zerrte wie ein Wilder an Yossariáns Arm, als sie nach Neapel gestartet, aber in Sizilien gelandet waren und den ränkevollen, zigarrenrauchenden, zehnjährigen Zuhälter mit seinen beiden zwölfjährigen, jungfräulichen Schwestern entdeckten, der vor dem Hotel auf sie wartete, in dem nur für Milo ein Zimmer reserviert war. Yossarián machte sich unerbittlich von Orr los, starrte besorgt und verwirrt den Ätna an statt des Vesuvs und fragte sich, warum man wohl in Sizilien sei und nicht in Neapel, während Orr kichernd, stotternd und von einem Taumel fleischlicher Begierde gepackt in ihn drang, doch dem ränkevollen, zehnjährigen Zuhälter zu seinen beiden zwölfjährigen jungfräulichen Schwestern zu folgen, die in Wirklichkeit keine Jungfrauen und keine Schwestern und genau betrachtet erst achtundzwanzig Jahre alt waren. »Geh mit ihm«, befahl Milo knapp.
    »Denk an deinen Auftrag.«
    »Na schön«, ergab sich Yossarián seufzend, da er an seinen Auftrag dachte. »Aber laß mich wenigstens erst ein Hotelzimmer belegen, damit ich mich hinterher ausschlafen kann.«
    »Du kannst dich bei den Mädchen ausschlafen«, erwiderte Milo mit der Miene eines Verschwörers. »Denk an deinen Auftrag.«
    Sie bekamen aber überhaupt keinen Schlaf, denn Yossarián und Orr fanden sich im gleichen Doppelbett mit den beiden zwölfjährigen achtundzwanzigjährigen Dirnen zusammengedrängt, die sich als ölig und fettleibig erwiesen und ihnen die ganze Nacht keine Ruhe ließen, weil sie immer wieder den Partner wechseln wollten. Yossariáns Wahrnehmungsvermögen war bald so abgestumpft, daß er den sandfarbigen Turban der fetten Person, die sich an ihn drängte, erst am nächsten Morgen zur Kenntnis nahm, als der ränkevolle, zehnjährige Zuhälter mit der kubanischen Zigarre den Turban vor aller Augen einem tückischen Einfall folgend abriß, und im strahlenden sizilianischen Tageslicht den abstoßenden, mißgebildeten, nackten Schädel zur Schau stellte. Rachsüchtige Nachbarn hatten ihr Haupthaar bis zum schimmernden Knochen abrasiert, weil sie sich mit Deutschen eingelassen hatte. Das Mädchen kreischte, von weiblicher Empörung erfüllt, und watschelte drollig hinter dem ränkevollen, zehnjährigen Zuhälter her, wobei die graue, stumpfe, geschändete Kopfhaut sich bleich und obszön über der warzenbraunen Gesichtshaut bewegte. Yossarián hatte nie zuvor etwas so Kahles gesehen. Der Zuhälter ließ den Turban wie eine Trophäe um einen Finger kreisen, hielt sich Zentimeter von ihren ausgestreckten Händen entfernt und zog sie im Kreis hinter sich her um den Platz, auf dem sich eine johlende Menge drängte, die verächtlich mit Fingern auf Yossarián wies, bis Milo finster und entschlossen herbeieilte und angesichts so unmäßiger Verkommenheit und Leichtfertigkeit mißbilligend den Mund einkniff. Milo bestand darauf, sogleich nach Malta aufzubrechen.
    »Wir sind müde«, winselte Orr.
    »Daran seid ihr selber schuld«, tadelte Milo die beiden selbstgerecht. »Hättet ihr die Nacht in einem Hotelzimmer verbracht statt mit diesen beiden losen Mädchen, dann fühltet ihr euch beide heute ebenso wohl wie ich.«
    »Du hast uns doch aber hergeschickt«, erwiderte Yossarián vorwurfsvoll. »Wir hatten doch auch kein Hotelzimmer. Du warst ja der einzige,

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