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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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Jungfrauen sind in Wirklichkeit erst zweiunddreißig. Und halbe Spanierinnen sind sie auch nicht, sondern höchstens zu einem Drittel Estinnen.«
    »Ich mache mir nichts aus Jungfrauen.«
    »Und Jungfrauen sind sie ebenfalls nicht«, fuhr Milo überredend fort. »Die, die ich für dich ausgesucht habe, war vorübergehend mit einem ältlichen Lehrer verheiratet, der nur sonntags mit ihr geschlafen hat — sie ist also praktisch noch ganz neu.«
    Doch auch Orr war müde, und als sie vom Flugplatz in die Stadt Palermo einfuhren, saßen Orr und Yossarián neben Milo. Sie entdeckten, daß es für sie kein Hotelzimmer gab, und, weit wichtiger, daß Milo hier Bürgermeister war.
    Der mysteriöse, unerklärliche Empfang für Milo begann bereits am Flugplatz, wo er von Zivilarbeitern erkannt wurde, die ihre Tätigkeit achtungsvoll unterbrachen, und ihm Blicke des gebändigten Überschwanges und der Verehrung zuwarfen. Die Nachricht von seiner Ankunft eilte ihm voraus in die Stadt, und in den Vororten drängten sich bereits Menschen, die ihnen zujubelten, als sie in ihrem kleinen, offenen Lastwagen vorbeiflitzten.
    Yossarián und Orr begriffen nichts. Sie schwiegen und drängten sich schutzsuchend an Milo.
    Als der kleine Lastwagen sein Tempo verringern und sich stadteinwärts mühsam seinen Weg durch die Menge bahnen mußte, wurde der Willkommensjubel für Milo immer lauter. Jungen und Mädchen hatten in der Schule frei bekommen und standen, winzige Fahnen schwenkend und neu eingekleidet, entlang den Bürgersteigen. Yossarián und Orr waren nun völlig sprachlos. Auf den Straßen wälzten sich jubelnde Massen und über den Boulevards hingen riesige Transparente mit Milos Bild. Milo hatte zu diesem Bilde in der schlichten Bluse des Bauern mit dem hochgeschlossenen, runden Kragen Modell gestanden, und wie er da so allwissend samt undiszipliniertem Schnurrbart und aus unsymmetrisch angeordneten Augen auf die Bevölkerung herunterblickte, wirkte sein väterliches, gerechtigkeitsliebendes Antlitz duldsam, weise, prüfend und streng. Bettlägerige warfen ihm durch die Fenster Kußhände zu. Beschürzte Händler jauchzten ekstatisch aus engen Ladentüren. Tubas dröhnten. Hier und da fiel jemand hin und wurde zu Tode getrampelt. Schluchzende alte Weiber drängten sich wie rasend gegen den langsam fahrenden Wagen, um Milos Schulter zu berühren oder ihm die Hand zu drücken. Milo bewies angesichts dieses stürmischen Empfanges wohlwollende Gelassenheit. Er erwiderte elegant jeden Gruß und warf großzügig Pralinen unter die jauchzende Menge. Fröhliche junge Burschen und Mädchen hüpften lustig volkstanzmäßig untergehakt hinter ihm drein und riefen heiser und mit anbetend verglasten Augen »Mi-lo! Mi-lo! Mi-lo!«
    Nun, da sein Geheimnis am Tag war, benahm sich Milo Yossarián und Orr gegenüber natürlicher und blühte üppig unter der Wirkung eines grenzenlosen, schüchternen Stolzes. Seine Wangen nahmen Fleischfarbe an. Milo war in Palermo sowie in den benachbarten Ortschaften Carini, Monreale, Bagheria, Termini Imerese, Cafali, Mistretta und Nicosia zum Bürgermeister gewählt worden, weil er den Whisky nach Sizilien gebracht hatte.
    Yossarián war verblüfft. »Trinken denn die Leute hier so gerne Whisky?«
    »Sie trinken keinen Tropfen davon«, erläuterte Milo. »Whisky ist sehr teuer, und die Leute hier sind sehr arm.«
    »Warum importierst du ihn dann nach Sizilien, wenn er hier nicht getrunken wird?«
    »Um den Preis zu steigern. Ich schicke den Whisky von Malta hierher, um die Gewinnspanne zu erhöhen, wenn ich ihn im Auftrag eines Kunden an mich zurückverkaufe. Ich habe hier eine ganz neue Industrie geschaffen. Sizilien ist heute der drittgrößte Whiskyexporteur der Welt, und darum hat man mich zum Bürgermeister gewählt.«
    »Wenn du hier schon so eine große Nummer bist, dann kannst du uns vielleicht ein Hotelzimmer verschaffen«, knurrte Orr unverschämt mit einer Stimme, die vor Müdigkeit ganz belegt klang.
    Milo reagierte reumütig. »Genau das werde ich jetzt tun«, versprach er. »Es tut mir schrecklich leid, daß ich keine Zimmer für euch vorbestellt habe. Kommt mit in mein Büro; ich werde dem stellvertretenden Bürgermeister gleich Anweisungen geben.«
    Milos Büro war ein Friseurladen, und sein Stellvertreter war ein schwabbeliger Barbier, von dessen liebedienerischen Lippen unterwürfige Begrüßungen schäumten wie die Seife, die er in Milos Schälchen anzurühren begann.
    »Nun, Vittorio«, sagte

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