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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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Eifer. Augen und Nasenlöcher troffen, und die zuckende Unterlippe war von schaumigen Tröpfchen bedeckt. »Es müssen doch wenigstens hundert Leute im Geschwader sein, die fünfundfünfzig Einsätze geflogen hatten, als er sie auf sechzig heraufgesetzt hat. Und es müssen mindestens noch einmal hundert sein, denen ebenso wie dir nur noch einer oder zwei Flüge fehlten. Wenn wir ihn so weiter machen lassen, bringt er uns noch allesamt um. Und darum müssen wir vorher ihn umbringen.«
    Yossarián nickte ausdruckslos und wollte sich nicht festlegen.
    »Glaubst du denn, daß wir es schaffen, ohne erwischt zu werden?«
    »Ich habe alles geplant. Ich ...«
    »Hör auf zu brüllen, um Himmelswillen!«
    »Ich brülle nicht. Ich habe ...«
    »Wirst du endlich aufhören zu brüllen!«
    »Ich habe alles geplant«, flüsterte Dobbs und umklammerte die Kanten von Orrs Feldbett mit den weißknöcheligen Händen, um ihr Zittern zu verbergen. »Donnerstag früh kommt er doch immer aus seinem verfluchten Landhaus in den Bergen zurück. Ich schleiche mich dann durch den Wald bis zur Haarnadelkurve und verstecke mich im Gebüsch. Er muß dort langsam fahren, und ich kann die Straße in beiden Richtungen beobachten. Wenn ich ihn kommen sehe, werfe ich einen Baumstamm über die Straße.
    Dann muß er halten, ich komme mit der Pistole aus dem Gebüsch und schieße ihn in den Kopf, bis er tot ist. Danach vergrabe ich die Pistole, gehe durch den Wald zum Geschwaderbereich zurück und verhalte mich wie gewöhnlich. Was soll dabei schief gehen?«
    Yossarián war jedem Teil dieses Plans aufmerksam gefolgt.
    »Und was habe ich dabei zu tun?« fragte er endlich erstaunt.
    »Ohne dich schaffe ich es nicht«, erklärte ihm Dobbs. »Du mußt mir zureden.«
    Yossarián traute seinen Ohren kaum. »Weiter verlangst du nichts von mir? Ich soll dir bloß zureden?«
    »Das ist alles, was ich von dir verlange«, antwortete Dobbs.
    »Wenn du mir zuredest, werde ich ihm ganz allein übermorgen das Hirn ausblasen.« Seine Stimme bebte vor Erregung und wurde wieder lauter. »Wenn wir schon dabei sind, möchte ich auch Colonel Korn abknallen, allerdings weniger gerne Major Danby, wenn dir das recht ist. Dann möchte ich gerne Appleby und Havermeyer umbringen, und wenn wir Appleby und Havermeyer erledigt haben, möchte ich MC Watt erledigen.«
    »McWatt?« rief Yossarián und sprang vor Schreck beinahe vom Bett auf. »McWatt ist mein Freund. Was hast du gegen McWatt?«
    »Ich weiß nicht«, gestand Dobbs verlegen und ratlos. »Ich dachte nur — wenn wir schon Appleby und Havermeyer umlegen, können wir schließlich auch McWatt umlegen. Hast du denn keine Lust, McWatt umzubringen?«
    Yossarián bezog jetzt Stellung. »Wenn du endlich aufhörst, die ganze Insel zusammenzubrüllen, und wenn du dich darauf beschränkst, Colonel Cathcart umzubringen, dann könnte ich mich vielleicht für deine Absichten erwärmen. Wenn du aber ein Blutbad anrichten willst, dann brauchst du dabei nicht auf mich zu rechnen.«
    »Also schön, schön«, suchte Dobbs ihn zu beschwichtigen. »Lassen wir es bei Colonel Cathcart. Soll ich es also tun? Rede mir zu.«
    Yossarián schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß ich dir zureden kann.«
    Dobbs geriet außer sich. »Ich bin zu einem Kompromiß bereit«, drängte er flehend. »Du brauchst mir nicht zureden. Du brauchst nur zu sagen, daß es ein guter Einfall ist. Ja? Ist es ein guter Einfall?«
    Yossarián schüttelte wieder den Kopf. »Es wäre ein großartiger Einfall gewesen, wenn du die Sache ausgeführt hättest, ohne mir vorher davon etwas zu sagen. Jetzt ist es zu spät. Ich glaube nicht, daß ich mich dazu äußern kann. Laß mir etwas Zeit, vielleicht ändere ich meine Ansicht.«
    »Dann wird es wirklich zu spät sein.«
    Yossarián schüttelte unablässig den Kopf. Dobbs war sehr enttäuscht. Er blieb ein Weilchen schmollend sitzen, sprang dann aber plötzlich auf und entfernte sich geräuschvoll, um noch einmal Doc Daneeka zu bestürmen, ihn fluguntauglich zu erklären.
    Im Abgehen stieß er Yossariáns Waschschüssel mit der Hüfte um und stolperte über die Brennstoffleitung des Ofens, an dem Orr noch immer bastelte. Doc Daneeka widerstand Dobbs beredter und gebärdenreicher Attacke vermittels zahlloser ungeduldiger Kopfbewegungen und schickte ihn zum Krankenzelt, wo er seine Symptome GUS und Wes beschreiben sollte, die, kaum daß er den Mund aufmachte, sein Zahnfleisch rot pinselten. Sie pinselten ihm auch die Zehen

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