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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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also doch einen Profit für dich selber«, sagte Yossarián.
    »Selbstverständlich. Aber das alles geht ins Syndikat. Und jeder hat einen Anteil. Verstehst du denn nicht? Es ist das gleiche wie mit den Tomaten, die ich Colonel Cathcart verkaufe.«
    »Kaufst«, verbesserte Yossarián. »Du verkaufst keine Tomaten an Colonel Cathcart und Colonel Korn, du kaufst die Tomaten von ihnen.«
    »Nein, ich verkaufe«, korrigierte Milo. »Ich verteile meine Tomaten unter einem angenommenen Namen auf allen Märkten in Pianosa, so daß Colonel Cathcart und Colonel Korn ihrerseits unter angenommenem Namen die Tomaten für vier Cent das Stück von mir kaufen, und sie mir tags darauf um fünf Cent das Stück für das Syndikat zurück verkaufen können. Sie verdienen dabei am Stück einen Cent, ich verdiene am Stück dreieinhalb Cent, und so macht jeder seinen Schnitt.«
    »Jeder, ausgenommen das Syndikat«, schnaufte Yossarián verächtlich. »Das Syndikat zahlt fünf Cent für Tomaten, die dich nur einen halben Cent gekostet haben. Wo verdient also das Syndikat?«
    »Das Syndikat verdient, wenn ich verdiene«, erläuterte Milo, »weil doch jeder einen Anteil hat. Und das Syndikat wird von Colonel Cathcart und Colonel Korn unterstützt, die mich Reisen wie diese hier unternehmen lassen. In einer Viertelstunde etwa landen wir in Palermo, und dann kannst du sehen, welchen Profit so eine Reise bringt.«
    »Malta«, verbesserte Yossarián. »Wir fliegen jetzt nach, Malta, nicht nach Palermo.«
    »Nein, wir fliegen nach Palermo«, erwiderte Milo. »Ich muß dort mit einem Endivienexporteur über eine Ladung Champignons nach Bern reden, die verschimmelt war.«
    »Wie machst du das bloß, Milo?« fragte Yossarián erstaunt und lächelte bewundernd. »Du schreibst einfach irgendeinen Bestimmungsort in den Flugplan und fliegst dann ganz woanders hin.
    Beschweren sich denn die Leute auf den Kontrolltürmen nie?«
    »Die gehören alle zum Syndikat, und sie wissen: was dem Syndikat nützt, nützt dem Vaterland, und nur so rollt der Rubel.
    Auch die Männer auf den Kontrolltürmen haben einen Anteil, und deshalb müssen sie stets alles tun, um das Syndikat zu unterstützen.«
    »Habe ich auch einen Anteil?«
    »Jeder hat einen Anteil.«
    »Hat Orr einen Anteil ?«
    »Jeder hat einen Anteil.«
    »Und Hungry Joe? Hat er auch einen Anteil?«
    »Jeder hat einen Anteil.«
    »Da soll mich doch die Katze fressen«, murmelte Yossarián, zum allerersten Mal tief beeindruckt von der Idee des Anteils.
    Milo wandte sich mit einem bübischen Funkeln in den Augen an Yossarián. »Ich habe einen todsicheren Plan, wie man den Staat um sechstausend Dollar betrügen kann. Jeder von uns könnte ohne das geringste Risiko dreitausend Dollar einstecken. Hast du Lust?«
    »Nein.«
    Milo sah Yossarián tief beeindruckt an. »Das schätze ich so an dir«, rief er, »du bist ehrlich! Du bist der einzige Mensch, dem ich wirklich trauen kann. Deswegen wünschte ich, du wärest mir etwas behilflich. Ich war sehr enttäuscht, als du gestern in Catania mit den beiden Mädchen weggelaufen bist.«
    Yossarián starrte ihn ungläubig an. »Du hast doch selbst gesagt, ich sollte mit ihnen gehen, Milo, weißt du das nicht mehr?«
    »Dafür konnte ich nichts«, erwiderte Milo würdevoll. »Nachdem wir in der Stadt waren, mußte ich Orr auf irgendeine Weise loswerden. In Palermo wird das ganz anders sein. Sobald wir in Palermo gelandet sind, wirst du gleich vom Flugplatz mit Orr und den Mädchen wegfahren.«
    »Mit was für Mädchen?«
    »Ich habe über Sprechfunk mit einem vierjährigen Zuhälter abgemacht, daß er dich und Orr mit je einer achtjährigen Jungfrau versorgt, in deren Adern überdies zur Hälfte spanisches Blut fließt. Er wird euch in einer Limousine am Flughafen erwarten, und ihr steigt gleich ein, wenn die Maschine gelandet ist.«
    »Kommt nicht in Frage«, sagte Yossarián kopfschüttelnd. »Ich gehe nirgendwohin als schlafen.«
    Milo wurde rot vor Entrüstung, und seine schmale, lange Nase zuckte zwischen den Brauen und den ungleichförmigen, rötlichbraunen Schnurrbarthälften wie die blasse, dünne Flamme einer Kerze. »Denk an deinen Auftrag«, ermahnte er Yossarián fromm.
    »Zum Teufel mit meinem Auftrag«, versetzte Yossarián gleichmütig. »Und zum Teufel mit dem Syndikat, auch wenn ich einen Anteil habe. Ich will keine achtjährigen Jungfrauen, auch nicht, wenn es halbe Spanierinnen sind.«
    »Dafür kann ich dich nicht tadeln. Aber diese achtjährigen

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