Catch 22
mal«, drängte Milo und verfolgte Yossariáns zurückweichendes Gesicht beharrlich mit der Banane.
»Milo, du Hund«, stöhnte Yossarián, »ich muß endlich mal schlafen.« »Probier sie und sag mir, ob sie gut schmeckt«, beharrte Milo. »Und sag Orr nicht, daß ich dir die Banane schenke, ich habe ihm nämlich für seine zwei Piaster abverlangt.«
Yossarián aß gehorsam die Banane und schloß die Augen, nachdem er gesagt hatte, sie schmecke gut, doch Milo schüttelte ihn wiederum wach und befahl ihm, sich so schnell wie möglich anzuziehen, da man sofort nach Pianosa aufbrechen müsse.
»Du und Orr, ihr müßt sofort die Bananen ins Flugzeug laden«, erklärte er. »Der Mann meinte übrigens, ihr solltet dabei auf Spinnen achtgeben.«
»Hat denn das nicht Zeit bis morgen früh?« flehte Yossarián.
»Ich muß einfach mal schlafen.«
»Sie werden wahnsinnig schnell reif«, antwortete Milo, »und wir haben keine Minute zu verlieren. Denk doch nur, wie glücklich unsere Leute sein werden, wenn sie diese Bananen bekommen.«
Doch die Besatzungen sahen nie etwas von diesen Bananen, denn in Istanbul herrschte Nachfrage nach Bananen, und in Beirut wurde billig Kümmel angeboten, mit dem Milo, nachdem er die Bananen verkauft hatte, nach Bengasi eilte, und als man schließlich sechs Tage später am Ende von Orrs Erholungsurlaub völlig erschöpft in Pianosa eintraf, geschah das mit einer Ladung bester weißer Eier aus Sizilien, von denen Milo behauptete, sie kämen aus Ägypten, und die er für nur vier Cent das Stück an seine Küchen verkaufte, worauf alle zum Syndikat gehörenden Kommandeure ihn anflehten, doch sogleich nach Kairo zurückzukehren, um noch mehr unreife rote Bananen zu kaufen, die er in der Türkei gegen den in Bengasi so dringend verlangten Kümmel eintauschen sollte. Und jeder hatte einen Anteil.
Nately’s Alter Mann
Der einzige, der von Milos roten Bananen etwas zu sehen kriegte, war Aarfy, der von einem einflußreichen Verbindungsbruder beim Quartiermeister ganze zwei geschenkt bekam, nachdem die Bananen gereift waren und begonnen hatten, durch die normalen Schwarzmarktkanäle nach Italien einzuströmen. Aarfy war zufällig mit Yossarián in der Offizierswohnung, als Nately nach so vielen Wochen fruchtlosen, bekümmerten Suchens endlich seine Hure wiedergefunden und sie nebst zweien ihrer Freundinnen in die Wohnung gelockt hatte, indem er jeder von ihnen dreißig Dollar versprach.
»Dreißig Dollar pro Stück?« bemerkte Aarfy gedehnt und stocherte und klopfte skeptisch und mit widerwilliger Kennermiene an den drei stämmigen Mädchen herum. »Dreißig Dollar ist eine Menge Geld für solche Stücke. Ich habe außerdem noch nie im Leben dafür bezahlt.«
»Ich verlange ja auch nicht, daß du bezahlst«, beschwichtigte Nately ihn hastig. »Ich zahle sie alle. Ich möchte nur, daß ihr die beiden anderen übernehmt. Willst du mir nicht bitte behilflich sein?«
Aarfy grinste selbstzufrieden und schüttelte seinen weichen, kugelrunden Kopf. »Niemand soll für den guten alten Aarfy zahlen. Ich kriege jederzeit jede Menge, wenn mir so ist. Ich bin aber heute abend nicht in Stimmung.«
»Warum zahlst du nicht alle drei aus und schickst die beiden anderen weg?« schlug Yossarián vor.
»Weil meine dann wütend wird, wenn sie für ihr Geld arbeiten soll«, erwiderte Nately mit einem ängstlichen Blick auf sein Mädchen, das ihn bereits finster anstarrte und drohend zu murmeln begann. »Sie behauptet, wenn ich sie wirklich gern hätte, müßte ich sie wegschicken und mit einer anderen ins Bett gehen.«
»Ich habe eine viel bessere Idee«, prahlte Aarfy. »Warum halten wir sie nicht alle drei hier fest bis zur Sperrstunde, und drohen ihnen, sie auf die Straße zu jagen und verhaften zu lassen, wenn sie uns nicht ihr ganzes Geld geben? Wir können ihnen sogar damit drohen, sie aus dem Fenster zu werfen.«
»Aarfy!« Nately war entsetzt.
»Es ist ja nur ein Vorschlag«, sagte Aarfy einfältig. Aarfy war immer bestrebt, Nately zu helfen, denn Natelys Vater war reich und prominent und hatte genau die richtige Stellung inne, um Aarfy nach dem Krieg weiterzuhelfen. »Na ja doch«, verteidigte er sich quengelnd, »im College haben wir immer sowas gemacht.
Ich weiß noch, wie wir eines Tages zwei blöde Schülerinnen aus der Stadt überredet haben, ins Verbindungshaus zu kommen, und da mußten sie sich für alle, die Lust auf sie hatten, auf den Rücken legen, weil wir ihnen drohten, wir würden ihre
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