Catch 22
Eltern anrufen und ihnen sagen, was ihre Töchterlein machten. Wir haben sie länger als zehn Stunden festgehalten, und als sie sich beschweren wollten, haben wir sie sogar ein bißchen verprügelt.
Dann haben wir ihnen ihr Kleingeld und ihren Kaugummi weggenommen und sie rausgejagt. Junge, Junge«, entsann er sich gemütlich, und auf den feisten Wangen glühte die joviale, rötliche Wärme sehnsüchtigen Erinnerns, »niemand war sicher davor, in Verschiß zu geraten, nicht mal wir selber.«
Aarfy konnte Nately jedoch nicht helfen, als das Mädchen, in das Nately sich verliebt hatte, ihn mürrisch und mit wachsendem Ärger immer lauter beschimpfte. Glücklicherweise platzte gerade in diesem Augenblick Hungry Joe herein, was die Lage rettete, wenn man davon absehen will, daß Dunbar gleich darauf betrunken dahergestolpert kam und eines der kichernden Mädchen umarmte. Nun waren sie vier Männer und drei Mädchen. Sie ließen Aarfy in der Wohnung zurück und kletterten alle sechs in eine Pferdedroschke, die unbeweglich am Bürgersteig hielt, während die Mädchen darauf bestanden, im voraus bezahlt zu werden.
Nately überreichte ihnen mit elegantem Schwung neunzig Dollar, nachdem er zuvor zwanzig Dollar von Yossarián, fünfunddreißig von Dunbar und siebzehn von Hungry Joe entliehen hatte. Die Mädchen wurden nun liebenswürdiger und riefen dem Kutscher eine Adresse zu, der sie im Trab durch die halbe Stadt in eine Gegend kutschierte, in der sie nie zuvor gewesen waren.
Er hielt in einer dunklen Straße vor einem alten, hohen Gebäude.
Die Mädchen führten sie vier steile, lange, knarrende Holztreppen hinauf und durch eine Tür in ihre eigene, prächtige Mietswohnung, wo wunderbarerweise unendliche Mengen hübscher, junger, nackter Mädchen durcheinanderquirlten, wo der sündhafte, verkommene, häßliche alte Mann wohnte, der Nately ständig mit seinem spöttischen Lachen reizte, und wo die glucksende, propere alte Frau im aschgrauen Pullover, die das unmoralische Treiben aus Herzensgrund verabscheute, nach Kräften um Ordnung bemüht war.
Dieser staunenswerte Ort war ein fruchtbares, wimmelndes Füllhorn weiblicher Brustwarzen und Nabel. Zunächst waren nur ihre eigenen drei Mädchen in dem schwacherhellten, fahlbraunen Wohnzimmer, das den Schnittpunkt der drei düsteren Korridore bildete, die zu den fernsten Winkeln dieses exotischen, wundervollen Bordells führten. Die Mädchen entkleideten sich sogleich, hielten verschiedentlich dabei inne, um stolz das eine und andere gewagte Stück Unterwäsche vorzuweisen, und schäkerten dabei ununterbrochen mit dem hageren, verlebten, alten Mann mit dem ungepflegten, langen, weißen Haar, der ein unsauberes aufgeknöpftes weißes Hemd trug, lüstern krächzend fast im Mittelpunkt des Zimmers einen schäbigen blauen Sessel einnahm und Nately samt seinen Freunden mit heiterer, spöttischer Förmlichkeit willkommen hieß. Dann watschelte die alte Frau hinaus, um ein Mädchen für Hungry Joe zu besorgen, wobei sie in stummem Protest bekümmert den Kopf schüttelte. Sie kehrte mit zwei hochbusigen Schönheiten zurück, deren eine bereits nackt war, während die andere nur einen durchsichtigen, rosa Halbunterrock trug, den sie abstreifte, als sie sich hinsetzte. Gleich darauf schlenderten aus einer anderen Richtung noch drei unbekleidete Mädchen herein, um ein Schwätzchen zu halten, dann noch zwei weitere. Vier Mädchen durchquerten, ganz in ihre Unterhaltung vertieft, das Zimmer; drei von ihnen waren barfuß, und eine balancierte gefährlich in einem Paar silberner Tanzschuhe daher, die nicht ihr zu gehören schienen. Dann kam noch ein Mädchen, das nichts als Höschen trug, und setzte sich dazu, so daß innerhalb von wenigen Minuten elf Damen versammelt waren, alle bis auf eine gänzlich unbekleidet.
Nacktes Fleisch, das meiste davon füllig, leuchtete überall, und Hungry Joe begann zu sterben. Während die Mädchen hereingeschlendert kamen und es sich gemütlich machten, stand er stocksteif in starrem Staunen da. Plötzlich stieß er einen schrillen Schrei aus und rannte zur Tür, um aus der Mannschaftswohnung seine Kamera zu holen, blieb aber unter Ausstoßung eines weiteren Schreies stehen, weil ihm der grauenhafte, eisige Verdacht gekommen war, dies ganze liebliche, geisterhafte, reiche, bunte, heidnische Paradies könne ihm auf immer entrissen werden, ließe er es auch nur einen Moment aus dem Auge. Er verhielt unter der Tür, prustete unschlüssig, und an Hals
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