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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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Milo und lehnte sich bequem in einen der Stühle Vittorios zurück, »wie war es denn dieses Mal während meiner Abwesenheit?«
    »Sehr traurig, Signor Milo, sehr traurig. Aber nun, da Sie zurück sind, ist die Bevölkerung sehr glücklich.«
    »Ich habe mich schon über die Menschenmassen gewundert. Wie kommt es denn, daß die Hotels alle belegt sind?«
    »Weil so viele Leute aus anderen Orten hergekommen sind, um Sie zu sehen, Signor Milo, und auch weil die Einkäufer wegen der Artischocken-Auktion in der Stadt sind.«
    Milos Hand schnellte wie ein Adler vor und hielt Vittorios Rasierpinsel an. »Was sind Artischocken?« fragte er.
    »Artischocken, Signor Milo? Artischocken sind ein sehr schmackhaftes Gemüse, das überall gerne gegessen wird. Sie müssen die Artischocken probieren, während Sie hier sind, Signor Milo. Nirgends in der Welt sind die Artischocken so gut wie bei uns hier.«
    »Wirklich?« fragte Milo. »Zu welchem Preis werden denn die Artischocken dieses Jahr gehandelt?«
    »Es sieht nach einem sehr guten Artischockenjahr aus. Die Ernte war ausgesprochen schlecht.«
    »Ist das wahr?« sagte Milo versonnen und war schon weg, war so schnell aus dem Stuhl geglitten, daß der gestreifte Friseurmantel seinen Umriß noch eine oder zwei Sekunden lang festhielt, ehe er in sich zusammenfiel. Milo war bereits aus dem Blickfeld verschwunden, als Yossarián und Orr die Tür erreichten.
    »Der nächste!« bellte Milos Stellvertreter diensteifrig. »Wer ist der nächste?«
    Yossarián und Orr zogen sich niedergeschlagen aus dem Friseurladen zurück. Von Milo verlassen, stapften sie heimatlos auf der aussichtslosen Suche nach einer Schlafgelegenheit durch die festliche Menge. Yossarián war erschöpft. Sein Kopf schmerzte von einem dumpfen, schwächenden Weh, und er war wütend auf Orr, der irgendwo Holzäpfel gefunden hatte und mit diesen in den Backentaschen umherlief, bis Yossarián sie dort entdeckte und ihn zwang, sie aus dem Mund zu nehmen. Dann trieb Orr irgendwie zwei Roßkastanien auf und steckte die in den Mund, bis Yossarián auch das entdeckte und ihm scharf befahl, die Holzäpfel aus den Backen zu nehmen. Orr erwiderte grinsend, daß es nicht Holzäpfel seien, sondern Roßkastanien, und daß er sie nicht im Mund, sondern in den Händen habe, doch Yossarián war wegen der Roßkastanien nicht imstande, auch nur ein einziges Wort zu verstehen, und zwang ihn, sie auszuspucken. Darauf erschien ein mattes Flackern in Orrs Augen. Er preßte die Knöchel gegen die Stirn wie ein Mann im Alkoholrausch und gluckste liederlich.
    »Erinnerst du dich an das Mädchen...« er brach ab, um noch einmal liederlich zu glucksen, »... das Mädchen in der Wohnung in Rom, die mir ihren Schuh auf den Kopf knallte, während wir beide nackt auf dem Flur standen?« fragte er mit einem tückisch erwartungsvollen Blick und schwieg, bis Yossarián zurückhaltend genickt hatte. »Wenn du mir erlaubst, die Kastanien wieder in den Mund zu stecken, sage ich dir, warum sie mich gehauen hat.
    Einverstanden?«
    Yossarián nickte, und Orr erzählte ihm von A bis Z die ganze phantastische Geschichte von dem nackten Mädchen in der Wohnung von Natelys Hure, und warum sie ihn mit dem Schuh auf den Kopf geschlagen hatte, doch war Yossarián nicht imstande, auch nur ein einziges Wort zu verstehen, weil Orr ja die Kastanien im Mund hatte. Yossarián lachte gleichzeitig gereizt und belustigt über diesen Trick, aber schließlich blieb den beider nichts weiter übrig, als bei Einbruch der Dunkelheit ein glibberiges Abendbrot in einem schmutzigen Restaurant zu verzehren und einen Wagen aufzutreiben, der sie zum Flugplatz mitnahm.
    Sie legten sich zum Schlafen auf den kalten, metallenen Boden der Maschine, wälzten sich ächzend und gequält umher, bis keine zwei Stunden später die Lastwagen mit den Artischockenkisten angebraust kamen, deren Fahrer Yossarián und Orr hinauswarfen und daran gingen, die Maschine zu beladen. Es fing heftig an zu regnen. Als die Lastwagen schließlich abfuhren, waren Yossarián und Orr bis auf die Haut durchnäßt, und es blieb ihnen keine Wahl, sie mußten sich wieder in die Maschine zwängen und sich wie fröstelnde Sardinen zwischen den Ecken der Artischockenkisten zusammenrollen, die Milo im Morgengrauen nach Neapel flog und dort gegen Zimt, Nelken, Vanille und Pfeffer eintauschte, was alles er noch am gleichen Tage nach Malta brachte, wo er, wie sich herausstellte, stellvertretender Generalgouverneur war. Auch in

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