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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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wies mit dem Daumen über die Schulter und sagte »drück dich«. Der ältliche Mann zuckte zusammen und runzelte finster die Brauen.
    »Das ist ein Major«, erläuterte Dunbar. »Warum zielst du nicht etwas tiefer und wirst für ein Weilchen Deckoffizier Homer Lumley? Dann hast du einen Vater, der Abgeordneter und eine Schwester, die mit einem Skimeister verlobt ist. Du brauchst ihm nur zu sagen, daß du Captain bist.«
    Yossarián wandte sich an den überraschten Patienten, auf den Dunbar gedeutet hatte. »Ich bin Captain«, sagte er und wies mit dem Daumen über die Schulter. »Drück dich.«
    Der überraschte Patient sprang auf Yossariáns Kommando aus dem Bett und lief davon. Yossarián bestieg sein Bett und wurde Deckoffizier Homer Lumley, dem gräßlich übel und der von klebrigem Schweiß bedeckt war. Da schlief er eine Stunde und wollte wieder Yossarián sein. Es war gar nicht so schön, einen Abgeordneten zum Vater und die Braut eines Skimeisters zur Schwester zu haben. Dunbar ging voran zu Yossariáns Station, wo er A. Fortiori wieder aus dem Bett jagte, der sich von neuem in Dunbar verwandeln mußte. Von Deckoffizier Homer Lumley war nichts zu sehen. Statt dessen war Schwester Gramer da und zischte in erheucheltem Zorn wie ein feucht gewordener Feuerwerkskörper. Sie befahl Yossarián, sofort wieder ins Bett zu gehen, und verstellte ihm den Weg, so daß er ihre Anweisung nicht befolgen konnte. Ihr hübsches Gesicht war widerlicher denn je. Schwester Gramer war ein gutherziges, sentimentales Wesen, das sich selbstlos an Hochzeiten, Verlobungen, Geburten und Jahrestagen erfreute, auch wenn sie keine einzige der daran beteiligten Personen kannte.
    »Sind Sie verrückt?« zeterte sie tugendhaft und fuchtelte mit empört erhobenem Zeigefinger vor Yossariáns Nase herum. »Es ist Ihnen wohl egal, ob Sie sich in Ihrer Torheit ums Leben bringen, was?«
    »Es ist ja mein Leben.«
    »Es ist Ihnen wohl egal, ob Sie Ihr Bein verlieren?«
    »Es ist ja mein Bein.«
    »Es ist eben nicht Ihr Bein!« entgegnete Schwester Gramer. »Das Bein gehört dem Staat, nicht anders als eine Bettpfanne oder sonst ein Gerät. Der Staat hat einen Haufen Geld in Ihre Ausbildung investiert, und Sie haben kein Recht, die Anweisungen der Ärzte zu mißachten.«
    Yossarián wußte nicht, ob es ihm gefiel, daß man etwas in seine Person investiert hatte. Schwester Gramer stand immer noch vor ihm, und er konnte nicht vorbei. Sein Kopf schmerzte. Schwester Gramer stellte ihm laut eine Frage, die er nicht verstand. Er wies mit dem Daumen über die Schulter und sagte: »Drück dich.«
    Schwester Gramer versetzte ihm eine so heftige Ohrfeige, daß er fast gefallen wäre. Yossarián holte aus, um ihr eines auf den Kiefer zu knallen, doch da gaben seine Knie nach, und er sackte zusammen. Schwester Duckett kam rechtzeitig hinzu, um ihn aufzufangen. Sie verlangte streng von beiden zu wissen: »Was geht hier eigentlich vor?«
    »Er will nicht in sein Bett gehen«, meldete Schwester Gramer eifrig und gekränkt. »Er hat etwas ganz Schreckliches zu mir gesagt, Sue Ann, ich kann das gar nicht wiederholen!«
    »Sie hat mich ein Gerät genannt«, knurrte Yossarián.
    Schwester Duckett blieb kalt. »Wollen Sie jetzt gefälligst ins Bett gehen, oder muß ich Sie beim Ohr packen und hinbringen?«
    »Packen Sie mich beim Ohr und bringen Sie mich hin«, verlangte Yossarián.
    Schwester Duckett packte ihn beim Ohr und brachte ihn zu Bett.

Schwester Duckett
    Schwester Sue Ann Duckett war eine große, hagere, reife, aufrechte Person mit kräftig gerundetem Popo, kleinen Brüsten und eckigen, neuenglischen Gesichtszügen, die man mit gleichem Recht sowohl fast schön wie fast unansehnlich nennen durfte.
    Ihre Haut war weiß und rosa, die Augen waren klein, Nase und Kinn schmal und spitz. Sie war tüchtig, pünktlich, streng und gescheit. Sie übernahm gern Verantwortung und verlor niemals den Kopf. Sie war erwachsen und voller Selbstvertrauen und bedurfte keiner fremden Hilfe. Das rührte Yossarián, und er beschloß, ihr behilflich zu sein.
    Als sie am nächsten Morgen vornübergebeugt am Fußende seines Bettes stand, um das Laken zu glätten, schob er verstohlen die Hand zwischen ihre Knie und führte sie dann überraschend blitzschnell soweit nach oben, wie es gehen wollte. Schwester Duckett kreischte auf und sprang eine Meile hoch in die Luft, aber das war nicht hoch genug, und so mußte sie sich fast volle fünfzehn Sekunden lang auf ihrem göttlichen

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