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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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zerrte ihn herunter. Dobbs begann wieder zu niesen. »Ich habe eine Allergie«, entschuldigte er sich schließlich.. Rotz troff ihm aus Augen und Nasenlöchern.
    »Sehr schade. Anderenfalls gäbest du eine prächtige Führergestalt ab.«
    »Colonel Cathcart ist der eigentliche Mörder«, klagte Dobbs laut, nachdem er ein durchfeuchtetes Taschentuch eingesteckt hatte.
    »Colonel Cathcart wird uns noch allesamt umbringen, wenn wir nicht was unternehmen, um ihn daran zu hindern.«
    »Vielleicht setzt er die Zahl der Flüge nicht mehr herauf, vielleicht geht er nicht über sechzig hinaus.«
    »Er geht immer weiter. Das weißt du besser als ich.«
    Dobbs schluckte und beugte das verzerrte Gesicht nahe zu Yossarián. Die Muskeln in seinem bronzefarbenen steinernen Kiefer traten wie bebende Knoten heraus. »Sag bloß, daß du meinen Plan billigst, und ich mache die Sache morgen früh ab. Begreifst du, was ich dir sage? Ich flüstere jetzt wohl, oder nicht?«
    Yossarián löste seine Augen von dem brennenden, flehenden Blick, den Dobbs auf ihn heftete. »Warum, zum Teufel, gehst du nicht einfach hin und machst es? Warum machst du es nicht allein?«
    »Ich habe Angst, es allein zu machen. Ich habe Angst, überhaupt irgendwas allein zu machen.«
    »Dann laß mich in Ruhe damit. Ich müßte ja verrückt sein, wenn ich mich jetzt in sowas einließe. Ich habe hier einen hochfeinen Heimatschuß. Mit dem komme ich glatt nach Hause.«
    »Bist du irre?« rief Dobbs ungläubig. »Du hast da nichts weiter als einen Kratzer. Sobald du rauskommst, läßt er dich wieder Einsätze fliegen, mitsamt deinem Verwundetenabzeichen.«
    »Dann bringe ich ihn wirklich um«, schwor Yossarián. »Dann komme ich zu dir, und wir machen es zusammen.«
    »Dann laß es uns doch morgen schon tun, solange wir noch Gelegenheit dazu haben«, bat Dobbs. »Der Kaplan sagt, daß Colonel Cathcart uns wieder für Avignon gemeldet hat. Vielleicht schießen sie mich ab, ehe du herauskommst aus dem Lazarett.
    Sieh doch bloß, wie mir die Hände zittern. Ich kann keine Maschine mehr steuern, es reicht nicht mehr dazu.«
    Yossarián fürchtete sich, ja zu sagen. »Ich will abwarten und sehen, was geschieht.«
    »Das schlimme an dir ist, daß du nichts unternehmen willst«, beklagte sich Dobbs mit belegter, wütender Stimme.
    »Ich tue alles, was mir möglich ist«, sagte der Kaplan zu Yossarián, nachdem Dobbs gegangen war. »Ich bin sogar ins Krankenzelt zu Doc Daneeka gegangen und habe ihn gebeten, Ihnen zu helfen.«
    »Ah, das kann ich mir vorstellen«, Yossarián unterdrückte ein Lächeln. »Und was geschah?«
    »Man hat mir das Zahnfleisch rot angepinselt«, antwortete der Kaplan verlegen.
    »Auch die Zehen haben sie ihm rotgepinselt«, fügte Nately entrüstet hinzu, »und dann haben sie ihm ein Abführmittel gegeben.«
    »Ich bin aber heute früh wieder hingegangen.«
    »Und da haben sie ihm wieder das Zahnfleisch rotgepinselt«, sagte Nately.
    »Da habe ich ihn aber zu fassen bekommen«, widersprach der Kaplan nörgelnd, um sich zu rechtfertigen. »Doktor Daneeka ist ein so unglücklicher Mensch. Er glaubt, jemand habe es darauf abgesehen, ihn nach dem pazifischen Kriegsschauplatz versetzen zu lassen. Seit langem schon hatte er erwogen, sich um Hilfe an mich zu wenden. Als ich sagte, ich benötigte seine Hilfe, fragte er, ob es denn nicht auch für mich einen Kaplan gebe, an den ich mich um Hilfe wenden könnte.« Der Kaplan wartete traurig und niedergeschlagen, während Yossarián und Dunbar laut herauslachten. »Ich war einmal der Ansicht, unglücklich zu sein, sei eine Sünde«, fuhr er dann fort, als klage er in der Einsamkeit.
    »Jetzt weiß ich nicht mehr, was ich davon halten soll. Ich würde die Sünde gerne zum Gegenstand meiner nächsten Predigt machen, doch weiß ich nicht, ob es sich schickt, mit rotgepinseltem Zahnfleisch zu predigen. Colonel Korn war sehr unangenehm davon berührt.«
    »Warum kommen Sie nicht auf ein Weilchen zu uns ins Lazarett und ruhen sich aus?« lud Yossarián ihn ein. »Sie hätten es hier sehr gemütlich.«
    Die krasse Mißachtung aller Vorschriften, die sich in diesem Vorschlag ausdrückte, amüsierte den Kaplan und führte ihn für einige Augenblicke in Versuchung. »Nein, das geht wohl nicht«, entschied er dann zaudernd. »Ich möchte nach dem Festland fliegen und eine Postordonnanz namens Wintergreen aufsuchen.
    Doktor Daneeka meinte, dieser Mann könnte uns behilflich sein.«
    »Wintergreen ist vermutlich der

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