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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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Station zurückhumpelte.
    »Mich auch!« frohlockte Fortiori. »Gerade ist jemand gekommen und hat es mir gesagt.«
    »Und ich?« erkundigte Dunbar sich schmollend bei den Ärzten.
    »Sie?« antwortete man ihm schroff. »Sie gehen mit Yossarián zum Geschwader zurück. K. v.!«
    Und beide kehrten zum Geschwader zurück. Yossarián schäumte vor Wut, als die Ambulanz ihn im Staffelbereich absetzte und humpelte auf der Suche nach gerechter Behandlung zu Doc Daneeka, der ihn trübe und voller Widerwillen anstarrte.
    »Du!« rief Doc Daneeka vorwurfsvoll und mit Abscheu in der Stimme. Die eiförmigen Schwellungen unter seinen Augen wirkten streng und mißbilligend. »Du denkst immer nur an dich.
    Wenn du sehen willst, was passiert ist, seitdem du ins Lazarett gegangen bist, betrachte dir mal die HKL auf der Karte da!«
    Yossarián war starr vor Staunen. »Verlieren wir den Krieg?«
    »Verlieren?« rief Doc Daneeka. »Seit der Einnahme von Paris hat sich die Kriegslage ständig verschlechtert. Ich wußte ja, daß es so kommen würde.« Er verstummte. Sein dumpfer Zorn verwandelte sich in Melancholie, und er runzelte gereizt die Stirne, als sei Yossarián an allem schuld. »Amerikanische Truppen stoßen auf deutsches Gebiet vor. Die Russen haben ganz Rumänien erobert. Erst gestern noch haben griechische Verbände der achten Armee Rimini eingenommen. Überall stehen die Deutschen in der Abwehr.« Doc Daneeka verstummte wieder und bereitete sich durch einen tiefen Atemzug auf ein durchdringendes Klagegeschrei vor. »Die deutsche Luftwaffe ist vernichtet!« heulte er und schien bereit, in Tränen auszubrechen. »Die gesamte deutsche Front steht vor dem Zusammenbruch!«
    »Na und warum ist das so schlimm?« fragte Yossarián.
    »Warum das so schlimm ist?« schrie Doc Daneeka. »Wenn nicht bald was passiert, kapitulieren die Deutschen, und wir müssen alle nach dem Pazifik!«
    Yossarián glotzte Doc Daneeka entsetzt an. -»Bist du verrückt?
    Weißt du auch, was du da sagst?«
    »Ja, du hast gut lachen«, sagte Doc Daneeka hämisch.
    »Wer, zum Teufel, lacht denn?«
    »Du hast wenigstens noch Aussichten. Du kommst als Bomber an die Front und wirst vielleicht abgeschossen. Aber ich! Ich habe nichts mehr zu hoffen!«
    »Du hast dein letztes bißchen Verstand verloren«, brüllte Yossarián ihn an -und packte ihn am Hemd. »Ist dir das klar? Halt jetzt dein blödes Maul und hör auf mich.«
    Doc Daneeka riß sich los. »Erlaube dir ja nicht so einen Ton mit mir, ich bin approbierter Arzt!«
    »Dann halt gefälligst dein blödes approbiertes Maul und hör dir an, was man mir im Lazarett gesagt hat. Ich bin geisteskrank.
    Wußtest du das?«
    »Na und?«
    »Richtiggehend geisteskrank.«
    »Na und?«
    »Ich bin bekloppt. Irre. Verstehst du nicht? Ich habe nicht mehr alle Tassen im Schrank. Man hat nur aus Versehen an meiner Stelle einen anderen nach Hause geschickt. Es gibt da im Lazarett einen approbierten Psychiater, der hat mich untersucht und ist zu dem Ergebnis gekommen, daß ich wahr und wahrhaftig bekloppt bin.«
    »Na und?«
    »Na und?« Yossarián war verblüfft darüber, daß Doc Daneeka nicht imstande sein sollte, zu begreifen. »Verstehst du denn nicht, was das bedeutet? Du kannst mich jetzt fluguntauglich schreiben und mich nach Hause gehen lassen! Man wird doch schließlich keine Verrückten an die Front schicken.«
    »Wen denn sonst?«

Dobbs
    McWatt ließ sich an die Front schicken, und McWatt war nicht verrückt. Und Yossarián tat das gleiche, obwohl er noch humpelte. Und als Yossarián noch zwei Einsätze geflogen war, und sich darauf dem Gerücht gegenübersah, daß ein weiterer Flug nach Bologna bevorstehe, da humpelte er in den frühen Stunden eines warmen Nachmittages entschlossen zu Dobbs ins Zelt, legte den Finger an die Lippen und sagte »Pst«.
    »Warum machst du Pst?« fragte Kid Sampson, der mit den Vorderzähnen eine Mandarine schälte, während er in einem zerfledderten Comicbook blätterte. »Er sagt doch gar nichts.«
    »Scher dich«, befahl Yossarián und zeigte mit dem Daumen auf die Schulter nach dem Eingang des Zeltes.
    Kid Sampson zog verständnisvoll die blonden Augenbrauen in die Höhe und stand bereitwillig auf. Er pustete viermal von unten in seinen blonden Schnurrbart, schwang sich auf das verbeulte grüne Motorrad, das er vor Monaten alt gekauft hatte, und brauste in die Berge hinauf. Yossarián wartete, bis das letzte leise Brummen der Maschine in der Ferne verstummt war. Das Zeltinnere

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