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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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natürlichen Lebens Anspruch auf eine Pension und auch auf eine Bestattungsbeihilfe in Höhe von Dollar 250 habe. Ein Scheck über Dollar 250 lag bei. Ihre Aussichten verbesserten sich allmählich und unaufhaltsam. In der gleichen Woche noch kam ein Brief von der Sozialversicherung, in dem es hieß, daß sie laut Paragraph soundso Absatz soundso der Verordnung über Waisen und Hinterbliebene von 1935 für sich und die erwerbsunfähigen Abkömmlinge Anspruch auf eine Beihilfe und auf einen Bestattungszuschuß von Dollar 250 habe. Mit diesen amtlichen Schriftstücken, die den Beweis für den Tod ihres Mannes darstellten, beantragte sie die Auszahlung dreier weiterer Lebensversicherungspolicen, die Doc Daneeka jeweils über 50 000 Dollar abgeschlossen hatte. Man erkannte ihren Anspruch an und beschleunigte die Auszahlung. Jeder Tag brachte neue überraschende Schätze ans Licht. Der Schlüssel zu einem Bankschließfach führte auf die Spur einer weiteren Versicherungspolice im Wert von Dollar 50 000 und auf Bargeld im Betrage von Dollar 18 000, das niemals versteuert worden war und nun auch nicht mehr versteuert zu werden brauchte. Die Freimaurerloge, der ihr Mann angehört hatte, stiftete eine Grabstelle. Eine zweite Loge, deren Mitglied er ebenfalls gewesen war, übersandte ein Sterbegeld von Dollar 250. Die Ärztekammer seines Bezirkes übersandte ein Sterbegeld von Dollar 250.
    Die Männer ihrer engsten Freundinnen begannen mit ihr zu flirten. Mrs. Daneeka war einfach entzückt von dem Verlauf, den die Dinge nahmen, und ließ sich die Haare färben. Ihr unfaßbarer Reichtum vergrößerte sich von Tag zu Tag, und sie mußte sich immer wieder mit Gewalt daran erinnern, daß alle diese Hunderttausende, die sich da ansammelten, keinen Pfennig wert waren, weil ihr Mann keine Gelegenheit hatte, dieses Glück mit ihr zu genießen. Es erstaunte sie, daß so viele verschiedenartige Vereinigungen so große Bereitwilligkeit zeigten, Doc Daneeka unter die Erde zu bringen, während dieser weit weg in Pianosa mit äußerster Anstrengung um sein Leben rang und sich in wahrer Todesangst fragte, warum seine Frau denn nicht auf seinen Brief antworte.
    In der Staffel sah er sich von Männern geschnitten, die sein Andenken verfluchten, weil er Colonel Cathcart dazu herausgefordert hatte, die Anzahl der erforderlichen Feindflüge zu erhöhen.
    Akten, die seinen Tod bescheinigten, vermehrten sich wie Insekteneier und bestätigten einander ihre Richtigkeit. Weder bekam er seine Löhnung noch seine PX-Rationen, und er hing gänzlich von der Wohltätigkeit Milos und des Sergeanten Towser ab, die doch beide wußten, daß er tot war. Colonel Cathcart weigerte sich, ihn zu empfangen, und Colonel Korn ließ durch Major Danby sagen, falls Doc Daneeka sich je beim Stabe blicken lassen sollte, werde er, Colonel Korn, dafür sorgen, daß Doc Daneeka auf der Stelle verbrannt werde. Major Danby vertraute ihm an, daß man höheren Ortes die zum fliegenden Personal gehörenden Ärzte nur wegen Dr. Stubbs auf dem Kieker habe, denn dieser strubbelhaarige, unordentliche, zu Dunbars Staffel gehörende Arzt mit dem Doppelkinn mache dort absichtlich böses Blut, indem er jeden, der sechzig Feindflüge aufzuweisen habe, auf den vorgeschriebenen Formularen für fluguntauglich erklärte, die vom Geschwader dann entrüstet mit Gegenorders zurückgewiesen wurden, welche die verwirrten Piloten, Bombenschützen, Navigatoren und Bordschützen wieder dienstfähig machten. In jener Staffel gehe die Moral rapide zurück, und Dunbar werde bereits beschattet. Man sei froh über Doc Daneekas Tod und beabsichtige nicht, Ersatz für ihn anzufordern.
    Unter diesen Umständen konnte selbst der Kaplan Doc Daneeka nicht ins Leben zurückrufen. Schrecken wandelte sich zu Resignation, und Doc Daneeka begann mehr und mehr einem kränkelnden Nagetier zu ähneln. Die Säcke unter seinen Augen fielen ein und wurden schwarz, und vergeblich wandelte er im Schatten auf und ab wie ein allgegenwärtiges Gespenst. Selbst Captain Flume flüchtete, als Doc Daneeka zu ihm in den Wald ging, um seine Hilfe zu erbitten. Herzlos schickten GUS und Wes ihn vom Krankenzelt fort, ohne ihm den Trost des Thermometers zu gönnen, und da, da erst begriff er, daß er praktisch tot war und daß er wirklich äußerst schnell handeln müsse, wenn ihm noch daran gelegen war, mit dem Leben davon zu kommen.
    Er konnte sich an niemanden wenden als an seine Frau, und so kritzelte er einen leidenschaftlichen

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