Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
Vom Netzwerk:
Angst, herunter zu kommen«, erwiderte Sergeant Knight, ohne McWatts einsam steigende Maschine aus den Augen zu lassen. »Er weiß ganz gut, was er angestellt hat.«
    Und McWatt stieg und stieg, er ließ den Bomber gleichmäßig und gemächlich in einer ovalen Spirale klettern, die ihn nach Süden zu weit übers Meer hinausführte und tief ins braune Hügelland, wenn er den Flugplatz umrundet hatte und wieder auf Nordkurs ging. Bald war er mehr als dreitausend Meter hoch.
    Das Geräusch seiner Motoren war nur noch ein Flüstern. Plötzlich sprang ein weißer Fallschirm auf. Gleich darauf öffnete sich ein zweiter und schwebte, ebenso wie der erste, unmittelbar auf das Flugfeld zu. Die Maschine flog noch eine halbe Minute länger auf der gleichen, nun schon bekannten, und vorhersehbaren Bahn nach Süden, dann hob McWatt graziös eine Tragfläche und exekutierte vorbildlich seine Wendung.
    »Noch zwei«, sagte Sergeant Knight. »McWatt und Doc Daneeka. «
    »Ich bin doch hier, Sergeant!« jammerte Doc Daneeka. »Ich bin nicht in dem Flugzeug da oben!«
    »Warum springen sie nur nicht?« fragte Sergeant Knight sich besorgt und vernehmlich. »Warum springen sie nur nicht?«
    »Das versteht man nicht«, klagte Doc Daneeka und biß sich in die Unterlippe. »Man versteht es einfach nicht.«
    Yossarián indessen begriff plötzlich, warum McWatt nicht springen wollte, und er geriet ganz außer sich, rannte hinter McWatts Maschine her, schwenkte die Arme und rief flehend hinauf, McWatt möge doch herunterkommen, komm doch herunter, McWatt!, doch niemand schien ihn zu hören, gewiß nicht McWatt, und ein mächtiges, qualvolles Stöhnen brach aus Yossariáns Kehle, als McWatt nun wieder wendete, einmal grüßend mit den Tragflächen wackelte und dann, na, was soll schon sein, gegen einen Berg flog.
    Der Tod von Kid Sampson und McWatt verstörte Colonel Cathcart so sehr, daß er die Anzahl der vorgeschriebenen Feindflüge auf fünfundsechzig erhöhte.

Mrs. Daneeka
    Als Colonel Cathcart erfuhr, daß auch Doc Daneeka mit ,McWatts Flugzeug abgestürzt war, erhöhte er die Anzahl der erforderlichen Feindflüge auf siebzig.
    Sergeant Towser war der erste, der erkannte, daß Doc Daneeka tot war, denn am frühen Nachmittag hatte der Mann im Kontrollturm ihm gesagt, daß Doc Daneekas Name auf der Liste der Besatzung stand, die McWatt vor dem Start abgeliefert hatte.
    Sergeant Towser wischte sich eine Träne aus dem Auge und strich dann Doc Daneeka in der Personalkartei. Mit immer noch bebenden Lippen erhob er sich und trabte widerwillig zum Zelt hinaus, um GUS und Wes die üble Nachricht zu überbringen, wobei er behutsam vermied, in ein Gespräch mit Doc Daneeka zu geraten, als er sich an der kleinen, gespenstischen Gestalt des Staffelarztes vorbei drückte, der brütend zwischen dem Schreibstubenzelt und dem Krankenzelt im Licht des späten Nachmittages auf seinem Hocker kauerte. Sergeant Towsers Herz war schwer; jetzt hatte er bereits zwei tote Männer am Hals — Mudd, den toten Mann in Yossariáns Zelt, der nicht einmal vorhanden war, und Doc Daneeka, den neuen toten Mann in der Staffel, der nur zu sehr vorhanden war und ganz den Anschein erweckte, als wolle er sich zu einem noch lästigeren Verwaltungsproblem auswachsen.
    GUS und Wes lauschten dem Sergeanten Towser stoisch, wenn auch überrascht, und sprachen zu niemandem von dem Trauerfall, der sie betroffen hatte, bis Doc Daneeka selber etwa dreißig Minuten später auftauchte, um sich den Blutdruck und, zum dritten Mal an diesem Tage, die Temperatur messen zu lassen. Das Thermometer fiel einen halben Grad unter die Doc Daneeka eigene normale Untertemperatur von 35,9 Grad. Doc Daneeka war bestürzt. Die sturen, leeren, hölzernen Blicke seiner beiden Sanitätsgefreiten stimmten ihn noch unwirscher als sonst.
    »Himmeldonnerwetter«, ließ er sich höflich und mit einem an ihm ungewohnten Übermaß von Gereiztheit vernehmen, »was ist bloß mit euch Kerlen los? Es ist einfach nicht normal, daß man ständig Untertemperatur hat und mit einer verstopften Nase herumlaufen muß.« Doc Daneeka ließ ein dumpfes, von Selbstmitleid zeugendes Schnaufen ertönen und schlenderte ungetröstet durchs Zelt, um sich mit Aspirin zu versorgen und sich die Kehle mit Argyrol zu pinseln. Sein niedergeschlagenes Gesicht wirkte so zerbrechlich und verloren wie das einer Schwalbe, und er rieb sich unaufhörlich die Unterarme. »Seht nur, wie ich friere. Verschweigt ihr mir etwas?«
    »Sie sind tot,

Weitere Kostenlose Bücher