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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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So schnell sausen sie vorbei. Wie anders willst du denn bewirken, daß die Zeit langsamer abläuft?« Als Dunbar endete, war er beinahe wütend.
    »Nun, vielleicht ist es wirklich so«, gestand Clevinger widerstrebend und gedämpft. »Vielleicht muß ein langes Leben voll sein von unerfreulichen Umständen, wenn es lang erscheinen soll.
    Doch wenn das wirklich so ist, wer kann sich dann ein langes Leben wünschen?«
    »Ich«, sagte Dunbar.
    »Warum?« fragte Clevinger.
    »Was sonst soll man sich wünschen?«

Häuptling White Halfoat
    Doc Daneeka teilte ein fleckiges graues Zelt mit Häuptling White Halfoat, den er fürchtete und verabscheute.
    »Ich kann mir leicht vorstellen, wie seine Leber aussieht«, murrte Doc Daneeka.
    »Versuche mal, dir vorzustellen, wie meine Leber aussieht«, riet Yossarián.
    »Deiner Leber fehlt nichts.«
    »Da kannst du mal sehen, was du alles nicht weißt«, bluffte Yossarián und erzählte Doc Daneeka dann von dem lästigen Schmerz in seiner Leber, der Schwester Duckett und Schwester Gramer und alle Ärzte im Lazarett geärgert hatte, weil er nicht zur Gelbsucht werden, sich aber auch nicht verflüchtigen wollte.
    Doc Daneeka bekundete keine Anteilnahme. »Du glaubst wohl, es ginge dir schlecht?« verlangte er zu wissen. »Was soll ich da erst sagen? Du hättest mal in meiner Praxis sein sollen, als die Jungvermählten hereinkamen.«
    »Was für Jungvermählte?«
    »Eben jene Jungvermählten, die eines Tages zu mir in die Praxis kamen. Hab ich dir denn nie davon erzählt? Die Frau war wunderhübsch.« Das gleiche galt für Doc Daneekas Praxis. Das Wartezimmer hatte er mit Goldfischen und der prächtigsten >Garnitur< aus einem Möbelramsch ausgestattet. Was er nur eben konnte, kaufte er auf Kredit, selbst die Goldfische. Was er nicht auf Kredit bekam, bezahlte er mit Geldern, die ihm wucherische Verwandte gegen Gewinnbeteiligung vorstreckten. Seine Praxis befand sich auf Staten Island in einem feuergefährdeten Zweifamilienhaus, vier Häuserblocks von der Fähre und einen Häuserblock von einem Supermarkt, drei Schönheitssalons und zwei korrupten Apotheken entfernt. Obwohl die Praxis in einem Eckhaus lag, nützte das alles doch nichts. Der Zuzug war geringfügig, und die Einwohner klammerten sich gewohnheitsmäßig an jene Ärzte, zu denen sie seit Jahren in Geschäftsbeziehungen standen. Die Rechnungen häuften sich, und bald schon mußte er den Verlust seiner kostbarsten ärztlichen Geräte beklagen: die auf Abzahlung gekaufte Rechenmaschine wurde wieder abgeholt und kurz darauf auch die Schreibmaschine. Die Goldfische starben. Gerade als die Dinge am schwärzesten aussahen, brach glücklicherweise der Krieg aus.
    »Das war ein Geschenk des Himmels«, gestand Doc Daneeka feierlich. »Viele Ärzte wurden einberufen, und die Lage besserte sich buchstäblich über Nacht. Es machte sich jetzt bezahlt, daß ich meine Praxis in einem Eckhaus eingerichtet hatte, und bald schon behandelte ich mehr Patienten als ich mit gutem Gewissen hätte behandeln dürfen. Ich setzte die Provision herauf, die mir die beiden Apotheken zahlen mußten. Die Schönheitssalons konnten wöchentlich gut und gerne zwei bis drei Abtreibungen vornehmen. Die Dinge hätten gar nicht besser gehen können, aber was passiert? Die Musterungskommission schickt mir einen Kerl ins Haus, um mich zu untersuchen. Ich war dienstuntauglich. Ich hatte mich sehr eingehend untersucht und war zu dem Ergebnis gelangt, daß ich dienstuntauglich sei. Nun hätte man denken sollen, daß meine eigene Beurteilung hinreichte, denn schließlich war ich bei meiner Ärztekammer gut angeschrieben und hatte die besten Beziehungen zur örtlichen Industrie- und Handelskammer, aber nein, das war nicht genug, man schickte mir diesen Kerl ins Haus, der sich davon überzeugen sollte, daß eines meiner Beine an der Hüfte amputiert und ich mit unheilbarer Arthritis hoffnungslos bettlägerig war. Yossarián, wir leben in einem Zeitalter des Mißtrauens und des fortgesetzten Verschleißes aller geistigen Werte. Es ist schrecklich«, klagte Doc Daneeka, und seine Stimme bebte gefühlig. »Es steht schlimm um uns, wenn das Wort eines approbierten Arztes von den Behörden des von ihm so heißgeliebten Vaterlandes angezweifelt wird.«
    Doc Daneeka war einberufen und dem fliegenden Personal in Pianosa als Arzt zugeteilt worden, obschon der Gedanke, fliegen zu müssen, ihn entsetzte.
    »Ich habe es gar nicht nötig, das Unglück herauszufordern, indem ich in

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