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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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wurden nicht mehr fortgesetzt, denn Clevinger, der Korporal und Colonel Korn waren sich darüber einig, daß es weder möglich noch erforderlich ist, Personen fortzubilden, die niemals etwas in Frage stellen.
    Colonel Cathcart und Lieutenant-Colonel Korn wohnten und werkelten im Stabsgebäude, geradeso wie alle Angehörigen des Stabes mit Ausnahme des Kaplans. Das Stabsgebäude war ein ausgedehntes, zugiges, altertümliches Bauwerk aus bröckeligem rotem Stein, mit geräuschvollen Wasserleitungen. Hinter dem Gebäude befand sich der moderne Tontaubenschießplatz, den Colonel Cathcart zur ausschließlichen Benutzung durch die zum Stabe gehörenden Offiziere hatte errichten lassen, und auf dem, dank General Dreedle, jeder zur kämpfenden Truppe zählende Offizier und Mann im Monat mindestens acht Stunden zu verbringen hatte.
    Yossarián schoß auf Tontauben, ohne je zu treffen. Appleby schoß auf Tontauben, ohne je eine zu verfehlen. Yossarián schoß ebenso glücklos auf Tontauben, wie er glücklos spielte. Beim Glücksspiel vermochte er nie auch nur einen Pfennig zu gewinnen.
    Selbst wenn er mogelte, gewann er nicht, denn diejenigen, die er bemogelte, mogelten stets besser als er. Es waren dies zwei Enttäuschungen, mit denen er sich abgefunden hatte: er würde es niemals zum Tontaubenschützen bringen und auch nie zum Geldverdiener.
    »Man muß Verstand haben, um kein Geld zu verdienen«, schrieb Colonel Cargill in einer seiner beredsamen Denkschriften, die er regelmäßig über der Unterschrift von General Peckem in Umlauf setzte. »Heutzutage kann jeder Idiot Geld scheffeln, und die meisten tun es auch. Wie steht es aber mit Personen von Begabung und Verstand? Man nenne mir zum Beispiel einen einzigen Dichter, der Geld scheffelt.«
    »T. S. Elliot«, sprach der Exgefreite Wintergreen in dem Käfig, in dem er beim Stab der 27. Luftflotte die Post sortierte, und warf den Hörer auf, ohne sich vorgestellt zu haben.
    Colonel Cargill in Rom war verblüfft.
    »Wer war das?« fragte General Peckem.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Colonel Cargill.
    »Was wollte er denn?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Na, was hat er denn gesagt?«
    »T. S. Elliot«, berichtete Colonel Cargill.
    »Was?«
    »T. S. Elliot«, wiederholte Colonel Cargill.
    »Bloß T. S. ...«
    »Jawohl, Sir. Nichts weiter. Bloß T. S. Elliot.«
    »Was kann das wohl bedeuten?« grübelte General Peckem. Auch Colonel Cargill verfiel in tiefes Nachdenken.
    »T. S. Elliot«, sagte General Peckem nachdenklich.
    »T. S. Elliot«, echote Colonel Cargill mit dem gemessenen Erstaunen eines Leichenbestatters.
    Gleich darauf tauchte General Peckem salbungsvoll und liebreich lächelnd aus seiner Versunkenheit auf. Seine Miene war listig und verschlagen, seine Augen funkelten boshaft. »Lassen Sie mich mal mit General Dreedle verbinden«, befahl er Colonel Cargill. »Aber so, daß der nicht merkt, von wo der Anruf kommt.«
    Colonel Cargill reichte ihm den Hörer.
    »T. S. Elliot«, sagte General Peckem und legte auf.
    »Wer war das?« fragte Colonel Moodus.
    General Dreedle in Korsika antwortete nicht. Colonel Moodus war General Dreedles Schwiegersohn, und General Dreedle hatte ihn auf die dringlichen Vorstellungen seiner Frau und gegen
    seine eigene Überzeugung ins Militärgeschäft hineingenommen.
    General Dreedle blickte Colonel Moodus mit unverhülltem Haß an. Er verabscheute den bloßen Anblick seines Schwiegersohnes, der sein Gehilfe und daher ständig um ihn war. Er hatte der Heirat seiner Tochter widersprochen, denn er haßte es, an Hochzeiten teilzunehmen. General Dreedle begab sich mit drohender, finster verschlossener Miene zu dem in seinem Büro angebrachten großen Spiegel und musterte sein untersetztes Abbild. Er hatte einen angegrauten Schädel mit breiter Stirn, eisengraue Haarbüschel über den Augen und ein massiges, streitlustiges Kinn. Er sann versunken der kurzen Botschaft nach, die er da eben erhalten hatte. Allmählich breitete sich besänftigend ein Gedanke auf seinem Gesicht aus, und von bübischem Vergnügen erfüllt verzog er den Mund.
    »Verbinde mich mit Peckem«, befahl er Colonel Moodus. »Und paß auf, daß der Stinker nicht merkt, wer anruft.«
    »Wer war das?« fragte Colonel Cargill in Rom.
    »Die nämliche Person«, erwiderte General Peckem mit einer deutlichen Spur von Angst in der Stimme. »Jetzt ist er hinter mir her.«
    »Was wollte er denn?«
    »Ich weiß nicht.«
    «Was hat er denn gesagt?«
    »Das gleiche.«
    »T. S.

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