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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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Elliot?«
    »Jawohl, T. S. Elliot. Weiter hat er nichts gesagt.« General Peckem kam ein verheißungsvoller Gedanke. »Vielleicht ist es ein neues Kennwort oder so etwas ähnliches. Warum fragen Sie nicht bei der Nachrichtenabteilung an und stellen fest, ob es sich um ein neues Kennwort oder vielleicht um die Tagesfarben handelt?«
    Die Nachrichtenabteilung erwiderte, daß T. S. Elliot weder ein neues Kennwort noch die Tagesfarben sei.
    Den nächsten Einfall hatte Colonel Cargill. »Ich könnte beim Hauptquartier der 27. Luftflotte anrufen und dort nachfragen. Es gibt da einen Schreiber namens Wintergreen, mit dem ich ganz gut bekannt bin. Er ist derjenige, der mir zu verstehen gegeben hat, daß unsere Prosa zu weitschweifig ist.«
    Der Exgefreite Wintergreen unterrichtete Colonel Cargill dahingehend, daß beim Stab der 27. Luftflotte keine Akten über einen T. S. Elliot vorhanden seien.
    »Und wie ist unsere Prosa letzthin?« entschloß Colonel Cargill sich zu fragen, da er den Exgefreiten Wintergreen nun einmal am Apparat hatte. »Sie ist doch wohl schon viel besser, wie?«
    »Sie ist immer noch zu weitschweifig«, erwiderte der Exgefreite Wintergreen.
    »Es würde mich nicht überraschen«, gestand General Peckem endlich, »wenn General Dreedle hinter der ganzen Sache steckte.
    Sie wissen wohl noch, was er mit unserem Tontaubenschießstand angestellt hat.« General Dreedle hatte Colonel Cathcarts privaten Tontaubenschießstand kurzerhand jedem Offizier und Mann der kämpfenden Truppe zugänglich gemacht. General Dreedle wünschte, daß seine Leute so viele Stunden auf dem Tontaubenschießstand verbrachten, wie die dortigen Einrichtungen und die Flugzeit dies zuließen. Monatlich acht Stunden auf Tontauben zu schießen, war eine prächtige Übung für die Leute. Sie gewannen dadurch Übung im Schießen auf Tontauben.
    Dunbar liebte es, auf Tontauben zu schießen, da jede auf dem Schießstand verbrachte Minute ihn mit Abscheu erfüllte, was bewirkte, daß die Zeit langsam verstrich. Er hatte errechnet, daß eine einzige Stunde auf dem Tontaubenschießstand in Gesellschaft von Menschen wie Havermeyer und Appleby so viel wert sein konnte, wie elf mal siebzehn Jahre.
    »Ich glaube du bist irre«, war Clevingers Reaktion auf diese Entdeckung Dunbars.
    »Wer will das schon wissen«, antwortete Dunbar.
    »Es ist aber mein Ernst«, beharrte Clevinger.
    »Wen interessiert das schon?« erwiderte Dunbar.
    »Mich. Ich bin durchaus bereit zuzugestehen, daß das Leben länger scheint, w. . .«
    ».. . länger ist, w . . .«
    ».. . länger ist... länger ist? Also schön, länger ist, wenn sich darin Perioden von Langeweile und Unbehagen folgen, a . . .«
    »Rate mal, wie schnell«, sagte Dunbar plötzlich.
    »Eh?«
    »Sie vergehen«, erklärte Dunbar.
    »Was?«
    »Die Jahre.«
    »Jahre?«
    »Jahre«, sagte Dunbar. »Jahre, Jahre, Jahre.«
    »Warum läßt du Dunbar nicht in Ruhe, Clevinger?« fiel Yossarián ein. »Begreifst du denn gar nicht, was ihn diese Unterhaltung kostet?«
    »Laß nur«, sagte Dunbar großmütig. »Ich habe ein paar Jahrzehnte übrig. Weißt du, wie lange ein Jahr dazu braucht, um vorüberzugehen?«
    »Und du hältst ebenfalls dein Maul«, befahl Yossarián Orr, der angefangen hatte zu kichern.
    »Ich dachte gerade an das Mädchen«, sagte Orr. »Das Mädchen in Sizilien. Das Mädchen in Sizilien mit dem kahlen Schädel.«
    »Halt du lieber dein Maul«, warnte ihn Yossarián.
    »Es ist deine eigene Schuld«, sagte Dunbar zu Yossarián. »Warum läßt du ihn nicht kichern, wenn er Lust hat? Das ist immer noch besser, als wenn er redet.«
    »Na schön, dann kichere also, wenn du unbedingt mußt.«
    »Weißt du, wie lange ein Jahr benötigt, um vorüberzugehen?«
    wiederholte Dunbar seine Frage an Clevinger. »So lange.« Er schnippte mit den Fingern. »Vor einer Sekunde erst gingst du ins College, die Lungen voll frischer Luft. Heute bist du bereits ein alter Mann.«
    »Alt?« fragte Clevinger. »Wovon redest du eigentlich?«
    »Alt.«
    »Ich bin nicht alt.«
    »Jedesmal, wenn du einen Einsatz fliegst, bist du nur Zentimeter vom Tode entfernt. Wieviel älter kannst du in deinem Alter noch werden? Noch vor einer halben Minute erst gingst du in die Oberschule, und deine Vorstellung vom Paradies erschöpfte sich in einem aufgehakten Büstenhalter. Und nur eine fünftel Sekunde davor warst du noch ein Junge mit zehn Wochen Sommerferien, die hunderttausend Jahre dauerten und doch viel zu schnell endeten. Zipp!

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