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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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Ihr hübscher junger Freund dort scheint etwas für sie übrig zu haben. Sehen Sie nur, wie er ihr die Schenkel tätschelt, während er so tut, als zöge er ihr die Strümpfe an.«
    Der auf frischer Tat ertappte Nately errötete schuldbewußt und beeilte sich, seine Freundin anzukleiden. Sie schlief fest und atmete dabei so regelmäßig, daß es sich anhörte, als schnarche sie leise.
    »Los, auf sie, Lou!« drängte der andere Offizier. »Wir haben die zahlenmäßige Überlegenheit und können eine Umfassungsbewegung versuchen ...«
    »O nein, Bill«, seufzte der General. »Du magst ja ein kleiner Tausendsassa sein, wenn es sich darum handelt, bei gutem Wetter in ebenem Terrain einen Feind einzukreisen, der bereits seine Reserven nach vorne geworfen hat, im übrigen aber bist du kein großer Denker. Warum sollten wir sie behalten wollen?«
    »Unsere strategische Lage ist höchst übel, General. Wir besitzen nicht das kleinste Hemd, und für den, der durch die Hotelhalle und in den Hof gehen muß, um unsere Klamotten herbeizuschaffen, wird das sehr peinlich.«
    »Richtig, Filpo«, erwiderte der General. »Und eben darum werden Sie derjenige sein, der diesen Auftrag übernimmt. Fangen Sie nur gleich an.«
    »Nackt, Sir?«
    »Wenn Sie wollen, dürfen Sie Ihr Kissen mitnehmen. Und wenn Sie schon unten sind und meine Unterwäsche und meine Uniform zusammenklauben, können Sie gleich Zigaretten mitbringen.«
    »Ich werde Ihnen alles heraufschicken lassen«, erbot sich Yossarián.
    »Ah, sehen Sie, General«, seufzte Filpo erleichtert. »Nun brauche ich doch nicht selber zu gehen.«
    »Filpo, Sie sind ein Narr. Merken Sie denn nicht, daß er lügt?«
    »Lügen Sie?«
    Yossarián nickte, und Filpos Glaube an die Menschheit war zerstört. Yossarián lachte und half Nately, sein Mädchen auf den Flur hinaus und zum Aufzug zu bringen. Sie lächelte, als träume sie einen süßen Traum, und sie schlief fest, den Kopf an Natelys Schulter gelehnt. Dobbs und Dunbar rannten auf die Straße und hielten ein Taxi an.
    Als sie ausstiegen, machte Natelys Hure die Augen auf. Sie schluckte mehrmals trocken während des kraftraubenden Aufstiegs zur Wohnung, doch als Nately sie ausgezogen und zu Bett gebracht hatte, schlief sie schon wieder fest. So schlief sie achtzehn Stunden lang, und den ganzen nächsten Vormittag über flitzte Nately in der Wohnung herum und bedeutete jedem, den er zu Gesicht bekam, keinen Lärm zu machen. Als sie aufwachte, war sie Hals über Kopf in ihn verliebt. Genau betrachtet war alles, dessen es bedurft hatte, ihr Herz zu gewinnen, ein wirklich ausgiebiger Nachtschlaf.
    Das Mädchen lächelte wohlig, als es die Augen aufschlug und ihn erblickte. Dann dehnte sie die langen Beine wollüstig unter dem raschelnden Laken und bedeutete ihm mit dem geziert idiotischen Blick des läufigen Weibchens, sich neben sie zu legen. Nately war so hingerissen und so von seinem Glück verwirrt, daß er sich beinahe nichts daraus machte, als Schwesterchen ihm wiederum hinderlich wurde, indem sie gerade jetzt ins Zimmer stürzte und sich zwischen beide aufs Bett warf. Natelys Hure verfluchte und ohrfeigte sie, diesmal jedoch lachend und großmütig, und Nately setzte sich selbstzufrieden im Bett auf und fühlte sich, eine Frau in jedem Arm, stark und als Beschützer. Er fand, daß sie ein herrliches Familienbild abgaben. Wenn sie alt genug dazu wäre, sollte Schwesterchen auf ein piekfeines College gehen — dafür wollte er schon sorgen. Einige Minuten später hüpfte Nately aus dem Bett, um seinen Freunden lauthals diese herrliche Schicksalswendung bekannt zu machen. Jubelnd forderte er sie auf, ihn in seinem Zimmer zu besuchen, und als sie angetrabt kamen, knallte er vor ihren verblüfften Gesichtern die Tür zu. Es war ihm gerade noch rechtzeitig eingefallen, daß sein Mädchen nicht angezogen war.
    »Zieh dich an«, befahl er ihr und beglückwünschte sich im stillen zu seiner Geistesgegenwart.
    »Perche?« fragte sie neugierig.
    »Perche?« wiederholte er, gutmütig kichernd. »Weil ich nicht will, daß dich jemand sieht, wenn du nicht angezogen bist.«
    »Perche no?« fragte sie.
    »Perche no?« Er starrte sie erstaunt an. »Weil es ungehörig ist, daß andere Männer dich unangezogen sehen.«
    »Perche?«
    »Weil ich es sage!« Nately platzte förmlich bei der vergeblichen Bemühung, sich verständlich zu machen.
    »Und widersprich mir jetzt nicht. Ich bin der Mann, und du hast zu tun, was ich sage. Ich verbiete dir, in

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