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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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er Aarfy, der mit Hungry Joe, Nately, Dunbar und Dobbs in Rom gelandet war, sich aber um keinen Preis an dem alkoholisierten nächtlichen Ausflug beteiligen wollte, dessen Zweck es sein sollte, Natelys Hure aus den Händen der Bonzen zu befreien, die sie im Hotel gefangen hielten, weil sie nicht Onkel sagen wollte.
    »Warum soll ich mich in Schwulitäten bringen, bloß um ihr zu helfen?« verlangte Aarfy hochmütig zu wissen. »Sag Nately aber nicht, daß ich das gesagt habe. Sag ihm lieber, ich hätte mich mit zwei sehr einflußreichen Logenbrüdern verabredet.«
    Die ältlichen Bonzen wollten Nately s Hure nicht freigeben, ehe sie sie dazu gebracht hatten, Onkel zu sagen.
    »Sag Onkel«, forderten sie sie auf.
    »Onkel«, sagte sie.
    »Nein, nein. Sag Onkel.«
    »Onkel«, sagte sie.
    »Sie begreift immer noch nicht.«
    »Du verstehst noch immer nicht, wie? Also hör zu: Wir können dich nicht dazu bringen, Onkel zu sagen, solange du nicht nicht Onkel sagen willst. Verstehst du das? Also sag nicht Onkel, wenn ich dich auffordere, Onkel zu sagen. Klar? Sag Onkel.«
    »Onkel«, sagte sie.
    »Nein, du sollst nicht Onkel sagen. Sag Onkel.«
    Diesmal sagte sie nicht Onkel.
    »Sehr gut!«
    »Sehr, sehr gut!«
    »Das war schon mal ein Anfang. Nun sag Onkel.«
    »Onkel«, sagte sie.
    »Wieder nichts.«
    »Nein, so geht es nicht. Wir machen ihr eben gar keinen Eindruck. Es macht keinen Spaß, sie dazu zu bringen, Onkel zu sagen, wenn es ihr im Grunde Wurst ist, ob wir sie dazu bringen oder nicht.«
    »Nein, es ist ihr wohl wirklich egal. Sag Fuß.«
    »Fuß.«
    »Seht ihr? Es ist ihr ganz gleich, was wir anstellen. Sie macht sich nichts aus uns. Du machst dir nichts aus uns, nicht wahr?«
    »Onkel«, sagte sie.
    Sie machte sich wirklich nichts aus ihnen, und das brachte die Herren ganz aus dem Konzept. Jedesmal, wenn sie gähnte, schüttelte man sie kräftig. Doch schien ihr alles einerlei zu sein, und es machte ihr auch keinen Eindruck, als man drohte, sie aus dem Fenster zu werfen. Die Herren waren samt und sonders außerordentlich distinguiert und hoffnungslos verderbt. Sie aber langweilte sich. Ihr war alles egal, sie sehnte sich einzig nach Schlaf.
    Sie war nun schon seit 22 Stunden an der Arbeit und bedauerte, daß die Herren ihr nicht erlaubt hatten, zusammen mit den beiden anderen Mädchen zu gehen, die zu Beginn der Orgie dabeigewesen waren. Es war ihr nicht ganz klar, warum sie gleichzeitig mit diesen Herren lachen und warum es ausgerechnet ihr Spaß machen sollte, wenn sie sich zu ihr ins Bett legten. Das alles kam ihr sehr mysteriös vor und äußerst uninteressant.
    Sie wußte nicht genau, was man von ihr erwartete. Immer, wenn ihr die Augen zufielen und ihr der Kopf auf die Brust sank, wurde sie geschüttelt und gezwungen, Onkel zu sagen. Immer wenn sie Onkel sagte, waren die Herren enttäuscht. Sie überlegte, was Onkel bedeuten mochte. Sie saß teilnahmslos und stumpf auf dem Sofa. Ihre Kleider lagen in einer Ecke des Zimmers. Sie fragte sich, wie lange die Herren wohl noch nackend mit ihr herumsitzen und sie auffordern würden, Onkel zu sagen — in der eleganten Zimmerflucht dieses Hotels, zu dem Orrs ehemalige Freundin Nately und die anderen Mitglieder der zusammengewürfelten Rettungsmannschaft führte, wobei sie sich schier ausschütten wollte vor Lachen über Yossarián und Dunbar, die beide betrunken waren. Dunbar kniff Orr's Freundin anerkennend in den Hintern und reichte sie an Yossarián weiter, der sie gegen den Türrahmen drängte, ihre Hüften mit beiden Händen packte und sich wollüstig an ihr rieb, bis Nately ihn fort und in den blauen Salon zerrte, wo Dunbar bereits alles, was ihm in die Finger kam, zum Fenster hinaus in den Hof warf. Dobbs zerschlug unterdessen das Mobiliar mit einem schmiedeeisernen Blumenständer. Plötzlich erschien ein nackter, lächerlich anzusehender Mann mit errötender Blinddarmnarbe in der Tür und brüllte: »Was geht hier vor?«
    »Sie haben dreckige Zehen«, erwiderte Dunbar.
    Der Mann bedeckte seine Blöße mit beiden Händen und zog sich zurück. Dunbar, Dobbs und Hungry Joe fuhren fort, unter Jubelgeschrei alles zum Fenster hinauszuwerfen, was hinaus wollte.
    Sehr bald kamen die Koffer dran, die auf dem Fußboden standen, und die Kleider, die auf dem Sofa lagen. Sie machten sich gerade an den Wäscheschrank, als die Tür nach nebenan sich wieder öffnete und ein Mann barfuß und gewichtig hereinpatschte, der vom Hals aufwärts außerordentlich würdevoll

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