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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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Hure heiraten, Yossarián sich in Schwester Duckett oder auch eine beliebige andere Frauensperson verlieben. Nach dem Krieg sollten sie alle in die Firma seines Vaters eintreten und mit Frauen und Kindern das gleiche Villenviertel bevölkern. Nately sah das alles sehr deutlich. Die Liebe hatte einen romantischen Tropf aus ihm gemacht, und sie schoben ihn schließlich in sein Schlafzimmer, wo er sich mit seinem Mädchen über Captain Black streiten konnte. Sie erklärte sich schließlich bereit, nicht wieder mit Captain Black ins Bett zu gehen und ihm auch nichts mehr von Natelys Geld zu schenken, weigerte sich aber rund heraus, ihre Freundschaft mit dem verkommenen, abgerissenen, schmutzigen alten Mann aufzugeben, der Natelys Romanze mit beleidigender Herablassung beobachtete und sich ganz einfach weigerte, zuzugeben, daß der Kongreß der Vereinigten Staaten von allen beratenden Körperschaften der Welt die bedeutendste sei.
    »Ich verbiete dir«, befahl Nately seinem Mädchen, »in Zukunft mit diesem ekelhaften alten Kerl auch nur zu reden!«
    »Wieder der alte Mann?« jammerte das Mädchen verstört. »Perche no?«
    »Weil er was gegen das amerikanische Parlament hat.«
    »Mamma mia! Was ist nur mit dir los!«
    »E pazzo«, bemerkte Schwesterchen philosophisch. »Das ist mit ihm los.«
    »Si«, stimmte die Ältere bereitwillig zu und fuhr sich mit beiden Händen in die vollen braunen Haare. »Lui e pazzo.«
    Doch als Nately weg war, vermißte sie ihn sehr und wütete gegen Yossarián, als er Nately mit voller Kraft ins Gesicht boxte und ihn mit gebrochener Nase ins Lazarett schickte.

Thanksgiving
    In Wirklichkeit war Sergeant Knight daran schuld, daß Yossarián an Thanksgiving Nately die Nase einschlug, nachdem sich alle Angehörigen des Geschwaders pflichtschuldigst bei Milo für jenes unvorstellbar opulente Mahl bedankt hatten, das Offiziere und Mannschaften den ganzen Nachmittag lang gierig in sich hineinschlingen durften, und für den billigen Whisky, den er flaschenweise wie aus einem unerschöpflichen Füllhorn an jeden austeilte, der darum bat. Noch ehe es dunkel wurde, sah man überall junge Soldaten mit käseweißen Gesichtern, die sich erbrachen oder bewußtlos umfielen. Die Atmosphäre war geradezu verpestet. Manche jedoch wurden im Laufe der Zeit immer lustiger, und so setzte sich das ziellose, lärmende Fest immer weiter fort. Es war eine rauhe, gewalttätige, trunkene Saturnalie, die geräuschvoll auf den Wald, auf das Offizierskasino und von dort auf die Hügel, das Lazarett und die Flakstellungen übergriff. Es kam zu mehreren Faustkämpfen und zu einer Messerstecherei.
    Beim Spielen mit einer geladenen Pistole schoß Korporal Kolodny sich durch den Fuß, und während er in der davonrasenden Ambulanz lag und das Blut aus seiner Wunde spritzte, pinselte man ihm Zahnfleisch und Zehen rot an. Männer mit zerschnittenen Fingern, blutigen Köpfen, mit Magenkrämpfen und gebrochenen Knöcheln hinkten bußfertig zum Krankenzelt, ließen sich von GUS und Wes Zehen und Zahnfleisch rot pinseln und bekamen ein Abführmittel, das sie wegwerfen durften. Die fröhliche Feier zog sich weit in die Nacht hinein, und die Stille wurde wieder und wieder von den Jubelrufen und dem Wehgeschrei derjenigen unterbrochen, die sich amüsierten oder denen übel war. Man hörte lärmende Begrüßungen, Drohungen und Flüche, Ächzen und Würgen und den Knall, mit dem Flaschen auf Stein zerplatzten. Aus der Ferne drang unsittlicher Gesang herüber. Es war noch schlimmer als am Silvesterabend.
    Yossarián legte sich sicherheitshalber früh zu Bett und träumte, daß er mit rasend klappernden Absätzen Hals über Kopf eine endlose Holztreppe hinunterflüchtete. Er erwachte ein wenig und begriff, daß jemand ein Maschinengewehr auf ihn abfeuerte. Ein gepeinigtes, angstvolles Schluchzen stieg in seine Kehle. Zunächst glaubte er, Milo greife wiederum das Geschwader an, stürzte sich von seinem Bett und knäulte sich zitternd und betend darunter zusammen. Sein Herz ging wie ein Schmiedehammer, und sein Körper war von kaltem Schweiß bedeckt. Es waren aber keine Flugzeuge zu hören. Von ferne drang trunkenes, fröhliches Gelächter herüber. Über die kurzen scharfen Feuerstöße des MG hinweg krähte eine bekannte Stimme lustig »Prost Neujahr!
    Prost Neujahr!« und Yossarián begriff, daß einige Herren sich scherzeshalber in die mit Sandsäcken gesicherten MG-Stellungen begeben hatten, die Milo nach seinem Angriff auf das

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