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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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kannst du sowas sagen?«
    »Hat ihn etwa jemand gesehen?« fragte Dunbar höhnisch.
    »Du hast ihn doch gesehen, nicht wahr?« sagte Yossarián zu Schwester Duckett. »Sag Dunbar, daß jemand drin ist.«
    »Leutnant Schmulker ist drin«, erklärte Schwester Duckett. »Er ist über und über verbrannt.«
    »Hat sie ihn gesehen?«
    »Du hast ihn doch gesehen, wie?«
    »Gesehen hat ihn der Arzt, der ihn verbunden hat.«
    »Bring ihn her, ja? Welcher Arzt war es denn?«
    Schwester Duckett reagierte auf diese Frage, indem sie verblüfft nach Luft schnappte. »Es war keiner von unseren Ärzten!« rief sie. »Der Patient ist uns in diesem Zustand vom Feldlazarett geschickt worden.«
    »Siehst du?« rief Schwester Gramer. »Es ist keiner drin!«
    »Es ist keiner drin!« schrie Hungry Joe und stampfte mit den Füßen.
    Dunbar schob alle beiseite und sprang wütend auf das Bett des Soldaten in Weiß, um selber nachzusehen. Er hielt ein glühendes Auge dicht an die zerfranste, schwarze Öffnung in der Gipshülle.
    Er war immer noch in dieser Haltung und starrte mit einem Auge in den dunklen, reglosen Abgrund über dem Munde des Soldaten in Weiß, als die Ärzte und Militärpolizisten angelaufen kamen, um Yossarián zu helfen, ihn dort wegzuziehen. Die Ärzte hatten Pistolen umgeschnallt. Die MP waren mit Karabinern und Gewehren bewaffnet, mit denen sie die Masse der unwillig murrenden Patienten wegschoben und abdrängten. Es erschien eine fahrbare Krankentrage, der Soldat in Weiß wurde geschickt aus dem Bett gehoben und innerhalb von Sekunden davongerollt.
    Ärzte und Militärpolizisten wanderten im Saal hin und her und beteuerten jedem einzelnen, daß kein Grund zur Sorge bestehe.
    Schwester Duckett zupfte Yossarián am Ärmel und flüsterte ihm verstohlen zu, sich mit ihr im Besenschrank auf dem Korridor zu treffen. Als Yossarián das hörte, jubelte er. Er glaubte, Schwester Duckett habe endlich wieder Lust bekommen, und kaum waren sie im Besenschrank allein, da schob er ihren Rock hoch.
    Sie aber stieß ihn von sich. Sie wollte ihm Neuigkeiten mitteilen, die Dunbar betrafen.
    »Sie wollen ihn verschwinden«, sagte sie.
    Yossarián stierte sie verständnislos an. »Was wollen sie?« fragte er überrascht und lachte beklommen. »Was soll denn das bedeuten?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe sie nur hinter der Tür reden hören.«
    »Wen?«
    »Weiß ich nicht. Ich konnte sie nicht sehen. Ich habe nur gehört, wie sie sagten, sie wollen Dunbar verschwinden.«
    »Und warum wollen sie ihn verschwinden?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Das ist doch sinnlos. Es ist auch grammatisch falsch. Was bedeutet das denn, wenn sie jemanden verschwinden?«
    »Ich weiß doch nicht.«
    »Na, du bist wirklich eine große Hilfe.«
    »Was hast du gegen mich?« protestierte Schwester Duckett gekränkt und hielt schnüffelnd die Tränen zurück. »Ich will doch nur helfen. Es ist ja nicht meine Schuld, daß sie ihn verschwinden wollen. Ich hätte dir gar nichts davon sagen dürfen.«
    Yossarián nahm sie in die Arme und drückte sie zärtlich und reumütig an sich. »Entschuldige«, sagte er und küßte achtungsvoll ihre Wange. Dann eilte er zurück, um Dunbar zu warnen, der nirgends mehr zu erblicken war.

Milo, der Militante
    Zum ersten Mal in seinem Leben betete Yossarián. Nachdem Häuptling White Halfoat wirklich im Lazarett an Lungenentzündung verstorben und Nately um Versetzung auf den solcherart freigewordenen Posten eingekommen war, ließ Yossarián sich auf die Knie nieder und flehte Nately an, nicht freiwillig mehr als siebzig Einsätze zu fliegen. Doch Nately wollte einfach nicht hören.
    »Ich muß weiterfliegen«, beharrte Nately lahm und lächelte dabei gequält. »Tue ich es nicht, so schicken sie mich nach Hause.«
    »Na und?«
    »Ich will nicht nach Hause, ehe ich sie nicht mitnehmen kann.«
    »Soviel also liegt dir an ihr?«
    Nately nickte niedergeschlagen. »Sonst verlöre ich sie am Ende für immer.«
    »Dann laß dich wenigstens fluguntauglich schreiben«, drängte Yossarián. »Du hast deine Feindflüge hinter dir, und auf die Fliegerzulage bist du nicht angewiesen. Warum beantragst du nicht deine Versetzung auf den Posten des Häuptlings, wenn du Captain Black als Vorgesetzten ertragen kannst?«
    Nately schüttelte den Kopf und errötete beschämt.
    »Sie geben mir die Stelle nicht. Ich war bei Colonel Korn, und der hat mir gesagt, ich muß entweder weiterfliegen, oder er schickt mich nach Hause.«
    Yossarián fluchte. »Was für

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