Catch 22
fragte Milo scharf und blickte auf.
Colonel Cathcart wich zurück. »Im Gegenteil, das ist sehr gut, Milo«, berichtigte er sich hastig. »Ganz und gar nicht übel.«
»Nein, Colonel«, sagte Milo und seufzte tief und schwermütig, »es klingt wirklich nicht gut. Wenn es auch sehr freundlich von Ihnen ist, das Gegenteil zu behaupten.«
»Aber es ist wirklich nicht so übel, Milo. Es ist gar nicht schlecht, wenn man all die anderen wertvollen Dienste in Betracht zieht, die Sie geleistet haben. Sagten Sie fünf Feindflüge? Fünf?«
»Fünf, Sir.«
»Fünf.« Colonel Cathcart versank für ein Weilchen in eine schwere Depression, weil er sich nicht darüber klar werden konnte, ob er bereits Minuspunkte bei Milo hatte. »Fünf ist sehr gut, Milo«, fuhr er dann munter fort, denn er hatte einen Hoffnungsschimmer erspäht. »Das ergibt fast einen Durchschnitt von einem Feindflug alle zwei Monate. Und ich möchte wetten, daß Sie bei den fünf Feindflügen ihren Angriff auf unser Geschwader nicht mitrechnen.«
»Doch, leider.«
»So?« erkundigte sich Colonel Cathcart milde erstaunt. »Sie sind doch aber in Wirklichkeit bei jenem Angriff gar nicht mitgeflogen. Wenn ich mich recht erinnere, waren wir doch damals beide im Kontrollturm?«
»Es war aber meine Unternehmung«, widersprach Milo entschieden. »Ich habe sie organisiert und meine eigenen Flugzeuge und Ausrüstungen zur Verfügung gestellt. Die gesamte Planung und Aufsicht lag bei mir.«
»O gewiß, gewiß, Milo. Ich will mich ja gar nicht mit Ihnen streiten, mir liegt nur daran, daß Ihnen alles angerechnet wird, was Ihnen zukommt. Haben Sie auch den Angriff auf die Brücke von Orvieto mitgezählt, den Ihr Syndikat für uns ausgeführt hat?«
»O nein, Sir. Das geht doch nicht, denn schließlich befand ich mich damals in Orvieto und leitete das Flakfeuer.«
»Das macht im Grunde keinen Unterschied, Milo. Es war Ihre Unternehmung. Übrigens verlief sie ausgezeichnet, das muß ich sagen. Die Brücke haben Sie zwar nicht getroffen, dafür hatten Sie aber ein ganz wunderbares Bombenteppichmuster aufzuweisen. Ich entsinne mich, daß General Peckem gerade diesen Umstand lobend hervorhob. Nein, Milo, ich bestehe darauf, daß Sie auch Orvieto mitzählen.«
»Wenn Sie darauf bestehen, Sir.«
»Ich bestehe darauf, Milo. So, lassen Sie mal sehen — Sie können jetzt schon insgesamt sechs Feindflüge für sich buchen, und das ist wirklich ganz prächtig, Milo, ganz prächtig. Sechs Einsätze bedeuten eine zwanzigprozentige Erhöhung innerhalb von nur zwei Minuten, und das, mein lieber Milo, ist durchaus nicht schlecht.«
»Viele meiner Kameraden haben siebzig Feindflüge vorzuweisen.«
»Aber dafür haben sie auch niemals Baumwolle mit Schokoladenüberzug hergestellt, nicht wahr? Milo, Sie tun mehr als ihren Teil.«
»Aber die anderen ernten den Ruhm und die Auszeichnungen«, beharrte Milo mit einem Schmollen, das schon an Schluchzen grenzte. »Sir, auch ich will mich am Kampf beteiligen, ebenso wie meine Kameraden. Deshalb bin ich hier. Auch ich will Auszeichnungen gewinnen.«
»Selbstverständlich, Milo. Wir alle möchten mehr Zeit beim Luftkampf zubringen. Aber Menschen wie Sie und ich dienen auf andere Weise. Sehen Sie mich an.« Colonel Cathcart ließ ein um Entschuldigung bittendes Lachen hören. »Es ist gewiß nicht allgemein bekannt, daß ich selbst nur vier Feindflüge aufzuweisen habe.«
»Da haben Sie recht, Sir«, erwiderte Milo. »Es ist allgemein bekannt, daß Sie nur zwei Feindflüge aufzuweisen haben, und daß einer davon dadurch zustande kam, daß Aarfy Sie versehentlich über vom Feind besetztes Gebiet steuerte, während Sie sich mit ihm auf dem Flug nach Neapel befanden, um auf dem Schwarzen Markt einen Kühlbehälter zu kaufen.«
Colonel Cathcart wurde rot vor Verlegenheit und verzichtete auf alle weiteren Einwände. »Also schön, Milo. Ich kann Ihre Absichten nur im höchsten Grade verdienstvoll finden. Wenn Sie wirklich so großen Wert darauf legen, will ich veranlassen, daß Major Major Sie die nächsten vierundsechzigmal mitfliegen läßt, damit auch Sie siebzig Feindflüge vorzuweisen haben.«
»Vielen Dank, Colonel. Vielen, vielen Dank, Sir. Sie wissen gar nicht, was das bedeutet.«
»Keine Ursache, Milo. Und im übrigen weiß ich genau, was es bedeutet.«
»Sie wissen nicht, Colonel, was das bedeutet«, widersprach Milo scharf. »Jemand muß sofort an meiner Stelle die Leitung des Syndikates übernehmen. Das ist eine sehr
Weitere Kostenlose Bücher