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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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auf. Er knetete seine Zigarettenspitze zwischen den Fingern und wies plötzlich mit einem Daumen auf Yossarián. »Lassen Sie uns mit dem Kerl da ins reine kommen. Ich weiß sehr wohl, was ich mit ihm machen möchte. Rausführen und erschießen lassen. Das täte ich gerne mit ihm, und General Dreedle täte es bestimmt mit ihm.«
    »Aber General Dreedle weilt nicht mehr unter uns«, sagte Colonel Korn, »und deshalb können wir ihn nicht erschießen lassen.«
    Nun, da der kritische Augenblick zwischen ihm und Colonel Cathcart vorüber war, entspannte sich Colonel Korn wieder und klopfte von neuem leicht mit den Absätzen gegen Colonel Cathcarts Schreibtisch. Er wandte sich wieder an Yossarián. »Wir schicken Sie also statt dessen nach Hause. Es war nicht ganz einfach, aber schließlich haben wir uns diesen ekelhaften Plan ausgedacht, der es erlaubt, Sie nach Hause zu schicken, ohne unter Ihren zurückbleibenden Freunden allzu große Unzufriedenheit hervorzurufen. Macht Sie das nicht glücklich?«
    »Was ist das für ein Plan? Ich weiß nicht, ob er mir gefallen wird.«
    »Ich weiß, daß er Ihnen nicht gefallen wird.« Colonel Korn lachte und faltete die Hände befriedigt über dem Schädel. »Verabscheuen werden Sie ihn. Er ist ja auch widerwärtig und wird Ihnen ohne Zweifel schwere Gewissensbisse machen. Doch werden Sie schon zustimmen. Sie werden zustimmen, denn erstens kommen Sie auf diese Weise innerhalb von vierzehn Tagen heil und gesund nach Hause, und zweitens haben Sie gar keine Wahl. Entweder Sie stimmen zu, oder Sie kommen vors Kriegsgericht. Entscheiden Sie sich.«
    Yossarián schnaufte verächtlich. »Hören Sie auf zu bluffen, Colonel. Sie können mich nicht wegen Feigheit vor dem Feind vors Kriegsgericht bringen. Das würde Sie in ein schlechtes Licht setzen, und Sie könnten auch kaum eine Verurteilung erreichen.«
    »Wir können Sie jetzt aber wegen Fahnenflucht anklagen — Sie sind nämlich ohne Urlaubsschein nach Rom gefahren. Und damit kämen wir auch durch. Wenn Sie mal eine Minute in Ruhe darüber nachdenken, werden Sie begreifen, daß wir gar nicht anders können. Wir können Sie nicht einfach den Gehorsam verweigern lassen, ohne Sie zu bestrafen. Dann würden auch die anderen nicht mehr fliegen. Nein. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf, daß wir Sie vors Kriegsgericht stellen werden, falls Sie unser Angebot ablehnen, obwohl das endlose Nachfragen heraufbeschwören und Colonel Cathcart erhebliche Minuspunkte eintragen würde.«
    Colonel Cathcart zuckte bei den Worten >erhebliche Minuspunkte< zusammen und schleuderte, offenbar ohne jeden Vorbedacht, seine zierliche Zigarettenspitze aus Onyx und Elfenbein voller Wut auf die hölzerne Schreibtischplatte. »Herr im Himmel!«
    brüllte er überraschend, »wie ich diese verfluchte Zigarettenspitze verabscheue!« Die Zigarettenspitze sprang vom Tisch hoch, gegen die Wand, flitzte als Querschläger über die Fensterbank und landete fast unmittelbar vor Colonel Cathcarts Füßen. Colonel Cathcart starrte sie mit finster gerunzelter Stirn an. »Ich frage mich, ob mir die Zigarettenspitze wirklich etwas nützt?«
    »Sie verschafft Ihnen bei General Peckem einen Stein im Brett, trägt Ihnen aber bei General Schittkopp einen Minuspunkt ein«, belehrte Colonel Korn ihn schadenfroh und mit unschuldiger Miene.
    »Und an welchen von beiden soll ich mich ranschmeißen?«
    »An beide.«
    »Aber wie kann ich das? Sie verabscheuen einander. Wie soll ich jemals bei General Schittkopp Steine in mein Brett sammeln, ohne gleichzeitig von General Peckem Minuspunkte zu kassieren?«
    »Indem Sie exerzieren.«
    »Exerzieren, haha. Das ist die einzige Art, ihm zu gefallen. Exerzieren.« Colonel Cathcart verzog mürrisch das Gesicht. »Das sind so Generale! Sie sind eine Schande für die Uniform, die sie tragen. Wenn solche Kerle General werden können, dann muß es doch schließlich auch mir gelingen.«
    »Sie werden es noch weit bringen«, versicherte ihm Colonel Korn mit offensichtlichem Mangel an Überzeugung. Dann wandte er sich kichernd an Yossarián, und seine geringschätzige Heiterkeit nahm noch zu, als er Yossariáns störrische, von Widerwillen und Mißtrauen zeugende Miene bemerkte. »Da haben Sie den Kern der Sache. Colonel Cathcart möchte General werden, ich möchte Full Colonel werden, und deshalb müssen wir Sie nach Hause schicken.«
    »Warum will er General werden?«
    »Warum? Aus dem gleichen Grunde, aus dem ich Colonel werden will. Was sollen wir auch

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