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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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eine ganz und gar schändliche Abmachung. Sie ist im höchsten Grade widerwärtig, Sie werden aber sehr schnell zustimmen.«
    »Verlassen Sie sich nur nicht zu sehr darauf.«
    »Ich zweifle nicht im geringsten daran, obwohl die Sache zum Himmel stinkt. Da fällt mir übrigens ein: Sie haben doch wohl niemandem gesagt, daß Sie sich geweigert haben, weitere Einsätze zu fliegen?«
    »Nein, Sir«, erwiderte Yossarián prompt.
    Colonel Korn nickte anerkennend. »Sehr schön. Sie lügen sehr befriedigend. Sie werden es noch weit bringen, wenn Sie erst mal einen ordentlichen Ehrgeiz entwickelt haben.«
    »Weiß er denn nicht, daß wir uns im Krieg befinden?« kreischte Colonel Cathcart plötzlich und blies wütend und ungläubig in das dicke Ende seiner Zigarettenspitze.
    »Ich zweifle nicht daran, daß es ihm bekannt ist«, erwiderte Colonel Korn beißend, »um so weniger, als Sie ihm diese Tatsache gerade eben erst vor Augen geführt haben.« Colonel Korn runzelte erschöpft die Stirn, und in seinen Augen glomm es bräunlich von tollkühner, heimlicher Verachtung. Er packte mit beiden Händen die Kanten von Colonel Cathcarts Schreibtisch und zog sich auf die Platte hinauf. Da saß er nun und ließ seine kurzen Beine baumeln. Seine Stiefel traten leicht gegen das gelbe Eichenholz; die schlammbraunen, unbefestigten Socken ringelten sich schlaff um Knöchel, die überraschend zierlich und weiß waren.
    »Wissen Sie, Yossarián«, grübelte er freundlich und so, als stelle er spottend und zugleich aufrichtig eine ganz private Betrachtung an, »ich bewundere Sie wirklich ein wenig. Sie sind ein intelligenter Mensch mit einem ausgeprägten Sinn für Moral, und Sie haben Mut bewiesen. Ich bin ein intelligenter Mensch ohne jeden Sinn für Moral und daher sehr wohl in der Lage, das zu beurteilen.«
    »Wir befinden uns in einem kritischen Stadium«, ließ Colonel Cathcart sich schmollend aus einer Ecke vernehmen, ohne im geringsten auf Colonel Korn zu achten.
    »In einem sehr kritischen Stadium«, stimmte Colonel Korn befriedigt nickend zu. »Wir haben gerade einen Wechsel im Kommando erlebt und können es nicht riskieren, bei General Schittkopp oder General Peckem unangenehm aufzufallen. Das meinen Sie doch, Colonel?«
    »Hat er denn kein bißchen Patriotismus?«
    »Haben Sie denn gar keine Lust, fürs Vaterland zu kämpfen?«
    fragte Colonel Korn und ahmte dabei Colonel Cathcarts barschen, selbstgerechten Ton nach. »Möchten Sie denn gar nicht für Colonel Cathcart und mich Ihr Leben opfern?«
    Yossarián schreckte zusammen und horchte bei Colonel Korns letztem Satz auf. »Wie war das?« fragte er. »Was haben Sie und Colonel Cathcart mit meinem Vaterland zu schaffen? Da besteht doch wohl ein Unterschied.«
    »Wie wollen Sie eins vom anderen trennen?« fragte Colonel Korn ironisch und unerschütterlich.
    »Stimmt!« rief Colonel Cathcart begeistert. »Entweder sind Sie für uns oder gegen uns. Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht.«
    »Ich fürchte, er hat Sie in der Klemme«, sagte Colonel Korn zu Yossarián. »Entweder Sie sind für uns oder gegen das Vaterland.
    So einfach ist das.«
    »O nein, Colonel, das nehme ich Ihnen nicht ab.«
    Colonel Korn blieb unbeeindruckt. »Ich, offen gestanden, auch nicht, aber alle anderen tun es. So steht die Sache.«
    »Sie sind eine Schande für die Uniform, die Sie tragen«, brüllte Colonel Cathcart wütend und wandte sich dabei zum erstenmal unmittelbar an Yossarián. »Ich möchte doch wissen, wie Sie jemals Captain haben werden können.«
    »Sie haben ihn befördert«, erinnerte Colonel Korn ihn liebevoll und unterdrückte ein Kichern. »Haben Sie das schon vergessen?«
    »Ich hätte das nie tun dürfen.«
    »Ich habe Ihnen geraten, es nicht zu tun«, sagte Colonel Korn, »aber Sie hören ja nicht auf mich.«
    »Wollen Sie wohl aufhören, mir das unter die Nase zu reiben?«
    rief Colonel Cathcart. Er runzelte die Stirne, stemmte die Fäuste in die Hüften und warf wütende Blicke aus zusammengekniffenen, mißtrauischen Augen auf Colonel Korn. »Auf welcher Seite stehen Sie eigentlich, Sie?«
    »Auf Ihrer, Colonel. Auf welcher wohl sonst?«
    »Dann hören Sie endlich auf, mir Vorwürfe zu machen. Lassen Sie mich gefälligst in Ruhe.«
    »Ich bin auf Ihrer Seite, Colonel. Ich berste förmlich vor Patriotismus.«
    »Vergessen Sie es bloß nicht.« Gleich darauf wandte Colonel Cathcart sich unwillig ab. Er war nur teilweise beschwichtigt und nahm wieder seine Wanderung durchs Büro

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