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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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Reißleine umfassend, mit der anderen die Sperre des Notausstiegs umklammernd, der ihn beim ersten gräßlichen Winseln eines Treffers abwärts in die Luft entlassen sollte. Dorthin also wünschte er sich, wenn er denn überhaupt in einem Bomber sitzen mußte, nicht aber vorne zu hängen, wie ein verfluchter Goldfisch in einem verfluchten Aquarium, während die verfluchten, stinkenden, schwarzen Reihen der Flakgranaten ringsum, über und unter ihm mit einer steigenden, krachenden, sternförmig gestaffelten, jaulenden, spukhaften, kosmologischen Bösartigkeit platzten, pummerten und pilzten, stießen, schoben und wackelten, klirrten und fetzten und die gesamte Besatzung in dem Bruchteil einer Sekunde in einer riesigen Stichflamme zu vernichten drohten.
    Aarfy war Yossarián weder als Beobachter noch sonstwie je von Nutzen gewesen, und bei jedem Flug drängte Yossarián ihn mit Macht aus der Bugkanzel, damit sie einander nicht in den Weg geraten sollten, falls es nötig wurde, sich plötzlich kriechend in Sicherheit zu bringen. Hatte Yossarián ihn erst einmal aus der Kanzel vertrieben, so stand es Aarfy frei, sich dort hinzukauern, wo Yossarián sich nur zu gerne hingekauert hätte. Statt dessen stellte er sich aufrecht hinter die Sitze von McWatt und dem Ko-Piloten, stützte die feisten Ärmchen genüßlich auf, schwätzte, die Tabakspfeife in den Fingern, freundlich mit McWatt und dem Ko-Piloten und wies die beiden Männer, die viel zu beschäftigt waren um hinzusehen, auf drollige, nebensächliche Himmelserscheinungen hin. McWatt war viel zu sehr damit beschäftigt, Yossariáns schneidend herausgebrüllte Kommandos zu befolgen, während Yossarián die Maschine erst auf das Ziel ansetzte, und sie dann vermittels kurzer, schriller, obszöner Zurufe an McWatt, die sehr den gequälten, flehenden Alptraumschreien von Hungry Joe glichen, brutal zwischen den geifernden Fontänen explodierender Granaten hindurchriß.
    Während des ganzen chaotischen Treffens pflegte Aarfy nachdenklich an der Pfeife zu paffen und mit unbekümmerter Neugier durch McWatts Fenster den Krieg zu betrachten, als handele es sich dabei um eine weit entfernte Störung, die ihn keinesfalls berühren konnte. Aarfy war ein eingeschworener Altakademiker, der mit Begeisterung den Beifall für die Mannschaft seiner ehemaligen Universität organisierte, nichts so liebte wie Altherrentreffen und nicht genug Verstand besaß, sich zu fürchten. Yossarián besaß genug Verstand und fürchtete sich, und das einzige, was ihn davon zurückhielt, seinen Posten im Feuer zu verlassen und wie eine feige Ratte durch den Tunnel zurückzukriechen, war seine Abneigung, das Ausweichmanöver beim Abflug vom Ziel einem anderen anzuvertrauen. Es gab keinen Menschen auf der Welt, den er mit einer so unermeßlichen Verantwortung beehrt hätte. Er kannte niemanden, der ein ebenso großer Feigling war wie er. Yossarián flog die besten Ausweichmanöver im ganzen Geschwader, doch ahnte er nicht, warum das so war.
    Es gab keine festgelegten Regeln für Ausweichmanöver. Man brauchte dazu nichts weiter als Angst, und davon hatte Yossarián reichlich, mehr als Orr oder Hungry Joe, mehr sogar als Dunbar, der sich kleinmütig mit dem Gedanken abgefunden hatte, eines Tages sterben zu müssen. Yossarián hatte sich durchaus nicht damit abgefunden, und er kurvte bei jedem Einsatz nach dem Abwurf der Bomben um sein Leben, er brüllte McWatt zu »rechts, rechts, rechts, du Lump, rechts, rechts!«, und er haßte McWatt dabei, als sei McWatt schuld daran, daß sie da oben in der Luft waren und drauf und dran, von Unbekannten ausradiert zu werden, und bei diesen Gelegenheiten benutzte niemand von der Besatzung die Bordverständigung, ausgenommen das eine, jämmerliche Mal, als die Schweinerei über Avignon passierte, als Dobbs mitten in der Luft durchdrehte und weinend um Hilfe zu rufen begann.
    »Helft ihm, helft ihm«, schluchzte Dobbs. »Helft ihm, helft ihm!«
    »Wem denn, wem?« rief Yossarián zurück, nachdem er den Stecker der Bordverständigung wieder in die Dose geschoben hatte, der herausgesprungen war, als Dobbs Huple den Steuerknüppel wegriß und zu dem betäubenden, lähmenden, grauenhaften Sturzflug ansetzte, der Yossarián hilflos gegen die Decke der Kanzel drückte. Huple hatte sie gerettet, indem er Dobbs den Knüppel entwand und die Maschine ruckartig in die Horizontale brachte, leider jedoch mitten in einer puffenden Lage explodierender Granaten, denen sie soeben

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