Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
Vom Netzwerk:
Entrüstung. »Das ist ein Rückfall in den primitivsten Aberglauben!
    Da wird doch die Ursache mit der Wirkung verwechselt. Ebenso könnte man auf Holz klopfen oder die Daumen drücken. Diese Menschen glauben wirklich, sie brauchten morgen nicht zu fliegen, wenn nur jemand in tiefer Nacht still und heimlich die HKL über Bologna hinausschöbe. Kannst du dir sowas vorstellen? Wir beide sind offenbar die einzigen Vernünftigen in diesem Verein.«
    In tiefer Nacht klopfte Yossarián auf Holz, drückte die Daumen und verließ auf Zehenspitzen sein Zelt, um die HKL still und heimlich über Bologna hinaus zu schieben.
    Früh am nächsten Morgen schlich Korporal Kolodny verstohlen zu Captain Black ins Zelt, schob seine Hand unter das Moskitonetz und rüttelte sachte so lange die feuchte Schulter, die er dort fand, bis Captain Black die Augen aufmachte.
    »Weshalb wecken Sie mich?« jammerte Captain Black.
    »Bologna ist gefallen, Sir«, sagte Korporal Kolodny.»Ich dachte bloß, ich wollte Ihnen gleich Bescheid sagen. Wird der Flug abgeblasen?«
    Captain Black richtete sich auf und begann, methodisch seine dürren, langen Schenkel zu kratzen. Nach einem Weilchen zog er sich an und trat blinzelnd, verdrossen und unrasiert vor sein Zelt. Der Himmel war wolkenlos und warm. Er stierte stumpf auf die Karte. Ganz recht, Bologna war eingenommen worden.
    Im Stabszelt entfernte Korporal Kolodny unterdessen bereits die Karten von Bologna aus den Kartentaschen der Beobachter. Laut gähnend ließ Captain Black sich auf seinen Stuhl nieder, legte die Füße auf den Tisch und rief Colonel Korn an.
    »Warum wecken Sie mich auf?« jammerte Colonel Korn.
    »Bologna ist während der Nacht gefallen, Sir. Wird der Flug abgeblasen?«
    »Wovon reden Sie eigentlich, Black?« knurrte Colonel Korn.
    »Warum sollte der Flug abgeblasen werden?«
    »Weil Bologna gefallen ist, Sir. Wird der Flug nicht abgeblasen?«
    »Selbstverständlich wird der Flug abgeblasen. Oder glauben Sie etwa, daß wir jetzt unsere eigenen Truppen bombardieren?«
    »Weshalb wecken Sie mich?« fragte Colonel Cathcart jammernd Colonel Korn.
    »Bologna ist gefallen«, meldete Colonel Korn. »Ich dachte mir, Sie würden das wissen wollen.«
    »Wer hat Bologna denn erobert?«
    »Wir.«
    Colonel Cathcart war außer sich vor Freude, denn nun war er der peinlichen Verpflichtung überhoben, Bologna zu bombardieren, und hatte doch gleichzeitig sein Renommee für außergewöhnliche Tapferkeit gewahrt, das er sich durch die freiwillige Übernahme dieses Auftrages erworben hatte, den nicht er selber, sondern seine Besatzungen ausführen mußten. Auch General Dreedle hörte mit Vergnügen von der Einnahme Bolognas, wenn er auch Colonel Korn grollte, weil dieser ihn mit der Meldung geweckt hatte. Das Bomberkommando war ebenfalls erfreut und beschloß, dem Offizier, der die Stadt eingenommen hatte, einen Orden zu verleihen. Da kein Offizier die Stadt erobert hatte, gab man den Orden General Peckem, denn General Peckem war der einzige Offizier, der genügend Initiative besaß, den Orden für sich zu fordern.
    Kaum hatte General Peckem seinen Orden erhalten, als es ihn auch schon nach größerer Verantwortung verlangte. General Peckem war der Meinung, daß alle auf dem Kriegsschauplatz befindlichen Verbände dem Oberbefehl der Truppenbetreuung unterstellt werden müßten, über die er persönlich das Kommando führte. Wenn, so überlegte er oft genug vernehmlich und mit dem süßen Märtyrerlächeln der Vernunft, das ihm in jeder Auseinandersetzung so gute Dienste tat, wenn die Bombardierung des Feindes nicht als Betreuung der eigenen Truppe zu betrachten sei, dann könne er sich bei Gott nicht vorstellen, was unter Truppenbetreuung zu verstehen sei. Und mit freundlichem Bedauern verzichtete er auf das Angebot, unter General Dreedle einen Kampfauftrag zu übernehmen.
    »Ich dachte eigentlich nicht so sehr daran, unter General Dreedle einen Kampfauftrag zu übernehmen«, erläuterte er mit seinem öligen Lächeln. »Ich dachte mehr daran, selber General Dreedles Posten zu übernehmen oder vielleicht auch daran, General Dreedles Vorgesetzter zu werden und gleichzeitig noch eine Reihe anderer Generäle zu beaufsichtigen. Meine hervorstechendsten Fähigkeiten liegen nämlich auf dem Gebiete der Administration. Ich habe die glückliche Gabe, zwischen Menschen von unterschiedlicher Auffassung Übereinstimmung herzustellen.«
    »Er hat die glückliche Gabe, Menschen von unterschiedlicher Auffassung

Weitere Kostenlose Bücher