Catch 22
darin übereinstimmen zu lassen, daß er ein Stinkmops ist«, vertraute Colonel Cargill boshaft dem Exgefreiten Wintergreen in der Hoffnung an, daß der Exgefreite Wintergreen diese abfällige Meinung beim Stab der 27. Luftflotte verbreiten werde.
»Falls überhaupt jemand ein Kampfkommando verdient, dann bin ich es. Es war sogar mein Einfall, den Orden anzufordern.«
»Wollen Sie wirklich ein Kampfkommando haben?« erkundigte sich der Exgefreite Wintergreen.
»Kampfkommando?« Colonel Cargill war entsetzt. »O nein — da haben Sie mich mißverstanden. Selbstverständlich würde es mir nichts ausmachen, ein Kampfkommando zu übernehmen, meine größten Fähigkeiten liegen jedoch auf dem Gebiet der Administration. Auch ich besitze die glückliche Gabe, zwischen Menschen von unterschiedlicher Auffassung Übereinstimmung herzustellen.«
»Auch er hat die glückliche Gabe, Menschen der unterschiedlichsten Auffassung darin übereinstimmen zu lassen, daß er ein Stinkmops ist«, vertraute der Exgefreite Wintergreen lachend Yossarián an, als er nach Pianosa kam, um in Erfahrung zu bringen, ob das Gerücht von Milo und der ägyptischen Baumwolle wirklich zutreffe. »Falls überhaupt jemand eine Beförderung verdient, dann ich.« Tatsächlich war er bereits zum Exkorporal aufgestiegen, hatte als Postordonnanz beim Stab der 27. Luftflotte eine steile Karriere gemacht, war dann aber sehr bald zum Gemeinen degradiert worden, weil er vernehmlich beleidigende Betrachtungen über seine Vorgesetzten angestellt hatte. Doch war ihm der berauschende Duft des Erfolges zu Kopf gestiegen. Er stellte nun noch höhere sittliche Anforderungen und wurde von dem glühenden Wunsch verzehrt, große Dinge zu vollbringen. »Haben Sie Lust, Feuerzeuge zu kaufen?« fragte er Yossarián. »Sie sind direkt vom Quartermaster gestohlen.«
»Weiß Milo, daß Sie Feuerzeuge verkaufen?«
»Was geht das ihn an? Milo handelt doch nicht etwa auch mit Feuerzeugen?«
»Ganz gewiß tut er das«, klärte Yossarián ihn auf. »Und seine sind nicht gestohlen.«
»Das glauben Sie«, erwiderte der Exgefreite Wintergreen knurrend. »Ich verkaufe meine für einen Dollar das Stück. Was verlangt er für seine?«
»Einen Dollar und einen Penny.«
Der Exgefreite Wintergreen grinste triumphierend. »Wieder eins rauf für mich«, sagte er hämisch. »Was ist das übrigens mit der ägyptischen Baumwolle, die er am Hals hat? Wieviel hat er gekauft?«
»Alles.«
»Was? Die gesamte Ernte? Da bin ich baff!« krähte der Exgefreite Wintergreen schadenfroh. »Was für ein Idiot! Sie waren doch mit ihm zusammen in Kairo, warum haben Sie ihn nicht daran gehindert?«
»Ich?« Yossarián zuckte die Achseln. »Ich habe doch keinen Einfluß auf ihn. Er ist auf einen dieser Fernschreiber hereingefallen, die dort in allen teueren Restaurants herumstehen. Milo hatte noch nie einen Fernschreiber gesehen, der Börsennotierungen bringt, und die Notierung für ägyptische Baumwolle kam gerade herein, als er sich den Apparat vom Oberkellner erklären ließ.
>Ägyptische Baumwolle?< sagte Milo mit diesem eigentümlichen Blick, den er hat. >Wie teuer wird Baumwolle denn gehandelt?< Und im Handumdrehen hatte er die ganze verfluchte Ernte aufgekauft. Jetzt kann er nichts davon loswerden.«
»Ihm fehlt eben die Phantasie. Er könnte haufenweise Baumwolle auf dem schwarzen Markt absetzen, wenn er es richtig anfinge.«
»Milo kennt den schwarzen Markt genau. Es ist keine Nachfrage nach Baumwolle.«
»Aber es besteht Nachfrage nach medizinischen Geräten. Ich könnte die Baumwolle auf Zahnstocher winden lassen und sie als sterile Tupfer verkaufen. Ob er mir wohl einen guten Preis macht?«
»Er verkauft Ihnen nichts, um gar keinen Preis«, antwortete Yossarián. »Er ist wütend auf Sie, weil Sie ihm Konkurrenz machen.
Er hat übrigens auf jeden von uns die Wut, weil wir letztes Wochenende allesamt Durchfall bekommen und seine Küche in Verruf gebracht haben. Sie können uns aber behilflich sein.« Yossarián packte ihn unvermittelt am Arm. »Sie können uns doch bestimmt auf Ihrer Vervielfältigungsmaschine ein paar Befehle fälschen und verhindern, daß wir nach Bologna fliegen müssen.«
Der Exgefreite Wintergreen entzog sich Yossariáns Griff mit verächtlicher Miene. »Natürlich könnte ich das«, erklärte er stolz.
»Aber ich würde mir nicht im Traum einfallen lassen, etwas Derartiges zu tun.«
»Warum nicht ?«
»Weil das Fliegen nun einmal Ihre Pflicht ist. Wir alle
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