Catch 22
hatte, einzugestehen, daß er auch für die Durchfallepidemie verantwortlich gewesen war, die die zweite unnötige Vertagung des Unternehmens bewirkt hatte. Milo war übrigens außerordentlich beunruhigt bei dem Gedanken, daß seine Staffel wiederum vergiftet worden sein könnte, und er eilte besorgt zu Yossarián, um dessen Hilfe zu erbitten.
»Bitte erkundige dich doch bei Korporal Snark, ob er wieder Waschseife in den Kartoffelbrei getan hat«, bat er flüsternd.
»Korporal Snark hat Vertrauen zu dir und sagt dir bestimmt die Wahrheit, wenn du ihm ehrenwörtlich versprichst, nichts weiterzuerzählen. Und dann sagst du mir sofort, was du von ihm erfahren h äst.«
»Selbstverständlich habe ich Waschseife in den Kartoffelbrei getan«, gestand Korporal Snark, als Yossarián ihn fragte. »Das hatten Sie mir doch aufgetragen, nicht wahr? Waschseife wirkt am besten.«
»Er schwört bei Gott, daß er nichts damit zu tun gehabt hat«, meldete Yossarián.
Milo zweifelte schmollend. »Dunbar sagt, es gibt keinen Gott.«
Es war keine Hoffnung mehr. Nach zehn Tagen sah die ganze Staffel aus wie Hungry Joe, der nicht mitzufliegen brauchte und gräßlich im Schlaf schrie. Er war der einzige, der schlafen konnte.
Die ganze Nacht über glitten die Männer wie stumme zigarettenrauchende Gespenster durch die Dunkelheit vor den Zelten.
Tagsüber glotzten sie hilflos und benommen entweder das rote Band auf der Karte oder die unbewegliche Gestalt von Doc Daneeka an, der vor dem geschlossenen Krankenzelt unter dem morbiden, handgemalten Plakat saß. Sie dachten sich bittere, humorlose Witze aus und setzten gräßliche Gerüchte über das Verderben in Umlauf, das sie in Bologna erwartete.
Yossarián machte sich eines Abends in der Offiziersmesse betrunken an Colonel Korn heran, um ihn mit dem neuen Lepage-Geschütz zu foppen, das die Deutschen an die Front gebracht hätten.
»Was für ein Lepage-Geschütz?« erkundigte Colonel Korn sich neugierig.
»Die neue 3,4 cm Lepage-Kleisterkanone«, erklärte ihm Yossarián, »die leimt eine ganze Bomberformation mitten in der Luft zusammen.«
Colonel Korn war verstört und entrüstet und befreite sich aus Yossariáns Klammergriff. »Lassen Sie mich doch los, Sie Idiot!«
schrie er wütend und sah mit rachsüchtiger Genugtuung zu, wie Nately auf Yossariáns Rücken sprang und ihn wegzerrte. »Wer ist denn dieses Mondkalb überhaupt?«
Colonel Cathcart kicherte belustigt. »Das ist der Mann, dem ich auf Ihren Rat nach dem Angriff auf Ferrara einen Orden verliehen habe. Auf Ihre Veranlassung hin habe ich ihn außerdem befördert, das wissen Sie vielleicht noch. Es geschieht Ihnen ganz recht.«
Nately war nicht so schwer wie Yossarián und vermochte den mächtigen Mann nur mühsam quer durch den Raum an einen unbesetzten Tisch zu steuern. »Bist du verrückt?« zischte er ihm bestürzt zu. »Das war Colonel Korn. Bist du verrückt?«
Yossarián verlangte nach einem Schnaps und versprach, ruhig das Feld zu räumen, wenn Nately ihm einen brächte. Dann zwang er Nately, ihm noch zwei Schnäpse zubringen. Als Nately ihn schließlich bis zur Tür geschoben hatte, kam Captain Black von draußen hereingepoltert, stampfte schwer mit den nassen Stiefeln auf und verspritzte Regenwasser um sich wie eine lecke Dachtraufe.
»Au Backe, jetzt sitzt ihr Scheißkerle aber schön in der Tinte!«
verkündete er jubelnd und entfernte sich gewichtigen Schrittes von dem Tümpel, der sich um seine Füße gebildet hatte. »Gerade eben hat Colonel Korn mich angerufen. Wißt Ihr schon, was euch in Bologna erwartet? Haha! Sie haben da jetzt das neue Lepage-Geschütz. Das leimt eine ganze Bomberformation mitten in der Luft zusammen.«
»Gott im Himmel! Es ist wahr!« kreischte Yossarián und taumelte von Entsetzen gepackt gegen Nately.
»Es gibt keinen Gott«, erwiderte Dunbar ungerührt und trat leicht schwankend näher.
»He, hilf mir mal. Ich muß ihn in sein Zelt zurückbringen.«
»Wer sagt das?«
»Ich sage das. Schau bloß mal, wie es regnet.«
»Wir müssen uns einen Wagen besorgen.«
»Klaut euch den Wagen von Captain Black«, riet Yossarián.
»Das mache ich immer.«
»Wir können uns keinen Wagen klauen. Seitdem du damit angefangen hast, Wagen zu klauen, wenn du einen brauchst, ziehen alle den Schlüssel ab.«
»Einsteigen«, sagte Häuptling White Halfoat, der betrunken in einem geschlossenen Jeep daherkam. Er wartete, bis sich alle hineingedrängt hatten, dann fuhr er mit einem Ruck
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