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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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es im Grunde keine Rolle, ob wir damit fortfahren oder nicht.«
    Als Captain Black während der entsetzlichen, schier endlosen Großmächtigen Belagerung von Bologna sah, daß alle seine Feinde im Geschwader wiederum von Angst befallen waren, gedachte er sehnsüchtig der schönen Tage des Glorreichen Kreuzzuges gegen die Abtrünnigen, da er ein wirklich bedeutender Mann gewesen war und so wichtige Persönlichkeiten wie Milo Minderbinder, Doc Daneeka und Piltchard und Wren vor ihm gezittert und ihm die Stiefel geleckt hatten. Um Neulingen zu beweisen, daß er wirklich einmal ein bedeutender Mann gewesen war, bewahrte er immer noch den Brief auf, in dem Colonel Cathcart ihm seine volle Unterstützung zugesagt hatte.

Bologna
    In Wirklichkeit war es nicht Captain Black, der die Panik von Bologna auslöste, sondern Sergeant Knight, indem er sich sachte vom Lastwagen verdrückte und zwei weitere Flak-Anzüge besorgte, nachdem er erfahren hatte, welches Ziel bombardiert werden sollte. Damit gab er das Signal zu der düsteren Prozession zurück ins Kammerzelt, die dann schließlich in einen blindwütigen Ansturm ausartete, bis der letzte überzählige Flak-Anzug ausgegeben war.
    »He, was ist denn los?« fragte Kid Sampson nervös. »So schlimm kann es über Bologna doch nicht sein, oder?«
    Nately, der wie hypnotisiert auf der Ladefläche des Lastwagens saß, umklammerte sein düsteres junges Gesicht mit beiden Händen und antwortete nicht.
    Schuld war also Sergeant Knight, und schuld waren die Verschiebungen. Gerade als sie an jenem ersten Morgen in die Flugzeuge kletterten, kam ein Jeep mit der Meldung, daß es in Bologna regne und der Einsatz verschoben werden müsse. Als sie zum Staffelbereich zurückkehrten, regnete es auch in Pianosa, und sie hatten den ganzen Tag Zeit, wie die Ölgötzen die Hauptkampflinie auf der Karte vor dem Stabszelt zu betrachten und wie gebannt der Tatsache nachzudenken, daß es kein Entkommen gab. Der Beweis dafür war die schmale, rote Schnur, die sich über das Festland spannte: die in Italien kämpfenden Heeresverbände lagen 42 unüberwindliche Meilen südwärts vom Ziel fest und konnten die Stadt unmöglich rechtzeitig erobern.
    Nichts konnte die Männer in Pianosa vor dem Flug nach Bologna bewahren. Sie saßen in der Falle.
    Ihre einzige Hoffnung war, daß es niemals aufhören würde zu regnen, und weil sie wußten, daß es einmal aufhören mußte, hatten sie keine Hoffnung. Als es in Pianosa aufhörte zu regnen, regnete es in Bologna. Als es in Bologna aufhörte, fing es in Pianosa wieder an. Regnete es überhaupt nicht, dann zeigten sich abnorme, unerklärliche Phänomene wie die Durchfallepidemie oder die sich von allein bewegende HKL.
    Viermal wurden sie während der ersten sechs Tage versammelt, instruiert und zurückgeschickt. Einmal starteten sie und hatten schon Formation gebildet, als der Kontrollturm sie zurück beorderte. Je länger es regnete, desto ärger litten sie. Je ärger sie litten, desto mehr beteten sie darum, daß es fortfahren möge zu regnen. Nächtelang sahen die Männer zum Himmel auf und wurden beim Anblick der Sterne von Traurigkeit erfüllt. Tagelang betrachteten sie die HKL auf der großen, wackeligen Karte von Italien, die im Wind hin und her schwankte und immer, wenn es zu regnen begann, unter das Vordach des Stabszeltes geholt wurde. Die HKL war ein scharlachrotes, schmales Band aus Satin, das die vordersten der von den alliierten Heeresverbänden auf dem italienischen Festland gehaltenen Stellungen bezeichnete.
    Am Morgen nach Hungry Joes Faustkampf mit Huples Katze hörte es an beiden Orten auf zu regnen. Die Landebahn begann zu trocknen. Es würde vierundzwanzig Stunden dauern, bis sie fest genug war, doch blieb der Himmel wolkenlos. Die Bitterkeit, die sich in den Männern gesammelt hatte, reifte zu Haß. Zunächst haßten sie die Infanteristen, die es versäumt hatten, Bologna einzunehmen; dann fingen sie an, die HKL zu hassen.
    Stundenlang starrten sie erbittert das rote Band auf der Karte an und haßten es dafür, daß es nicht weiter hinaufrutschte und die Stadt umfaßte. Als es Nacht wurde, versammelten sie sich in der Dunkelheit mit Taschenlampen und setzten dumpf brütend die grausige Nachtwache bei dem roten Band fort, als hofften sie, es durch das vereinigte Gewicht ihrer verdrossenen Gesichter in Bewegung zu bringen.
    »Ich kann es einfach nicht glauben«, sagte Clevinger zu Yossarián, und seine Stimme kippte über vor Erstaunen und

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