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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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Hungry Joe. »Uuuuuuh!«
    »Jedenfalls ist es eine wahre Erleichterung, Flume nicht mehr in der Messe zu sehen. Jetzt ist es aus mit: >Reich mir mal die Butter, Mutter !<«
    »Und: >gib mir mal Gemüse, Luise!<«
    »Und: >schmeiß mir mal 'ne Kartoffel, Stoffel!<«
    »Finger weg, Finger weg!« schrie Hungry Joe. »Finger weg, sage ich, Finger weg, du stinkendes Gehopse!«
    »Jetzt wissen wir doch wenigstens, wovon er träumt«, versetzte Dunbar trocken. »Er träumt von stinkenden Gehopsen.«
    In jener Nacht träumte Hungry Joe, Huples Katze sei auf seinem Gesicht eingeschlafen und ersticke ihn, und als er aufwachte, schlief Huples Katze wirklich auf seinem Gesicht. Seine Angst war grauenhaft, und sein durchdringendes, unirdisches Geheul ließ wie die Druckwelle einer mörderischen Detonation die vom Mond erleuchtete Dunkelheit sekundenlang erzittern. Darauf folgte lähmende Stille, und dann drang Kampflärm aus einem Zelt.
    Yossarián traf als einer der ersten am Schauplatz ein. Als er ins Zelt stürmte, hatte Hungry Joe die Pistole in der Hand und versuchte, sich von Huple loszumachen, um die Katze zu erschießen, die ihn geifernd und mit gezückten Krallen dran zu hindern suchte, Huple zu erschießen. Beide Herren trugen Militärunterwäsche. Die nackte Glühbirne über ihnen schwankte wie betrunken an ihrem Draht und erzeugte einen wahren Hexentanz von schwarzen Schatten, so daß man glauben konnte, das ganze Zelt schwanke hin und her. Yossarián streckte instinktiv den Arm aus, um sich festzuhalten, und setzte dann zu einem ungeheuerlichen Sprung an, mit dem er alle drei Kombattanten unter sich begrub. Als er wieder aufstand, hatte er ein Schlafittchen in jeder Hand — das von Hungry Joe und das der Katze. Hungry Joe und die Katze starrten einander blutdürstig an. Die Katze zischte Hungry Joe an und Hungry Joe versuchte, ihr einen Boxhieb zu versetzen.
    »Fairer Kampf«, bestimmte Yossarián, und alle, die voller Entsetzen bei dem Lärm herbeigeeilt waren, brachen ungeheuer erleichtert in Beifallsgeschrei aus.
    »Wir verlangen einen fairen Kampf«, erklärte Yossarián als Unparteiischer Hungry Joe und der Katze, nachdem er beide hinausgetragen hatte, sie aber immer noch am Schlafittchen gepackt und voneinander fern hielt. »Fäuste, Zähne, Krallen. Aber keine Schußwaffen«, verwarnte er Hungry Joe. »Und gespuckt wird auch nicht«, ermahnte er die Katze streng. »Auf los gehts los. Los!«
    Die Menge, auf jede Ablenkung begierig, war vielköpfig und trostbedürftig, doch kaum hatte Yossarián die beiden Kombattanten losgelassen, als die Katze schon unrühmlich wie ein feiger Hund vor Hungry Joe weglief. Hungry Joe wurde zum Sieger ausgerufen. Er trabte stolz und glücklich mit dem Lächeln des Meisters davon, Hühnerbrust raus, Schrumpfkopf hoch. Siegreich ging er ins Bett zurück und träumte von neuem, daß Huples Katze auf seinem Gesicht eingeschlafen sei und ihn ersticke.

Major— de Coverley
    Der Feind fiel nicht auf die verschobene HKL herein, wohl aber Major — de Coverley. Er packte seinen Kleiderbeutel, griff sich ein Flugzeug und, in dem Glauben, daß auch Florenz von den Alliierten eingenommen sei, ließ er sich nach dieser Stadt fliegen, um dort zwei Wohnungen für die Offiziere und Mannschaften der Staffel zu mieten, in denen diese ihren Erholungsurlaub verbringen sollten. Er war noch nicht zurückgekehrt, als Yossarián aus Major Majors Büro hinaushüpfte und darüber nachzudenken begann, an wen er sich nun noch um Hilfe wenden könne.
    Major — de Coverley war ein prächtiger, furchtgebietender, würdevoller alter Mann, der ein mächtiges Löwenhaupt samt einem ungebärdigen weißen Haarschopf sein eigen nannte, der wie ein Schneesturm sein strenges, patriarchalisches Antlitz umwehte.
    Seine dienstlichen Obliegenheiten bestanden, wie sowohl Doc Daneeka als auch Major Major ganz zutreffend vermuteten, einzig darin, Hufeisen zu werfen, italienische Arbeiter zu rauben und Wohnungen zu mieten, in denen Offiziere und Mannschaften ihren Erholungsurlaub verbringen konnten. Und diese drei Aufgaben erledigte er beispielhaft.
    Immer, wenn die Einnahme einer Stadt wie Neapel, Rom oder Florenz unmittelbar bevorzustehen schien, pflegte Major — de Coverley seinen Kleiderbeutel zu packen, ein Flugzeug samt Piloten zu requirieren und sich davonfliegen zu lassen, was alles er wortlos zustande brachte, einzig vermöge seiner ehrfurchtgebietenden, herrscherlichen Miene und der entschiedenen Gesten seiner

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