Catch 22
gereizt.
»Wirst du endlich aufstehen und ins Auto kriechen, damit wir nach Hause kommen?«
»Wir können nicht alle wegfahren. Es muß jemand hierbleiben und dem Häuptling mit seiner Karre helfen. Er hat sie im Motorpool ausgeliehen.«
Häuptling White Halfoat platzte fast vor Stolz, während er ins Stabsauto kletterte. »Der Jeep gehört Captain Black«, erläuterte er frohlockend. »Gerade eben habe ich ihn mit Hilfe eines zweiten Schlüssels vor der Offiziersmesse geklaut. Captain Black glaubt, er hat den Schlüssel heute morgen verloren.«
»Sieh mal an, das kleine Wunderkind! Darauf müssen wir noch einen trinken.«
»Habt ihr denn noch nicht genug getrunken?« schimpfte Clevinger los, nachdem McWatt angefahren war. »Euch ist es wohl egal, ob ihr euch zu Tode sauft oder zu Tode erkältet, was?«
»Jawohl, bloß nicht zu Tode fliegen.«
»Los, schneller, schneller«, drängte der Häuptling. »Und mach die Scheinwerfer aus. Dann geht es besser.«
»Doc Daneeka hat schon recht«, fuhr Clevinger fort. »Die Menschen sind zu dumm, um auf sich aufzupasssen. Wirklich, ihr ekelt mich an.«
»Na schön, du Großmaul, dann mach, daß du rauskommst«, befahl der Häuptling. »Alle verlassen den Wagen außer Yossarián.
Wo ist Yossarián?«
»Wälz dich doch endlich von mir runter«, lachte Yossarián und stieß ihn weg. »Du bist ja von oben bis unten verdreckt.«
Clevinger blickte Nately streng an. »Überrascht bin ich einzig deinetwegen. Weißt du überhaupt, wie du riechst? Und statt auf ihn aufzupassen, besäufst du dich ebenso wie er. Wenn er nun wieder in eine Prügelei mit Appleby geraten wäre?« Als er Yossarián kichern hörte, riß Clevinger ängstlich die Augen auf. »Er hat sich doch nicht etwa wieder mit Appleby geprügelt?«
»Diesmal nicht«, sagte Dunbar.
»Nein, diesmal nicht. Diesmal hat er sich was Schöneres ausgedacht.«
»Diesmal hat er eine Prügelei mit Colonel Korn angefangen.«
»Wirklich?« stöhnte Clevinger.
»Wirklich?« rief der Häuptling entzückt. »Darauf müssen wir einen trinken.«
»Aber das ist ja grauenhaft!« erklärte Clevinger, der das Schlimmste fürchtete. »Warum mußt du dir ausgerechnet Colonel Korn aussuchen? Was ist übrigens mit den Scheinwerfern los?
Warum ist es so dunkel?«
»Ich habe sie ausgemacht«, antwortete McWatt. »Der Häuptling hat recht, ohne Scheinwerfer fährt es sich viel besser.«
»Seid ihr denn verrückt?« kreischte Clevinger und beugte sich nach vorne, um die Scheinwerfer wieder anzustellen. Dann wirbelte er herum und sah Yossarián an, fast hysterisch vor Hilflosigkeit. »Siehst du jetzt, was du machst? Sie benehmen sich schon alle wie du! Wenn es nun aufhört zu regnen und wir morgen nach Bologna fliegen müssen, dann werdet ihr alle in erstklassiger Verfassung sein.«
»Es hört eben nicht auf zu regnen. Ein Regen wie dieser hört vielleicht überhaupt nie auf.«
»Er hat aber schon aufgehört«, sagte jemand, und alle verstummten. »Ihr armen Schweine«, murmelte Häuptling White Halfoat mitleidig nach einigen Augenblicken des Schweigens.
»Hat es wirklich aufgehört zu regnen?« erkundigte Yossarián sich kleinlaut.
McWatt stellte die Scheibenwischer ab, um sich zu überzeugen.
Es hatte aufgehört zu regnen. Der Himmel klarte auf. Hinter bräunlichen Nebelschleiern trat scharf der Umriß des Mondes hervor.
»Na wenn schon«, sagte McWatt nüchtern. »Soll doch alles der Teufel holen.«
»Keine Angst, Freunde«, tröstete der Häuptling, »die Landebahn wird bis morgen nicht fest genug sein. Vielleicht fängt es auch noch einmal an zu regnen.«
»Du elendes, lausiges Stinktier!« kreischte Hungry Joe aus seinem Zelt, als sie vorüberfuhren.
»Herr im Himmel, ist der denn schon wieder zurück? Ich dachte, er wäre noch mit dem Kurierflugzeug in Rom.«
»Uuuuh! Uuuuuuuuh!« schrie Hungry Joe.
Der Häuptling schrak zusammen. »Der Kerl macht mir eine Gänsehaut«, gestand er krächzend. »Was ist übrigens mit Captain Flume los?«
»Wenn ich an den denke, kriege ich eine Gänsehaut. Vorige Woche bin ich ihm im Wald begegnet, da hat er Beeren gegessen. Er schläft schon lange nicht mehr in seinem Wohnwagen und sieht aus wie ein Gespenst.«
»Hungry Joe hat Angst, daß er einspringen muß, wenn sich einer .
krank meldet. Dabei darf sich niemand krank melden. Habt ihr gesehen, wie er gestern abend versucht hat, Havermeyer umzubringen und dabei in Yossariáns Splittergraben gefallen ist?«
»Uuuuuh!« schrie
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