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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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an, der alle hintenüberfallen ließ. Ihre Flüche beantwortete er mit brüllendem Gelächter. Er fuhr schnurgerade aus dem Parkplatz hinaus und gegen die Straßenböschung auf der anderen Seite. Die Insassen wurden hilflos nach vorn geschleudert und begannen neuerlich zu fluchen. »Ich habe vergessen, die Kurve zu nehmen«, erläuterte er.
    »Paß lieber auf!« warnte Nately. »Vielleicht machst du auch die Scheinwerfer an.«
    Der Häuptling entfernte sich im Rückwärtsgang von der Straßenböschung, nahm die Kurve und sauste mit höchster Geschwindigkeit die Straße entlang. Die Reifen machten auf dem vorbeiflitzenden Asphalt ein sirrendes Geräusch.
    »Nicht so schnell«, mahnte Nately.
    »Am besten fährst du mich zu euren Zelten, damit ich ihn ins Bett bringen kann, und dann zu unserer Staffel zurück.«
    »Wer bist du überhaupt, zum Kuckuck?«
    »Dunbar.«
    »He, mach doch die Scheinwerfer an!« rief Nately, »und achte gefälligst auf die Straße!«
    »Die sind ja an. Ist denn Yossarián nicht im Wagen? Ohne ihn hätte ich euch Lumpenhunde gar nicht mitgenommen!« Der Häuptling drehte sich herum und suchte glotzend den hinteren Teil des Wagens ab.
    »Paß doch auf!«
    »Yossarián! Ist Yossarián hier?«
    »Ich bin ja da, Häuptling. Laß uns jetzt nach Hause fahren. Woher weißt du das überhaupt so genau? Du hast ja gar nicht auf meine Frage geantwortet.«
    »Na siehst du? Ich habe doch gesagt, er ist hier.«
    »Welche Frage?«
    »Na die, die ich dir vorhin gestellt habe.«
    »War sie wichtig?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Bei Gott, ich wollte, ich könnte mich noch auf diese Frage besinnen.«
    »Es gibt keinen Gott.«
    »Richtig, davon sprachen wir«, rief Yossarián. »Woher weißt du das überhaupt so genau?«
    »He, sind die Scheinwerfer wirklich an?« brüllte Nately.
    »Klar sind sie an. Was willst du bloß von mir? Es ist nur der Regen. Der prasselt gegen die Windschutzscheibe, und deshalb kannst du nichts sehen.«
    »Schöner, schöner Regen.«
    »Ich hoffe es hört nie auf zu regnen. Es regnet...«
    »... Gott segnet...«
    »... die Erde . ..«
    ».. . wird naß. Klein Yo-Yo möchte baden gehen . . .«
    »... am Strande nackte Mädchen sehen .. .«
    »... mit den dicken ...«
    Der Häuptling übersah auch die nächste Krümmung der Straße und steuerte den Jeep ganz die Böschung hinauf. Oben angelangt besann sich der Jeep, rollte langsam wieder hinunter, kippte auf die Seite und legte sich bequem im Schlamm zurecht. Nun herrschte angsterfüllte Stille.
    »Hat jemand was abbekommen?« erkundigte sich Häuptling White Halfoat gedämpft. Niemand war verletzt, und er seufzte erleichtert. »Ihr müßt nämlich wissen: mein Unglück ist, daß ich nie auf andere Leute höre«, ächzte er. »Irgend jemand hat doch immer wieder gesagt: mach die Scheinwerfer an, aber ich wollte einfach nicht hören.«
    »Ich habe dir gesagt, du sollst das Licht einschalten.«
    »Siehst du, siehst du. Und ich wollte einfach nicht hören, nicht wahr? Wenn ich doch nur was zu trinken hätte. Ich habe ja was zu trinken! Hier, die Flasche ist heil.«
    »Es regnet herein«, bemerkte Nately. »Ich werde ganz naß.«
    Der Häuptling öffnete die Flasche, nahm einen Schluck und reichte sie herum. Chaotisch übereinander liegend tranken alle, mit Ausnahme von Nately, der immer wieder vergeblich nach der Türklinke tastete. Die Flasche rollte mit einem Bums gegen seinen Kopf, und der Schnaps rann ihm in den Hals. Sogleich begann er, sich krampfhaft zu winden.
    »He, wir müssen raus!« schrie er. »Wir ertrinken sonst noch alle!«
    »Ist da jemand drin?« fragte Clevinger besorgt und leuchtete von außen mit einer Taschenlampe in den Jeep hinein.
    »Clevinger!« brüllten sie und versuchten, ihn durchs Fenster hereinzuziehen, als er sich hilfsbereit zu ihnen hinunter beugte.
    »Nun sieh dir das an!« sagte Clevinger empört zu McWatt, der grinsend am Steuer des Stabsautos saß. »Da liegen sie wie eine Horde besoffener Ochsen. Du auch, Nately? Du solltest dich schämen! Los jetzt, hilf mir, die Kerle auf die Beine zu bringen, ehe sie alle an der Lungenentzündung sterben!«
    »Das ist übrigens gar kein schlechter Einfall«, bemerkte der Häuptling versonnen. »Ich glaube, ich werde an Lungenentzündung sterben.«
    »Warum?«
    »Warum nicht?« antwortete der Häuptling und ließ sich behaglich in den Matsch zurücksinken, die Schnapsflasche im Arm wie einen Säugling.
    »Nun seht bloß, was er da macht«, versetzte Clevinger

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