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CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)

CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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und ungebremst in ihren Vauxhall Cavalier krachte.
    Sie hatten nicht die geringste Chance. In den folgenden Wochen und Monaten hatte Dan diesen Satz so oft aufgeschnappt, hatte ihn aus dem Mund von so vielen Leuten gehört – von Freunden, Verwandten, Polizisten, Sozialarbeiterinnen –, dass er mit der Zeit jedes einzelne Wort davon hassen lernte. Es war keine bewusste Grausamkeit, das wusste er heute, aber damals schien ihm der Satz eine bittere Wahrheit zu verbergen: Sie waren hoffnungslos. Sie waren Loser. Sie haben es nicht geschafft, am Leben zu bleiben …
    Der Fahrer war nur deshalb nicht weitergefahren, weil sein Lastwagen sich in dem Cavalier verkeilt hatte. Doch während andere Autofahrer herbeigeeilt waren, um den Verletzten zu helfen, war es dem Mann, der sie auf dem Gewissen hatte, gelungen, sich davonzuschleichen. Angeblich war einer der Helfer ihm noch querfeldein nachgelaufen, hatte ihn aber in dem Waldgebiet südlich der A27 verloren. Später stellte sich heraus, dass der Pick-up weder angemeldet noch versichert war, er hatte keine Prüfplakette, und Bremsen und Reifen waren in einem vorschriftswidrigen und lebensgefährlichen Zustand. Unter dem Beifahrersitz wurde eine kleine Menge Drogen gefunden.
    Der Fahrer konnte nie ermittelt werden. Anfangs spielte das für Dan keine Rolle; es würde ihm seine Eltern nicht mehr zurückbringen, und das war das Einzige, was für ihn zählte. Erst als er erwachsen wurde, begann das Bewusstsein der Ungerechtigkeit ihn zu quälen wie eine wundgeriebene Stelle auf der Haut, doch zu diesem Zeitpunkt schien es zu spät zu sein, um mit irgendjemandem darüber zu reden. Stattdessen hatte er versucht, es zu vergessen, und zu seiner ewigen Schande war ihm das auch größtenteils gelungen.
    Bis zu diesem Dienstagabend, als er zu dem geworden war, was er zutiefst verabscheute.
    In der Dunkelheit war es so gut wie unmöglich, die Schäden am Auto zu erkennen. Nur eine Reihe unregelmäßiger Schatten, die Dellen im Blech, dort, wo der Wagen Hank O’Brien erfasst und in den Graben geschleudert hatte.
    Ich war es , dachte Dan. Robbie hat recht. Ich habe am Steuer gesessen. Ich muss die Verantwortung übernehmen .
    Er schniefte und merkte, dass seine Sicht sich getrübt hatte. Vielleicht war er betrunken. Aber es wäre so einfach, auch wenn es spät war – mein Gott, halb zwölf schon –, es wäre so einfach, zum Telefon zu greifen und anzurufen. Sich zu stellen.
    »Was ’n los?«, sagte eine verschlafene Stimme.
    Dan fuhr zusammen. Louis stand am Tor, seine Silhouette zeichnete sich vor dem hellen Beton der Einfahrt ab.
    »Nichts.«
    »Hab mich nur gefragt, was du um diese nachtschlafende Zeit in der Garage treibst.« Louis klang gedrückt, aber da war auch eine Andeutung seines vertrauten trockenen Humors, vielleicht ein Ausdruck seines Wunschs nach Wiedergutmachung.
    »Wie geht’s dir denn so?«
    Louis zuckte mit den Achseln. Er sah auf seine Füße und scharrte mit den Schuhspitzen über den staubigen Garagenboden. »Beschissen.«
    »Diese Szene gestern Abend …«
    »Du musst es mir nicht sagen. Ich hab mich wie ein Arschloch aufgeführt.«
    Dan nickte. »Es macht mir auch keinen Spaß, dir Moralpredigten zu halten, Louis. Ich wünschte, das wäre nicht nötig.«
    »Aber wenn du es nicht tust, wer dann, hm? Die arme Joanie hat eh schon genug Stress.«
    »Wenn sie oder ich ab und zu mal ein Machtwort sprechen, dann nur, weil wir dich gern haben.«
    »Meinst du, das weiß ich nicht? Das macht’s ja nur noch schlimmer.« Louis schob die Hände in die Hosentaschen. Er trug eine Jogginghose und ein T-Shirt, und Dan musste gegen den automatischen Impuls ankämpfen, ihn auszuschimpfen, weil er keine Jacke übergezogen hatte.
    »Ich mach mir Sorgen um dich, Louis. Du bist in dem Alter, wo man gerne mit seinen Freunden ausgeht, sich betrinkt und … was auch immer.« Er beschloss, dass dies nicht der richtige Moment war, um das »Was-auch-immer« anzusprechen. »Aber das ist auch gefährlich. Wenn dir niemand Grenzen setzt – oder jedenfalls, wenn du nicht weißt, wo die Grenzen sind –, dann besteht die Gefahr, dass es … na ja, dass es dich irgendwann zerstört. «
    Nach seiner kleinen Rede war es eine Weile still. Dan bildete sich ein, es läge daran, dass er sich unbeholfen, so unklar und verworren und zugleich so klischeehaft anhörte. Doch dann sah er, dass Louis die Tränen über die Wangen liefen.
    »Ich komm mir so minderwertig vor, verglichen mit dir.« Er

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