CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
die Antwort finden, Bernard.«
Quills murmelte eine Erwiderung. Stemper hatte keine Ahnung, was er sagen wollte, aber der Ton drückte Einverständnis und Gefügigkeit aus, und das genügte ihm.
»Von jetzt an, Bernard, lässt du die Tür immer unverschlossen, und ich werde bald wieder hier sein. Vielleicht schon morgen Abend. Ich werde dich besuchen, wenn du schläfst, und wir werden reden, und am Ende wirst du spüren, was du im Grunde deines Herzens schon weißt – dass ich dich besser verstehe, als es je irgendein Mensch getan oder auch nur versucht hat.«
Wieder ein schläfriges Murmeln, wieder ein lustvolles Zucken.
»Ich kann in deine Seele blicken. Ich sehe den liebenswerten, einsamen Mann, der dort wohnt, so oft missverstanden, so oft zurückgewiesen oder übersehen. Das spielt alles keine Rolle mehr, denn jetzt hast du jemanden, der wirklich deine Seele will. Schlaf jetzt, schlaf tief und erinnere dich daran: Letzten Endes will ich, was das Beste für dich ist, Bernard. Ich werde wieder zu dir kommen, sehr bald. Sehr bald.«
Quills lächelte, doch seine Augen blieben geschlossen. Er regte sich nicht, als Stemper sich aufrichtete und das Zimmer verließ.
53
Robbie empfand es als Zumutung, an einem Samstag um acht Uhr aufstehen zu müssen; quasi eine Verletzung seiner Menschenrechte. Obwohl es an diesem Tag bei Compton immer am meisten zu tun gab, konnte er es regelmäßig so deichseln, dass er erst später anfing, falls er nicht eine Ausrede fand, gleich ganz zu Hause zu bleiben.
Heute aber machte er gerne eine Ausnahme – ganz exklusiv für die Schwester von Mr Hank O’Brien unseligen Angedenkens.
Er kippte gerade einen Kaffee, als Jed hereinspaziert kam, nackt bis auf seine versifften grauen Shorts. Das erinnerte Robbie daran, dass er die Heizung herunterdrehen musste.
»Alles klar?«, sagte er. Jed ließ sich selten vor elf Uhr blicken, zumal, wenn er am Abend vorher um die Häuser gezogen war. Robbie hatte ihn gegen vier hereinkommen gehört.
»Also, wegen dieser Karre, die du loswerden willst – ich kenn da einen Typ, der arbeitet auf ’nem Schrottplatz bei Winchester. Er meint, er lässt das Auto für dich verschwinden, aber es wäre besser, wenn es schon ziemlich demoliert wäre.«
»Okay.«
» Ist es denn schon ziemlich demoliert?«
»Das wird es sein. Wie bringen wir es dorthin?«
»Er kann es abholen, wenn du willst.«
»Prima.«
»Dreihundert«, fügte Jed hinzu. »Cash, wohlgemerkt.«
Robbie nickte. Dan würde ausrasten. »Bisschen heftig, oder?«
»Er arbeitet da nur, das heißt, er riskiert bei der Sache seinen Job. Und da ich den Eindruck hatte, dass es dir wichtig ist …« Jed sagte es in spöttischem Ton, als ob er die Antwort schon kennte.
»Es ist für einen Kumpel.«
»Klar. Und du hast Sorge, dass er die Kohle nicht lockermachen wird?«
»Nein, nein. Ist echt kein Problem.«
»Gut. Dann kannst du mir also hundert als Vorschuss geben?«
»Jetzt?«
»Ich treffe mich später mit ihm. Deswegen bin ich so früh aus den Federn. Ich tu das für dich, Robert.«
Robbie gab sich Mühe, seine mangelnde Begeisterung zu verbergen, und ging in sein Zimmer. Jed folgte ihm, und Robbie wusste nicht, wie er ihn daran hindern sollte. Er wusste, dass eine direkte Aufforderung wahrscheinlich ignoriert würde – und was würde dann passieren?
Jed lehnte sich gegen den Türrahmen und kratzte sich abwesend am Schritt. Robbie blieb an seinem Bett stehen. Er wollte nicht unter den Bettvorleger greifen, der seinen Fußbodensafe bedeckte.
»Willst du dich nicht mal anziehen?«, fragte er.
»Nee, ich dachte mir, ich geh einfach mal nackt auf die Straße. Damit die Damenwelt von Brighton mal so richtig was zum Staunen hat.« Jed grinste und verschränkte die Arme. Er war entschlossen zu bleiben.
Robbie sagte sich, dass es eigentlich keine Rolle spielte. Von dort, wo er stand, würde Jed die Kombination nicht sehen können. Doch es ging ihm ums Prinzip – es ärgerte ihn, wenn ihm in seiner eigenen Wohnung seine Privatsphäre verwehrt wurde. Er würde Jed sagen müssen, dass er sich allmählich etwas anderes suchen musste.
Natürlich konnte er es nicht jetzt sagen. Aber bald.
Mit dem Rücken zu Jed öffnete er den Safe und nahm ein Bündel Banknoten heraus. Als er Dan am Mittwoch erzählt hatte, er sei vollkommen abgebrannt, war das durchaus ehrlich gemeint. Das hier war Geld, das er nicht einmal mitzählte, wenn er Kassensturz machte – es war seine Reserve für den
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