CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
die Tür und wurde sich erst mit Verspätung bewusst, dass sie sich ihm fast an den Hals geworfen hätte. Doch seine Körpersprache schien jede allzu große Nähe zu verbieten. Er trug eine Jeans und ein blau gestreiftes Hemd – Freizeitkleidung –, stand aber stocksteif da und strahlte große Anspannung aus. Erst als er ihren Zustand registrierte, legte er etwas von seiner Unnahbarkeit ab, und die strenge Miene wich einem zärtlich-besorgten Blick.
Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Ich sehe fürchterlich aus, oder?«
»Ich will nicht lügen. Ich bin gekommen, um Ihnen die Nachricht zu überbringen, aber ich vermute, dass mir jemand zuvorgekommen ist.«
Sie nickte. Nachdem sie ihn hereingebeten hatte, übernahm er sofort das Kommando.
»Warum gehen Sie sich nicht ein wenig frisch machen, und ich kümmere mich inzwischen um den … Kaffee, nicht wahr? Kein Tee?« Er grinste, doch Cate wurde von der Erinnerung an jene andere Gelegenheit, bei der sie sich vor ihm blamiert hatte, ganz heiß im Gesicht.
»Sind Sie hier wegen …« Sie schluckte. »Martin?«
»Ich fürchte ja. Seinen Namen habe ich schon gestern erfahren, aber erst als ich heute Morgen die … die Fotos sah und feststellte, dass mir sein Gesicht bekannt vorkam …«
Sie brauchte eine Sekunde, um zu erfassen, dass er nicht von Fotos des lebenden Martin sprach, sondern von Bildern eines Toten. Die Tränen traten ihr in die Augen.
»Es tut mir leid. Das war taktlos von mir.« Von irgendwo zauberte er ein Papiertaschentuch herbei, und nachdem Cate es genommen hatte, ließ er den Arm ausgestreckt, als ob er wünschte, dass er ihr noch mehr anbieten könnte: eine tröstende Umarmung.
Dann wandte er sich ab. »Kaffee ist gleich fertig«, sagte er, und erst als Cate die Treppe hinaufging, wurde ihr klar, dass es wahrscheinlich nicht die Schüchternheit gewesen war, die ihn zurückgehalten hatte, sondern sein Pflichtbewusstsein.
Im Bad starrte sie ihr Spiegelbild an und erschauderte. Es war eine Situation, in der nur eine komplette Kriegsbemalung einen Unterschied gemacht hätte, und dazu hatte sie im Moment weder Zeit noch Lust. Stattdessen wusch sie sich das Gesicht, bürstete ihre Haare und schlüpfte in schwarze Leggings und eine pflaumenblaue Tunika.
Als sie herunterkam, war der Kaffee fertig, und der Detective werkelte in ihrer Küche herum, als ob er hier zu Hause wäre.
»Sie haben hoffentlich nichts dagegen, wenn ich uns Toast mache. Gibt es auch Marmelade?«
»Im Schrank nebenan. Ich nehme Marmite, danke.«
»Wirklich? Igitt.« Sein Ton war scherzhaft, aber das war nicht derselbe Mann, der sie zum Essen eingeladen hatte. Nachdem sie mit den Frühstückssachen ins Wohnzimmer gegangen waren und sich an den Tisch gesetzt hatten, bestätigte er ihre Befürchtungen, indem er sagte: »Da hab ich mich in einen ziemlichen Schlamassel manövriert. Allein schon durch meine Anwesenheit hier bewege ich mich auf dünnem Eis.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich habe noch niemandem von Ihrer Verbindung zu diesem Fall erzählt. Die Zusammenhänge sind mir immer noch nicht ganz klar.«
»Mir auch nicht. Ich kann nicht glauben, dass Martin in Kensington Gardens ermordet wurde.«
»Und Sie hatten wirklich keine Ahnung, dass er es war? Sie hatten ihn davor überhaupt nicht gesehen?«
Cate schüttelte den Kopf. Als sie sich den Einkaufsbummel noch einmal in Erinnerung rief, kam es ihr vor, als ob sie sich gestern die ganze Zeit ein wenig unbehaglich gefühlt hatte. Mehr als einmal hatte sie das Bedürfnis gehabt, sich umzuschauen. Aber diese Erinnerung war doch sicherlich durch das, was sie jetzt wusste, verfälscht?
»Nein«, sagte sie. »Ich habe ihn definitiv nicht gesehen.«
»Seine Lebensgefährtin sagte, er hätte vorgehabt, mit seinem Bruder angeln zu gehen.«
»Ich weiß. Janine war heute Morgen hier.« Als sie die Begegnung schilderte, war sie sehr versucht, nichts über Martins letzte Worte zu sagen, doch es war Thomsett, der das Thema ansprach.
»Was glauben Sie, was er sagen wollte? Sagen Sie es Cate … dass ich sie liebe? Ist es das?«
»Ich hoffe nicht.« Cate erschauderte. »Wir werden es nie erfahren.«
»Aber er hegte wohl immer noch Gefühle für Sie; sonst hätte er Sie nicht neulich morgens hier belagert. Und er hat Janine angelogen, was seine Pläne für den Samstag betraf. Glauben Sie, dass er Ihnen gefolgt sein könnte, bevor er starb?«
Sie nickte. »Es ist mir total unangenehm, ihn in ein so schlechtes Licht
Weitere Kostenlose Bücher