CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
anderer Ausgaben rund dreiunddreißig Millionen übrig bleiben würden, wovon zwei Drittel – zweiundzwanzig Millionen – in ihre bevorzugten Projekte fließen würden.
Wenn es ihnen jetzt gelänge, den Plan irgendwie zu retten, stünden ihnen praktisch die gesamten fünfzig Millionen zur Verfügung. Gordon hatte vorgeschlagen, fifty-fifty zu teilen, doch Patricia bestand darauf, fünfunddreißig Millionen in ihre philanthropischen Vorhaben zu stecken. So würden sie ihr Privatvermögen, das sich momentan auf knapp drei Millionen belief – einschließlich des Hauses in Surrey und ihrer Villa in der Toskana – um fünfzehn Millionen vermehren.
Das wäre nach den Maßstäben der meisten Menschen eine Menge Geld. In der vergangenen Woche hatte Gordon sich mehr als einmal gefragt, warum sie nicht einfach einen Schlussstrich zogen, den afrikanischen Traum vergaßen und sich mit dem beschieden, was sie hatten.
Aber dann dachte er an die Jacht – seinen langgehegten Wunsch –, an den bröckelnden Wert einiger ihrer wichtigsten Investitionen und an die Aussicht, vielleicht zwanzig oder dreißig Jahre Ruhestand mit einem unweigerlich sinkenden Einkommen verbringen zu müssen. Dann hieße es Abschied nehmen von der Villa, von den exotischen Ferienreisen, der Schlemmerei und dem fantastischen Sex mit seinen kurvenreichen Playmates in Kingston-upon-Thames …
Patricia hatte recht. Sie hatten zu viel zu verlieren. Und wenn sie jetzt alles auf eine allerletzte Karte setzen mussten, dann sollte es eben so sein.
Stemper schlief fast sechs Stunden. Er badete, zog sich an und schlich sich leise hinaus, während Quills im Speisesaal monologisierte. Vielleicht hatte einer der Touristen sein Interesse geweckt.
Er fand ein Restaurant in der Nähe des Theatre Royal, in dem um elf Uhr noch Essen serviert wurde. Dort stärkte er sich, gönnte sich ein paar Gläser Wein und war kurz vor ein Uhr zurück in der Pension.
Im Haus war alles still, bis auf das gedämpfte Gelächter aus einem Zimmer im zweiten Stock. Die Tür zur Privatwohnung war unverschlossen, wie Stemper es angeordnet hatte.
Quills war noch wach. Seine Augen leuchteten, sein Gesicht glühte. Schwer angetrunken, wie es aussah. Hervorragend.
»Bist du schläfrig?« Stemper kauerte sich ans Bett. »Es funktioniert besser, wenn du schläfrig bist.«
»Ich bin zu aufgeregt, um zu schlafen.«
»Ich nehme an, du hast heute Abend ein paar neue Freunde kennengelernt. Hast du mit ihnen getrunken?«
»Das eine oder andere Gläschen.« Quills kicherte. »Ich wünschte, du wärst dabei gewesen.« Unter der altmodischen Daunendecke begann sein Körper sich sanft zu drehen und zu winden; sein Arm, quer über den Bauch drapiert, lag ruhig da und wartete auf das Signal zu beginnen.
»Tu es«, sagte Stemper. »Es wird dir helfen, dich zu entspannen.«
»Ich bin entspannt.« Die Bewegung setzte ein, rhythmisch und schnell.
»Mach langsamer.«
»Es ist ein wunderbares Gefühl. Aber ich wünschte, du …«
»Nicht heute Nacht. Heute Nacht musst du tun, was ich dir sage. Schließ die Augen. Erinnere dich daran, wie es letztes Mal war. Wie du meiner Stimme gelauscht hast und das Gefühl hattest zu versinken. Ein herrlich schweres Gewicht, Bernard, das in der Dunkelheit versinkt. Und während du es tust, will ich, dass du dir die besondere Überraschung ausmalst, die ich dir in meiner letzten Nacht hier bereiten werde.«
»Wann …?« Quills’ Stimme war belegt und schläfrig.
»Bald. Morgen oder am Dienstag. Wir werden zusammen etwas trinken. Was magst du am liebsten? Was ist dein Lieblingsgetränk?«
»Cham… Champagner.«
»Also Champagner. Und du darfst die Flasche aussuchen. Leg sie schon mal auf Eis und denk dran, was du in dieser Nacht tun wirst; die Lust, die du empfinden wirst, wenn du dich hinlegst und in die Wärme hinabsinkst, in die schwere Wärme und den Frieden, die Stille. Die Lust. Denk an all das, denk an mich, und dann will ich, dass du tief schläfst.«
Ein leises, gedehntes Stöhnen begleitete eine Serie von Zuckungen unter der Bettdecke, und dann lag Quills reglos da, immer noch das verträumte Lächeln auf den Lippen. Mehrere Minuten lang wurde nichts gesprochen, keiner der beiden bewegte einen Muskel.
Es knackte in Stempers Knie, als er sich aufrichtete, doch der Mann im Bett rührte sich nicht. Es war Stempers Aufmerksamkeit nicht entgangen, wie einfach es gewesen wäre, ein Kopfkissen zu nehmen und es auf das Gesicht des armen Mannes zu
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