CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
einfach zu viel um die Ohren.
Martins Tod war bedauerlich, aber das hatte alles nichts mit ihm zu tun.
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Nachdem Dan gegangen war, ließ Cate sich als Erstes ein Bad ein. Es war ein vielfach bewährtes Mittel gegen seelischen Stress.
Sie bedauerte nicht, was an diesem Nachmittag passiert war – im Gegenteil, der Sex war eine wunderbare Ablenkung gewesen. Aber Dans Verrat hatte sie tief verletzt, auch wenn sie Robbies Rechtfertigung berücksichtigte, dass es besser für sie sei, nichts zu wissen. Er hätte sie nicht anlügen dürfen.
Diese Überzeugung geriet ein wenig ins Wanken, als sie aus der Wanne stieg und ein paar entgangene Anrufe von ihrer Mutter vorfand, gefolgt von einer ziemlich geschmacklosen SMS : Kommst wohl vor lauter Vögeln nicht dazu, mir von ihm zu erzählen?!
Eine Anspielung auf das Date, das nie stattgefunden hatte. Cate fluchte halblaut. Sie würde antworten müssen, aber sie konnte ihrer Mutter nicht von Martin erzählen. Nicht heute. Den Stress musste sie sich nicht auch noch antun.
Und das machte sie zur Heuchlerin, oder nicht? Denn auch sie log und täuschte auf Schritt und Tritt.
Sie schlenderte langsam zum Schlafzimmerfenster und geriet kurz in Versuchung, einfach einen Koffer zu packen und wegzufahren. Dann atmete sie tief durch und griff zum Telefon.
»Wie war’s? Hat er fürs Essen bezahlt? Seid ihr im Bett geland …«
»Mum, hör auf, ja? Ich habe mich nicht mit ihm getroffen.«
»Sag bloß, du hast gekniffen?«
»Nein. Er musste kurzfristig absagen. Irgendein Problem mit einem seiner Kinder.«
»Hmm.« Entweder glaubte sie Cate nicht, oder sie nahm ihm seine Begründung nicht ab.
»Es ist keine große Sache. Wir holen es vielleicht nächste oder übernächste Woche nach.«
»Habt ihr noch keinen neuen Termin ausgemacht?«
»Nein. Ich habe dir doch von Anfang an gesagt, dass es nur eine lockere Verabredung war. Du hättest dich da nicht so reinsteigern sollen.«
»Ist alles in Ordnung mit dir? Du klingst gestresst.«
»Mir geht’s gut. Du, ich muss jetzt Schluss machen. Ich glaube, da ist jemand an der Tür.«
»Wer?«
»Nur eine Nachbarin.« Wieder eine Lüge. »Wir reden morgen weiter.«
Cate beendete das Gespräch mit pochendem Herzen. Sie hatte ein Auto draußen vorfahren sehen, das ihr sofort bekannt vorkam. Sie trat vom Fenster zurück und zog rasch eine Jeans und ein Sweatshirt über. Dans Enthüllungen waren ihr noch allzu frisch im Gedächtnis.
Von jetzt an wird jeder Kontakt, den ich mit der Polizei habe, wie ein Drahtseilakt sein …
So, wie er an die Tür hämmerte, wäre es wohl keine Lösung, einfach nicht aufzumachen. Cate ging langsam nach unten und bemühte sich, einen ruhigen Eindruck zu machen.
Sie öffnete die Tür und nickte knapp, als er seinen Dienstausweis vorzeigte. Sie wusste natürlich ganz genau, wer er war. Er tat es nur, um sie an seine Macht zu erinnern.
»Was kann ich für Sie tun, DC Avery?«
»Ich wollte Ihnen wieder mal einen freundlichen Rat zukommen lassen. DS Thomsett sagte mir, Sie wüssten schon Bescheid über Ihren Ex?«
Cate erkannte, dass er sie mit seinem Auftreten einschüchtern wollte, doch sie hatte heute schon zu viel durchgemacht, und das Resultat war eine plötzliche Furchtlosigkeit.
»Ja, ich habe es heute Morgen gehört.«
»Nun, der charmante Guy, bei dem die Damen reihenweise weiche Knie bekommen, glaubt, es sei nur ein Zufall. Der arme Martin, der arme Hank – schluchz, heul. Zwei Unglücksraben, beide zur falschen Zeit am falschen Ort.« Avery deutete mit dem Daumen auf seine Brust. »Aber ich gehe da ganz anders ran. Wie ich die Sache sehe, stecken Sie bis über beide Ohren in irgendeiner Geschichte drin. Ich schätze, Sie wissen weit mehr, als Sie zugeben, und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wieso mein Sergeant auf Ihr Theater reingefallen ist.«
»Weil es kein Theater ist«, entgegnete Cate, immer noch getragen von einer eigenartigen Welle gesteigerten Selbstbewusstseins. »Und DS Thomsett ist ein unendlich viel besserer Polizist, als Sie es je sein werden.«
»Ah, klingt nach wahrer Liebe«, sagte Avery gedehnt. »Aber damit können Sie den Kopf nicht aus der Schlinge ziehen. Als Rechtsanwältin …« – er feixte und presste die Lippen zusammen, als ob er am liebsten ausspucken würde – »werden Sie ja wissen, was es für Konsequenzen hat, wenn Sie die Polizei anlügen. Also überlegen Sie sich gut, welche Grube Sie sich da selbst graben, damit es nicht am Ende Ihr
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