CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
Grab wird.«
»Drohen Sie mir etwa?«
»Natürlich nicht, meine Beste. Ich will Sie nur zur Vorsicht mahnen. Sobald ich es einrichten kann, werde ich Sie zur Vernehmung bestellen. Wenn es sein muss, werde ich es über Thomsetts Kopf hinweg tun. Und wenn sich herausstellt, dass der DS Sie gedeckt hat …« Er stieß einen Pfiff aus, der bedauernd klingen sollte. »Tja, dann kann er wohl seinen Schreibtisch räumen.«
»Und Sie werden seinen Job übernehmen?«
Avery zuckte mit den Achseln. »Das werden wir sehen, nicht wahr? Es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen dieses selbstgefällige Grinsen auszutreiben, Madam. Denn es mag sein, dass Sie Hank O’Brien nicht eigenhändig getötet haben. Aber Sie wissen verdammt genau, wer es war, stimmt’s?«
Cate erwiderte nichts. Sie starrten einander eine scheinbare Ewigkeit lang an. Cate registrierte die wachsende Frustration des Detectives, und sie setzte noch eins drauf, indem sie lächelte, als könnte sie kein Wässerchen trüben.
»Sie sind doch nur gekommen, um ein bisschen auf den Busch zu klopfen. Wenn Sie irgendeinen konkreten Verdacht gegen mich haben, dann gehen Sie und finden Sie Beweise, und dann kommen Sie wieder und verhaften mich. Aber bis dahin lassen Sie mich gefälligst in Frieden.«
Sie knallte ihm die Tür vor der Nase zu, dann ballte sie die Fäuste und presste sie gegen ihre Wangen, um nicht laut aufzuschreien – vor Wut und Erleichterung und vor schierer Verblüffung über ihre eigene gelungene Vorstellung.
Die Ankunft eines zweiten Besuchers veranlasste Stemper, seine Observierung abzubrechen. Diesmal gab es keinen Zweifel, dass der Mann Polizeibeamter war, und Caitlin wirkte alles andere als erfreut, ihn zu sehen.
Stemper beobachtete eine Weile, wie sie miteinander sprachen, und entschied dann, dass er genug gesehen hatte. Er konnte hier wenig erreichen und ging dafür ein großes Risiko ein.
Er kehrte in die Pension zurück. Quills nahm gerade eine Gruppe von Touristen in Empfang, Deutsche vielleicht oder Dänen. Stemper sah die Verwandlung, die im Gesicht des Pensionsinhabers vorging, als er eintrat – das Wiederaufleben einer Hoffnung. Quills’ Blick blieb an der neuen Regenjacke hängen, die Stemper über dem Arm trug, und dann an seinem Anzug. Das waren nicht die Kleider, in denen er gestern Morgen weggegangen war.
»Ich dachte schon, Sie hätten mich verlassen«, sagte Quills und lachte freudlos.
»Mein Meeting hat sich die ganze Nacht hingezogen«, erwiderte Stemper. »Jetzt bin ich erschöpft. Vielleicht können wir uns später unterhalten?«
Quills reagierte mit kaum verhohlenem Entzücken. Er hätte zu gern mehr gesagt, doch die Touristen forderten seine Aufmerksamkeit. Stemper dankte ihnen stumm und glitt hinaus.
85
Die Blakes verbrachten einen ruhigen, ereignislosen Abend. Während Patricia ein Buch von Max Hastings über Churchill las, suchte Gordon ein paar Stunden lang im Internet nach Verbindungen zwischen Templeton und der Anwaltskanzlei, bei der Caitlin Scott angestellt war. Schließlich kam er zu dem Ergebnis, dass es reiner Zufall war, wenngleich es deutlich machte, was ihr Problem war: Bei so vielen Unbekannten war es irgendwann unmöglich, die Bedrohungen richtig einzuschätzen und zu entscheiden, welchen man aktiv entgegentreten musste und welche man ignorieren konnte.
Zwei Lichtblicke gab es allerdings. Zum einen rief Jen-Ling an, als sie sich gerade zu einem leichten Abendessen an den Tisch setzten. Sie hatte sich jetzt so weit gefangen, dass sie selbst mit ihnen sprechen konnte. Gordon nahm das Gespräch an – Patricia konnte zwar Mitgefühl heucheln, aber nicht die nötige Geduld.
Er war angenehm überrascht, wie fließend sie Englisch sprach – in mancher Hinsicht verständlicher als Jerry selbst. Sie war bescheiden und höflich und dankte den Blakes für ihre Hilfe. Gordon fand rasch einen Draht zu ihr und konnte ihr Fragen zum Fortgang der polizeilichen Ermittlungen stellen.
Die Antworten waren ermutigend. Niemand schien daran zu zweifeln, dass Jerry von eigener Hand gestorben war. Jen-Ling hatte bestätigt, dass es nicht leicht gewesen war, mit diesem Mann zusammenzuleben, einem Mann, dem man durchaus zutrauen konnte, dass er seine sexuellen Vorlieben vor Familie und Freunden geheim gehalten hatte.
Dann rief ihre Tochter an und entschuldigte sich, dass sie so lange nicht mehr zu Besuch gekommen war. Sie schlug vor, dass man sich im Lauf der Woche zum Essen treffen sollte, doch Gordon musste sie
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