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CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)

CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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anrufen, oder besser gleich hingehen und sich stellen. In Hollingbury gab es eine Wache, gleich gegenüber dem Asda-Supermarkt, wo sie jede Woche einkauften, vielleicht eine knappe Meile von seinem Haus entfernt.
    Dan hatte nur vage Vorstellungen von der Prozedur, aber er vermutete, dass sie alles andere als angenehm sein würde. Würde er auf freien Fuß gesetzt werden, nachdem er seine Aussage gemacht hatte, oder würden sie ihn in Untersuchungshaft nehmen? Der Gedanke, eingesperrt zu sein – und obendrein zusammen mit gewalttätigen, gefährlichen Männern –, dämpfte seine Begeisterung für den Plan.
    Er seufzte. Von unten kam das Geräusch der Toilettenspülung, dann hörte er Joans schwere Schritte auf dem Küchenboden. Einen Moment lang dröhnte laute Musik aus dem Radio, dann drehte sie es leiser. Jeden Moment würde das Wecksignal seines Handys ertönen …
    Seine Gedanken sprangen zurück zu dem Wort Radio.
    Fernsehen.
    Die Nachrichten.
    Er setzte sich zu schnell auf, und ihm wurde wieder schwindlig. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, sich die Dusche zu sparen, entschied dann aber, dass er nicht von seiner normalen Routine abweichen sollte. Also schleppte er sich ins Bad und schloss automatisch hinter sich ab, ehe er mit einem Schaudern den Riegel wieder zurückschob. Er konnte sich kaum vorstellen, wie es wäre, dieser alltäglichen Freiheit beraubt zu sein.
    Ein säuerlicher Geruch hing in der Luft, und auf dem Boden waren ein paar hässliche Flecken, wo Louis es mit dem Aufwischen nicht so genau genommen hatte. Dan fand eine Flasche Badreiniger und benutzte ein paar Lagen Toilettenpapier, um die Schweinerei zu beseitigen. Noch ein Vorgeschmack auf den Gefängnisalltag: die körperlichen Ausscheidungen anderer Leute aufwischen zu müssen.
    Als er mit Rasieren, Duschen und Anziehen fertig war, war es fast sieben. Er ging die Treppe hinunter, darauf bedacht, den unbekümmerten Gesichtsausdruck beizubehalten, den er vor dem Badezimmerspiegel eingeübt hatte. Dabei hatte er das Gefühl, am Beginn des ersten Tages eines neuen Lebens zu stehen, und er fühlte sich alles andere als wohl in seiner neuen Haut.
    Es war die Haut eines Lügners und Feiglings, die Haut eines Mörders.
    Als Ersatzmutter war Joan besonders stolz darauf, »ihren Jungs« das Frühstück zu bereiten. Irgendwie schaffte Louis es immer, sich darum zu drücken und sich nur einen Apfel oder einen Müsliriegel zu schnappen, weil er permanent zu spät dran war. So fiel Dan die Rolle zu, ein anständiges Frühstück über sich ergehen zu lassen, denn er wusste, dass es seiner Tante half, dem Morgen eine Struktur zu geben – auch wenn ihm eine Scheibe Toast oder ein Joghurt wesentlich lieber gewesen wäre.
    Joan schien nicht zu merken, dass etwas nicht in Ordnung war, als sie sich begrüßten. Sie deutete auf den Becher Kaffee, der bereits auf ihn wartete, und wandte sich dann wieder dem Speck in der Pfanne zu.
    »Frühstück ist gleich fertig.«
    »Super. Danke.«
    »Louis hat gesagt, wir sollen ihn nicht vor neun wecken.«
    Sie klang skeptisch, aber Dan zuckte mit den Achseln. »Er sollte ja wohl seinen eigenen Stundenplan kennen.«
    »Ja«, stimmte sie ihm zu. »Ja, das sollte er.«
    Im Radio lief leise BBC . Dan konnte nicht zum Lokalsender umschalten, ohne Joans Argwohn zu wecken. Er ging mit seinem Kaffee ins Wohnzimmer, schaltete den Fernseher ein und begann nach Lokalnachrichten zu suchen. Joan kam herein, als gerade ein Wetterbericht zu Ende ging.
    »Wahrscheinlich bekommen wir noch mehr Regen«, bemerkte sie. Nach einem freundlichen Tadel wegen seiner mangelnden Tischmanieren brachte sie ihm seinen Teller auf einem uralten Holztablett herein.
    Dan hatte diesen Moment gefürchtet – den Moment, wo er sich mit geheuchelter Begeisterung über einen Berg Rühreier, Speck, Pilze und Toast hermachen müsste. Doch beim Anblick des voll beladenen Tellers ließ sein Magen ein ungeduldiges Knurren vernehmen, und er merkte, dass er halb verhungert war.
    Während er aß, schaltete er zwischen den beiden Hauptsendern hin und her und bekam so von beiden die Lokalmeldungen mit. Nirgends wurde ein Unfall mit Fahrerflucht in West Sussex erwähnt; es ging wieder mal hauptsächlich um irgendwelche bürokratischen Kinkerlitzchen und das Chaos auf den Straßen.
    Joan kam ein, zwei Mal herein und schaute eine Weile im Stehen zu, das Geschirrtuch in der Hand, den Kopf zur Seite geneigt. Sie schnalzte mit der Zunge und gab ihre üblichen

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