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CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)

CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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gehängt, als ihm die blutverschmierten Taschentücher einfielen. Er angelte sie aus der Tasche, angewidert von der Berührung mit dem zusammengeknüllten, klebrigen Papier.
    Da das obere Bad besetzt war – er konnte Louis lautstark würgen hören –, ging Dan ins untere Klo und warf die Taschentücher in die Schüssel. Das Wasser begann sich hellrot zu verfärben, und die Erkenntnis traf ihn mit brutaler Wucht: Das ist das Blut eines Toten.
    Er schloss die Augen und musste selbst gegen die Übelkeit ankämpfen. Dann wusch er sich gründlich die Hände, während er das gehetzte Gesicht im Spiegel über dem Waschbecken anstarrte. Louis hatte recht: Er sah wirklich fürchterlich aus. Tiefe Ringe unter den Augen, wie sein Vater sie gehabt hatte.
    Als er herauskam, war Joan schon wieder ins Bett gegangen. Er stieg die Treppe hinauf und klopfte leise an die Badtür.
    »Alles klar?«, flüsterte er.
    Louis antwortete mit gedämpfter Stimme: »Ja. Bei dir auch?«
    Einen Augenblick lang wurde Dan von einem geradezu fieberhaften Bedürfnis gepackt zu beichten – Joan und seinen Bruder zu holen und ihnen alles zu erzählen, gleich hier auf dem Flur.
    Dann war der Augenblick vorbei, und er sagte nur: »M-hm. Nacht, Louis.«
    Er ging in sein Zimmer, wo ihn schlagartig eine lähmende Müdigkeit erfasste. Ohne das Licht einzuschalten, schälte er sich aus seinem T-Shirt, ließ seine Jeans herunter, streifte sie mit den Füßen ab und fiel aufs Bett.
    Er hatte nicht damit gerechnet, gleich einschlafen zu können, aber er war weg, kaum dass sein Kopf das Kissen berührte – es hatte mehr von einer Ohnmacht als von Einschlafen. Sein letzter banger Gedanke, mit dem er hinüberglitt, war, dass die Tragödie dieses Abends Eingang in die Alpträume finden würde, die ihn seit seiner Kindheit verfolgten: der Unfall seiner Eltern, den er ein ums andere Mal in allen blutigen Details erlebte.
    Aber es war nicht der Unfall, von dem er träumte, und es waren auch nicht Hank O’Brien oder seine Eltern. Es war Cate. Er träumte, dass sie ihn von Anfang an geliebt hatte, und es brach ihm das Herz zu wissen, dass er sie nicht verdient hatte.

10
    Der Anruf kam kurz nach drei Uhr morgens. In der toten Stunde.
    Das Telefon stand auf Gordons Seite des Betts. Er erwachte mit einem Ruck, las die Uhrzeit vom Radiowecker ab und wusste sofort, dass es schlechte Nachrichten waren. Kein Mensch rief um drei Uhr früh mit guten Nachrichten an.
    Während seine Hand zum Hörer ging, dachte er noch: Hoffentlich geht es nicht um Lisa. Er hielt es nicht für wahrscheinlich. Seine Tochter war eine unscheinbare, undramatische Frau von Ende zwanzig, bei guter Gesundheit, nicht besonders risikofreudig. Dennoch war er beunruhigt, und er atmete erst wieder auf, als er den Hörer am Ohr hatte und die Stimme des Anrufers erkannte.
    Es war Jerry Conlon. Und Jerry hatte nichts mit Lisa zu tun; er war ihr noch nie begegnet.
    Aber in einem Punkt hatte Gordon dennoch recht.
    Dreißig Sekunden lang hörte er sich Jerrys Erklärungen an. Jerry Conlon ging auf die sechzig zu, er hatte sein Leben lang getrunken und geraucht, und bei seiner verschleimten Aussprache und seinem knurrenden Südlondoner Akzent ging am Telefon so manches Wort unter. Zum Glück war Gordon die Sprechweise des Mannes so vertraut, dass er das Fehlende leicht ergänzen konnte.
    Nachdem Jerry geendet hatte, wusste Gordon nicht recht, was er sagen sollte. Die Erleichterung darüber, dass nichts mit Lisa war, beschäftigte ihn immer noch. Schließlich sagte er in einem vorsichtigen Flüsterton: »Ja, ja, ganz recht«, und nachdem Jerry noch eine Weile weitergeredet hatte: »Nein, das war ganz richtig. Ja. Tun Sie das.«
    Und dann beendete er das Gespräch, weil es offensichtlich nichts weiter zu bereden gab. Doch als er sich aus dem Bett lehnte, um den Hörer aufzulegen, registrierte er eine ominöse Bewegung auf der anderen Seite, und mit dem wohlbekannten flauen Gefühl im Magen wurde Gordon klar, dass er nicht davonkommen würde.
    Die Nachttischlampe ging an. Patricia war hellwach und trat sofort in Aktion: Sie schob das altmodische Seidenfederbett weg und griff nach ihrer Brille, als gelte es Dokumente durchzulesen oder Anweisungen zu erteilen.
    »Ein Problem?«
    »Möglicherweise. Das war Jerry.«
    Patricia setzte sich sofort kerzengerade auf, mit einem Blick, der Löcher in die Bettdecke zu brennen drohte. Gordon ließ die Muskeln in seinen Armen und Beinen spielen und bemühte sich, entspannt zu

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