CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
sah eine Gestalt auf die Straße rennen, nur wenige Meter hinter ihnen. »Fahr!«, schrie er, und Robbie riss sich zusammen, haute den zweiten Gang rein und trat aufs Gas. Dan knallte mit dem Hinterkopf an die Kopfstütze, doch er spürte den Schmerz kaum. Die Gestalt stapfte immer noch auf sie zu, legte die Hände zusammen, eine gezielte Bewegung, also ob …
Ein greller Lichtblitz fiel durchs Heckfenster. Er schießt auf uns , war Dans erste Reaktion. Er schrie wieder auf und tauchte zur Seite weg. Der BMW scherte aus, Robbie korrigierte den Kurs, trat das Gaspedal durch, und sie schossen davon.
»Was zum Teufel war das?«, kreischte Robbie.
Dan sah sich um; seine Augen schmerzten immer noch von dem Blitz. Kein Schuss, das wusste er jetzt.
»Eine Kamera. Er hat ein Foto gemacht.«
»O verdammt! Das Nummernschild …?« Robbie hatte den Fuß vom Gas genommen, sodass der Wagen wieder langsamer wurde.
»Was tust du?«
»Sollen wir umkehren? Es war nur einer, ja?«
»Nein. Er könnte ein Polizist sein.«
»Ah, Mist, nein!« Robbie beschleunigte wieder. Niemand sagte etwas, sie dachten beide angestrengt nach. Dann redeten sie gleichzeitig los.
Robbie: »Er kann kein Polizist sein …«
Dan: »Das Foto wird vielleicht nichts …«
»Was?«
»Es hängt von der Reichweite des Blitzes ab. Die meisten Nachtaufnahmen taugen nichts.«
Robbie nickte, er wollte es nur zu gerne glauben. »Wenn er ein Bulle wäre, dann wäre er nicht allein. Und es gäbe eine Straßensperre.«
Das schürte neue Befürchtungen, doch eine Minute später kamen sie am Pub vorbei. Der Parkplatz war proppenvoll. Ein Grüppchen von Rauchern stand vor der Tür, doch es war keine Polizei zu sehen, keine Fahrzeuge oder Straßensperren hinderten sie am Weiterfahren.
Robbie fuhr in vorschriftsmäßigem Tempo weiter in Richtung Norden, bis sie Partridge Green erreichten. Dort bog er rechts nach Shermanbury ab, wo sie wieder die Straße in Richtung Süden nahmen.
»O Scheiße, Dan. Wenn es kein Bulle war, wer zum Teufel war das dann?«
»Ich weiß es nicht.« Wie gelähmt vor Verwirrung konnte Dan nur an das denken, was er am Abend zuvor zu Robbie gesagt hatte:
Es gibt jemanden, in dessen Leben sein Tod eine Lücke reißt, darauf kannst du dich verlassen.
26
Es war ein langer und furchtbar stressiger Tag gewesen, und als Jerry sich endlich meldete, waren sie beide nicht mehr ganz auf der Höhe.
Patricia hatte Gordons Angebot ausgeschlagen, allein aufzubleiben und zu warten. »Dann muss ich ja doch bloß aufstehen, wenn Jerry kommt.«
»Aber es könnte noch Stunden dauern, und selbst dann gibt es vielleicht gar nichts zu berichten.«
»Gordon, ich bin durchaus in der Lage, einmal etwas länger aufzubleiben.«
Und das war sie. Sie saß mit Gordon im Wohnzimmer und gab höhnische Kommentare zu den Bemühungen von Newsnight ab, eine Welt zu schildern, in der sie beide sich viel besser auskannten als sämtliche BBC -Apparatschiks.
»Staatlich finanziertes Fernsehen, das ist wirklich eine Unverschämtheit«, sagte Patricia. »Das gehört einfach abgeschafft – und so wird es eines Tages auch kommen.«
Gordon stimmte ihr natürlich aus vollem Herzen zu, obwohl er hin und wieder den Verlockungen der Nostalgie erlag: Die Tierfilme von David Attenborough, die Weihnachts-Specials des Komiker-Duos Morecambe and Wise, die Live-Berichterstattung zu feierlichen Anlässen. Und die Übertragungen aus Wimbledon.
Das Telefon klingelte gegen zehn vor zwölf. Gordon drückte die Lautsprechertaste, und sie hörten Jerrys Stimme, ein langgezogenes, tiefes Gurgeln, bebend vor Aufregung. » Hab ich sie doch erwischt! «
»Wie bitte?«
»Bin ich auf Lautsprecher? Ich kann frei reden, ja?«
»Ja, Jerry«, sagte Patricia. »Erklärung, bitte.«
»Sie waren zu zweit. Sind gegen zehn Uhr in einem BMW aufgekreuzt.«
Gordon warf seiner Frau einen Blick zu: Es war genau so, wie Stemper es vorhergesagt hatte.
»Haben Sie sie deutlich sehen können?«, fragte Patricia.
»Das nicht. Hatte mich hinter der Hecke versteckt. Der eine hätte mich fast entdeckt.«
»Gut. Was können Sie uns über sie sagen?«
»Junge Kerle. In den Zwanzigern, vielleicht Anfang dreißig. Beide ziemlich groß und schlank. Haben ziemlich gutes Englisch geredet, aber nicht so piekfein wie …«
Wie Sie beide , hatte er sagen wollen.
Gordon lächelte. »Sie meinen gebildet?«
»Genau. Der eine war ganz nervös, als ob er wüsste, dass sie ein großes Risiko eingehen.«
»Was haben
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