CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
nur winzig, aber beide registrierten sie. »Sind Sie verheiratet? Oder leben Sie mit jemandem zusammen?«
Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an, nicht etwa erbost, sondern nur, um ihre Überraschung zu zeigen. »Ist das eine offizielle Frage?«
»Nein. Ich bin einfach nur neugierig.«
»Ich war verheiratet«, sagte sie. »Wir haben uns letztes Jahr scheiden lassen.«
»Oh, das tut mir leid. Bei mir ist es dasselbe, nur zwei Jahre her. Seitdem bin ich Wochenendvater.«
Es gefiel ihr, dass er nicht versuchte, es lustig klingen zu lassen; stattdessen war deutlich zu sehen und zu hören, wie es ihn schmerzte.
»Wir hatten wenigstens das Glück, dass es keine Kinder gibt.« Cate merkte, dass ihre Stimme zu versagen drohte: gefährliches Thema, Mädel. Sie griff nach ihrem Handy, um auf die Uhr zu sehen, und die alberne SMS von Martin fiel ihr wieder ein. »Wenn es sonst nichts zu besprechen gibt – ich müsste jetzt langsam los …«
»Ja, natürlich.« Thomsett stand auf, und sie gaben sich die Hand. »Ich melde mich dann wegen der Phantombilder. Und halten Sie Ausschau nach mir im Fernsehen. Ich hoffe, sie wiederholen es in den Abendnachrichten.«
»Ja, das mache ich.«
»Hoffen wir einfach auf einen glücklichen Zufall, hm?« Er lächelte, vielleicht völlig ohne Hintergedanken, doch Cate interpretierte es anders: Ich weiß, was Sie vor mir verbergen, und Sie werden damit nicht durchkommen …
31
Willie Denham war ein kleiner, rundlicher Mann mit dichtem weißem Haar und sorgfältig gestutztem weißem Bart. Er hatte freundliche Augen und gerötete Wangen, und er erinnerte Dan ein wenig an Richard Attenborough in Jurassic Park.
Auch seine Stimme war sanft und leise, doch seine milde, augenzwinkernde Art verbarg einen eisernen Willen, wenn es darum ging, das Familienunternehmen zu schützen. Dan hatte es schon öfter erlebt, dass Mitarbeiter der Illusion erlegen waren, der Chef sei einer, mit dem man alles machen könne. Von denen hatte sich keiner lange gehalten.
Normalerweise störte sich Dan überhaupt nicht an Denhams Vorliebe für Rundgänge durch den Betrieb und vermeintlich harmlose Plaudereien. Er war stolz auf sein Verkaufsteam und wusste, dass es ihn nicht enttäuschen würde. Heute aber wurde er das Gefühl nicht los, dass Denham ihn durchschaut hatte.
Es war schlimm genug, dass jeder Fernsehapparat im Laden eine fatale Anziehungskraft auf ihn ausübte. Die 24-Stunden-Nachrichtensender waren die schlimmsten, obwohl keiner bislang über den Unfall mit Fahrerflucht berichtet hatte. Jetzt sah Dan mit Bangen den Zwölf-Uhr-Nachrichten entgegen – dann brachten sowohl BBC als auch ITV einen Block mit Lokalmeldungen.
Wenn es einen winzigen Trost gab, dann war es die Tatsache, dass Hayley die Nachrichten nicht mitbekommen würde. Sie hatte ihn demonstrativ davon in Kenntnis gesetzt, dass sie sich mit ihrer besten Freundin Miranda treffen wollte, die in einer Bank in der North Street arbeitete. Dan hatte keinen Zweifel, dass sein sprunghaftes Verhalten das Top-Thema ihres Gesprächs sein würde. Nach außen hin nett und freundlich, war Miranda eine emotionale Blutsaugerin, und die jüngste Krise der beiden würde ihr reichlich Nahrung bieten.
»Flaues Geschäft heute.«
Dan fuhr zusammen. Denham war urplötzlich an seiner Seite aufgetaucht. Wegen des Größenunterschieds musste Dan unwillkürlich auf die kleine kahle Stelle am Scheitel des älteren Mannes herabsehen. Auf der Schulter seines Sakkos glitzerten Schuppen.
»Ja, leider«, sagte Dan.
»Der Donnerstag ist natürlich immer schwer einzuschätzen. Das Wetter ist auch durchwachsen …« Denham sah zur Fensterfront, wo gerade ein Bus vorbeifuhr und den Laden für ein paar Sekunden verdunkelte. »Aber ich könnte mir denken, dass es bald wieder besser läuft; wir müssen nur Geduld haben.«
Dan drehte sich halb um, als ob er den Laden nach Kunden absuchte, die er bislang übersehen hatte. Dieser Versuch, das Gespräch zu beenden, war schon hart an der Grenze dessen, was die Höflichkeit zuließ, doch Denham blieb einfach schweigend stehen und nickte vor sich hin. Mehrere quälende Sekunden verstrichen, ehe er wieder sprach.
»Wissen Sie, ich finde, dass Sie …«
»Dan! Telefon für dich!« Es war eine der Verkäuferinnen, Maisie, die Denhams Anwesenheit nicht bemerkt hatte. »Eine Cate?«
Dan entschuldigte sich bei seinem Chef und eilte davon. Als er das Büro erreichte, drehte er sich noch einmal um und sah, dass Denham mit
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